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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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Höhle, die tiefer in den Berg hineinführte. »Der Vorhang öffnet sich.«
    »Was?«
    »Das ist ein alter Ausdruck. Er bedeutet, daß uns jetzt eine Audienz bei den mächtigen und weisen Wüstenvätern gewährt wird. Gehen wir.« Er ließ sie los.
    »Warten Sie!«
    Sie spürte, daß er sich zu ihr umdrehte. »Was ist?«
    »Woher wissen wir, wer oder was dort wartet? Wir könnten direkt in eine Falle laufen.«
    »Wäre möglich, bezweifle ich aber. Der Höchst Ehrenwerte Vater persönlich hat mir erklärt, wie ich diese Kammer finde. Ich bin ziemlich sicher, daß er kein Spion des Mashiah ist.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Also gut, ich gehe zuerst. Wenn Sie mich schreien hören, laufen Sie weg.« Seine auf dem Steinboden knirschenden Schritte entfernten sich. Kurz darauf rief er leise: »Rathanial?«
    Goldenes Flackern erhellte die benachbarte Höhle und beleuchtete die beiden Männer, deren Schatten sich durch den Flur bis zu ihren Füßen erstreckten. Rachel stellte fest, daß die Höhle etwa dreißig Fuß hoch war und oben in einer runden, rötlichen Kuppel endete. Durch den breiten Durchgang zum nächsten Raum sah sie hin und wieder Jeremiels Hand gestikulieren. Rachel bemühte sich, das leise Gespräch zu belauschen.
    Ein unbekannter Mann flüsterte ärgerlich: »Wie konntest du sie nur hierher bringen?«
    »Ich dachte, unser Ziel besteht darin, das Leben von Gamanten zu retten. Jedenfalls kam es mir nicht so vor, als wäre es unserer Sache besonders dienlich, wenn sie dem Mashiah in die Hände fällt.« Jeremiels Stimme klang ein wenig ungehalten.
    »In Ordnung, aber du trägst die Verantwortung. Ich will nichts damit zu tun haben!«
    Eine längere Stille trat ein. Rachel hörte das Knirschen von Stiefeln auf Sand, als würde jemand seine Position wechseln.
    »Das soll mir recht sein.«
    Ein Geräusch, als würde jemand in die Hände klatschen, hallte durch den Gang. »In Ordnung, beeilen wir uns. Im Moment können wir ohnehin nichts daran ändern. Die Dinge haben sich in den letzten vierundzwanzig Stunden erheblich verschlechtert.«
    Sybil blickte stirnrunzelnd zu ihrer Mutter empor. Ihr hübsches Gesicht war von Schmutz und Ruß bedeckt. »Mommy, ich mag diesen Mann nicht.« Sie hauchte diese Worte, damit nur Rachel sie hören konnte.
    Rachel streichelte ihr über das Haar. Die Wüstenväter wollten sie hier nicht haben. Was für Ungeheuer mußten das sein, die einer Frau und einem Kind auf der Flucht vor dem Mashiah den Unterschlupf verwehrten?
    »Rachel?« Jeremiels tiefe Stimme hallte von den Wänden wider. »Hier ist es sicher. Kommt her und bringt meinen Rucksack mit.«
    Rachel hob sein Gepäck auf, nahm Sybil an die Hand und marschierte los. Sie war bereit, es notfalls sogar mit dem Teufel aufzunehmen. Nur erwies sich der Teufel als kleiner, weißhaariger Mann mit einem silbergrauen Bart. Seine dunklen Augen betrachteten sie ein wenig vorwurfsvoll, doch er schien ihre Anwesenheit hinzunehmen, wenn auch mit einer gewissen Resignation.
    Mit den Worten: »Meine liebe Miss Eloel« trat er auf sie zu und formte dabei mit den Händen das Zeichen des heiligen Dreiecks. Seine schwingende bernsteinfarbene Robe schien im Kerzenlicht regelrecht zu blitzen. Wieso kannte er ihren Nachnamen? »Es tut mir leid, daß Sie hier sind, denn in der Zukunft drohen große Gefahren. Aber nachdem Sie nun einmal da sind, werden wir alles tun, um Sie zu beschützen. Ich bin Rathanial, der Höchst Ehrenwerte Vater dieser Einrichtung.«
    Rachel erwiderte die Geste und warf einen Blick auf Jeremiel. Er stand hoch aufgerichtet da, die Arme vor der breiten Brust verschränkt, und beobachtete Rathanial mit einem merkwürdigen Ausdruck in den Augen. Als er Rachels Blick bemerkte, schaute er ein wenig unbehaglich zu Boden.
    »Ehrenwerter Vater, wir werden uns bemühen, Ihnen keine Unannehmlichkeiten zu bereiten«, erklärte Rachel. »Ich danke Ihnen, daß Sie uns Zuflucht gewähren.«
    Rathanial deutete eine leichte Verbeugung an und wandte sich dann an Jeremiel. »Kommt mit. Ich bin sicher, ihr seid hungrig und müde. Es wartet schon eine warme Mahlzeit auf euch.«
    Er wandte sich mit wirbelnder Robe ab und verließ die Kammer rasch in Richtung eines langen, in Form eines Diamanten aus dem Fels gehauenen Gangs. Die Kerze in seiner Hand warf kupferne Blitze über die Wände.
    Als Jeremiel ihm folgen wollte, hielt Rachel ihn am Ärmel zurück und warf ihm einen fragenden Blick zu. Jeremiel hob die Schultern und schüttelte

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