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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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Offenbar waren die Menschen zum Zentrum des Platzes gelaufen, als die Soldaten das Feuer eröffnet hatten. Jetzt bildete dieser Streifen eine hilfreiche Pufferzone zwischen den Lebenden und den Toten. Als Rachel den Rand des Leichenberges erreichte, zog sie ihre Tochter vom Rücken herunter und setzte sie auf dem Boden ab. Sybil stolperte und stürzte. Ihre Beine waren zu schwach, um sie zu tragen.
    »Alles in Ordnung?«
    »Ja«, schniefte Sybil und wischte sich die Nase mit dem Arm ab, während sie mit weit aufgerissenen Augen auf den grausigen Weg zurückblickte, den sie gekommen waren.
    »Bleib dicht bei mir. Lauf auf keinen Fall weg. Verstanden?«
    Sybil nickte, krallte sich mit einer Hand an Rachels blutdurchtränktem Gewand fest und zog sich hoch. Zusammen schlurften sie los, um sich der Gruppe am Tor anzuschließen. Sie bestand aus etwa zwanzig der beherztesten Überlebenden, die sich jetzt zu den Neuankömmlingen umdrehten.
    »Ich … ich glaube, wir sollten versuchen, einer nach dem anderen hinauszuschleichen«, sagte ein hochgewachsener Mann mit hellbraunem Haar und einem scharfgeschnittenen Gesicht. »Wenn sie dort draußen sind, bemerken sie eine einzelne Person nicht, die in der Dunkelheit rausschlüpft.«
    »Sei nicht albern«, meinte Rachel.
    Der Mann fuhr herum und starrte sie an. »Wer bist du?«
    »Rachel.«
    »Ich bin Colin, und ich mag es nicht, wenn man mich albern nennt. Wir können nicht einfach …«
    »Die Soldaten haben wärmeempfindliche Sensoren und Nachtsichtgeräte an ihren Gewehren«, erklärte Rachel. Diese Bauern wußten nur sehr wenig über die Hochtechnologie, die im letzten Jahr Einzug auf Horeb gehalten hatte. »Falls sie einen Hinterhalt gelegt haben, werden sie sich freuen, wenn sie es mit einem Ziel nach dem anderen zu tun haben. Nein, wir müssen geschlossen hinausgehen.«
    »Alle auf einmal? Dann werden sie uns doch mit Sicherheit bemerken …«
    »Schon, aber eine Massenflucht wird sie für einen Moment überraschen, und wenn wir dicht beieinander bleiben, können einige von uns überleben.«
    »Ich werde mich nicht opfern, um jemand anderen vor dem Feuer zu schützen«, rief eine pummelige kleine Frau rechts neben Rachel. Ihr rotes Haar leuchtete selbst in dieser Dunkelheit.
    »Entweder unternehmen wir gemeinsam einen Versuch, oder wir werden alle getötet.«
    »Besser, einige von uns überleben, als niemand«, flüsterte eine tiefe, müde Stimme hinter ihnen.
    Rachel erkannte die Stimme. Sie drehte sich um und blickte Talo an. Gestützt auf seine Nichte Myra stolperte er näher. Er hatte einen Arm verloren. Der mit schmutzigen Lumpen umwickelte Stumpf ragte in einem unmöglichen Winkel aus seiner Schulter. Sein grauer Bart leuchtete in dem bleichen Licht so hell, daß es schwierig war, sein Gesicht zu erkennen.
    »Talo«, begrüßte Rachel ihn, »ich bin froh, daß Sie es geschafft haben.«
    »Gott hat noch etwas mit mir vor.«
    »Leben heißt hoffen«, japste Myra und atmete tief durch, als sie neben Rachel und Sybil stehenblieben. Ihr hübsches Gesicht war von dunklen Blutergüssen gezeichnet und ein Auge beinahe vollständig zugeschwollen.
    »Nicht wenn wir auf diesen Idioten hören«, erwiderte Rachel und deutete müde auf Colin.
    Der Mann zuckte zusammen. »Du arrogante …«
    »Wir sollten das Tor gemeinsam stürmen, wie?« meinte Talo zu Rachel und streifte Colin mit einem kurzen Blick. »Ganz meine Meinung. Wann gehen wir los?«
    Ein Durcheinander ablehnender Stimmen wurde laut. »Lächerlich! Wir werden ihnen in die Falle gehen wie ein Fischschwarm ins Netz. Überleben können wir nur, wenn wir heimlich hinausschleichen! Ich werfe doch nicht mein eigenes Leben für euch andere weg!«
    »Versteht ihr denn nicht?« sagte Rachel. »Wir wissen nicht, wo die Wachen sind. Aber mit Sicherheit wird der größte Teil von ihnen rings um das Tor versteckt sein. Unsere größte Chance besteht darin …«
    »Dann sollten vielleicht ein paar von uns auf der gegenüberliegenden Seite über die Mauer klettern«, erklärte Colin hoffnungsvoll und schaute sich beifallheischend um. »Dort werden nicht so viele Wachen lauern.«
    Talo schüttelte den Kopf. »Geh, wenn du willst. Ich werde bei der Gruppe bleiben, die es am Tor versucht.«
    Die rothaarige Frau rang schluchzend die Hände. »Ich bin zu erschöpft, um den Platz noch einmal zu überqueren. Das schaffe ich nicht.« Sie preßte die zitternden Finger an die Lippen.
    »Was sollen wir mit den Verwundeten machen?« fragte Colin

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