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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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von dir, uns den Weg zu zeigen, Sarah. Aber würde es dir etwas ausmachen, wenn ich jetzt eine Weile mit Jeremiel allein rede?«
    »Überhaupt nicht«, sagte sie, als wäre sie erleichtert. Ihre Röcke raschelten, als sie sich erhob. »Ich treffe euch im Hauptgang, wenn ihr fertig seid mit … wenn ihr fertig seid.«
    »Ja, gut. Es wird nicht lange dauern. Vielleicht eine Stunde.«
    »Gut, ich sehe euch dann dort.« Sie lächelte schwach und eilte in Richtung Treppe.
    »Ach … meine Liebe«, rief Rathanial leise. »Würde es dir etwas ausmachen, das Mea Shearim hierzulassen? Wir versprechen auch, gut darauf aufzupassen.«
    Sie betrachtete den blauen Ball am Ende der Kette und drückte ihn dann an ihre vollen Brüste. »Ich weiß nicht, ob das klug wäre.«
    »Bitte, Sarah. Ich weiß ohnehin nicht, wie man es benutzt, das ist dir ja bekannt. Ich möchte es nur haben, weil Jeremiel in den alten Schriften bewandert ist. Wenn er es in seiner Hand hält, ist er vielleicht in der Lage, sich an ein paar Stellen aus den magischen Papyri zu erinnern. Davon abgesehen gehört es doch allen Gamanten, nicht wahr?«
    Ihr dunkler Blick suchte den Jeremiels und hielt ihn prüfend für eine Weile fest. Jeremiel trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. Er spürte den wachen Verstand hinter diesen schwarzen Augen, scharf und furchtsam zugleich. Schließlich reichte Sarah ihm zögernd den Gegenstand und flüsterte: »Du darfst den Globus nicht berühren. Halte es nur an der Kette.«
    Er nahm das Objekt und war überrascht, wie warm sich das Gold an seinen Fingern anfühlte. »Mache ich.«
    Sie warf einen raschen Blick auf Rathanial und eilte dann zur Tür hinaus. Der weißhaarige Alte schien eine Ewigkeit dazustehen und zu lauschen, bis ihre Schritte endlich verklungen waren.
    »Lieber Gott«, flüsterte er schließlich und ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Was geschieht mit uns? Sie wagt es nicht, mir, ausgerechnet mir, die Geheimnisse der gamantischen Zivilisation anzuvertrauen.«
    Jeremiel hob die Brauen und nickte. »Das war ziemlich offensichtlich. Aber was sollte die Bemerkung über meine ›Kenntnisse‹? Du weißt, daß ich die Texte nicht mehr studiert habe, seit ich ein Junge war. Mir blieb keine Zeit dafür.«
    »Oh, das war nur eine List. Ich dachte, wenn Sarah das Stück nicht mir überlassen will, dann vielleicht dir.«
    »Hm.«
    »Ich hatte ein schlechtes Gefühl dabei, sie damit gehen zu lassen. Ich weiß selbst nicht, warum. Es war einfach so. Sie kommt mir so – schwach vor.«
    Jeremiel warf ihm einen schrägen Blick zu. Schwach sollte wohl mit inkompetent gleichgesetzt werden, doch er ging nicht auf diese versteckte Anspielung ein. Statt dessen hob er das Mea Shearim, bis die Kugel vor seinen Augen schwang. Blaue Wirbel huschten über die Oberfläche. »Mein ganzes Leben habe ich von diesem heiligen Objekt gehört. Ich weiß, daß man ihm nachsagt, es diene als Tor zu Gott. Doch was ist es? Ich meine, was ist es wirklich?«
    Rathanial richtete sich auf. »Was meinst du mit wirklich?«
    »Ich meine, wissenschaftlich gesehen. Was tut es?«
    »Es öffnet den Weg zu Gott«, beharrte Rathanial störrisch. Dann wechselte er das Thema. »Ich mache eine Flasche Wein auf. Möchtest du auch ein Glas?«
    »Ja, gern.« Er betrachtete den alten Mann prüfend, der den Staub von einer Flasche blies, sie öffnete, zwei Zinnbecher füllte und einen davon Jeremiel reichte. Mit ein paar Schlucken leerte er das Glas und hielt es ihm wieder hin. Rathanial beäugte ihn neugierig, füllte es aber wieder auf. Sein Verhalten machte deutlich, daß er nicht beabsichtigte, weiter über die Halskette zu diskutieren.
    Seine nächste Bemerkung war eindeutig ein Ablenkungsmanöver. »Jeremiel, ich danke dir für dein Kommen. Besonders jetzt, nach Zadoks … Tod. Die Menschen werden sich jetzt einsam und verloren vorkommen. Dadurch werden sie anfällig für jeden falschen Propheten, der göttliches Recht für sich beansprucht.«
    »Deine Botschaft hat mir kaum eine Wahl gelassen, Vater. Deine genauen Worte lauteten: ›Das nackte Überleben der gamantischen Zivilisation steht auf dem Spiel. Wir brauchen dich dringendst hier‹.«
    Rathanial preßte die Lippen zusammen und betrachtete den dunklen Wein. »Und ich habe jedes einzelne Wort auch so gemeint. Du hast keine Vorstellung von dem, was Adom tut. Er ermordet brutal jeden, der noch am alten Glauben festhält. Wie ich hörte, hat er sogar eine Folterkammer eingerichtet, um die

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