Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
Vom Netzwerk:
Meas dann nicht einfach?«
    »Weil …« Aktariel ballte die Fäuste, als wollte er seine Gefühle unter Kontrolle bringen. »Rachel, die meisten Menschen, die in der Vergangenheit ein Mea benutzt haben, waren schwach. Schlichte Gemüter, die sich leicht beeinflussen ließen. Wenn sie zu Gott sprachen, war es für ihn kein Problem, sie seinem Willen zu unterwerfen. Sie machten sich schon als Gläubige auf den Weg, und wenn sie zurückkehrten, waren sie zu Fanatikern geworden.« Er machte eine Pause. »Ich mußte Epagaels Propaganda entgegenwirken. Und … es gab noch andere Gründe.«
    »Warum hast du mir dann ein Mea gegeben?«
    »Ich hatte die Hoffnung, du würdest wütend und verzweifelt genug sein, ihm die richtigen Fragen zu stellen. Und das hast du getan. Deshalb hat er ja auch das Tor für dich verschlossen. Das Mea, das du trägst, ist tot. Aus diesem Grund leuchtet es auch nicht mehr.«
    Wie ein Liebhaber streckte Aktariel die Arme nach ihr aus. Vor dem schimmernden Hintergrund aus Eis wirkte er wie die goldene Skulptur eines Engels. Rachel wich noch weiter vor ihm zurück und schob sich in Richtung des Höhlenausgangs.
    »Rachel, hör mir zu. Es gibt einige Dinge, die ich nicht bewirken kann. Du hältst mich für eine Art Gott, doch das bin ich nicht. Das Chaos folgt klaren, festgelegten Mustern. Ich kann nicht …«
    »Warum siehst du dann nicht voraus, was geschehen wird, und änderst die Ereignisse?«
    »Weil ich nicht dabei war, als Epagael die ursprünglichen Bedingungen für dieses Universum festlegte – obwohl ich wahrhaftig dort hätte sein sollen. Wenn man diese Bedingungen nicht kennt, kann man die chaotischen Turbulenzen nie genau vorhersehen. Muster, die vor Äonen in Bewegung gesetzt wurden, sind zu stark, als daß ich sie ändern könnte – außer in einem sehr bescheidenen Rahmen. Gelegentlich kann ich ein nichtlineares Element einfügen oder gewisse Parameter neu formieren. Und manchmal kann ich auch ein neues Muster schaffen. Doch Adoms Weg wurde schon vor sehr langer Zeit festgelegt. So wie der von Moshe, und von Yeshwah und Sinlayzan. Obwohl ich auch ihnen zu helfen versucht habe. Doch sie waren schon von Gott verlassen, bevor ich in den Wirbel hinabstieg.«
    Wütend warf sie ein: »Dann stimmen also all die alten Geschichten nicht? Und du bist in Wirklichkeit ein Heiliger?«
    Aktariel hob verzweifelt die Fäuste. »Nein, kein Heiliger. Ein Gefangener! Ein Werkzeug, genau wie du! Wir alle sind nur Bauern in Epagaels grausamem Spiel. Doch wenn du mir hilfst, wenn du nur … «
    Er machte drei rasche Schritte auf sie zu, und Rachel schrie: »Nein! Ich will nur heim und in Frieden mit meiner Tochter leben. Laß mich in Ruhe!«
    »Bitte, Rachel, wir müssen über Tikkun und Jeremiel reden. Was auf Tikkun geschieht, wird das Schicksal dieses Universums entscheiden. Wenn wir nicht genau planen …«
    »NEIN!«
    Rachel schob sich an ihm vorbei, zwängte sich durch den Höhlenausgang und lief verzweifelt am Fuß der weißverschneiten Klippen entlang.
    »Rachel?« Aktariels Stimme wurde vom Wind davongetragen. »Rachel, du wirst hier draußen erfrieren! Und Jeremiel braucht dich! Er wird nach dir suchen. Du mußt in der Nähe der Höhle bleiben.«
    Ein bernsteinfarbenes Leuchten bewegte sich wie etwas Lebendiges über die zerklüftete Landschaft. Rachel stieß einen Schrei aus, wandte sich in die entgegengesetzte Richtung und kletterte einen Abhang hinauf. Was Aktariel über Jeremiel gesagt hatte, konnte nicht stimmen. Wie sollte er wissen, wo sie sich befand? Sie hatte Seir erst vor wenigen Stunden zusammen mit Adom verlassen. Niemand wußte, wo sie war. Niemand – außer Ornias.
    Eine schier endlos erscheinende Zeit kletterte sie die Klippen empor, bis sie schließlich ein eisbedecktes Plateau erreichte. Der heulende Wind zerrte an ihr und raubte ihr die Körperwärme.
    Trotzdem zwang sie ihre bleischweren Beine vorwärts – bis sie abrupt innehielt. Ein violetter Lichtschein tauchte am Horizont auf und wurde von Sekunde zu Sekunde größer. Der Krieg? Nein, das war unmöglich. Auf Horeb gab es keine Waffen von derartiger Vernichtungskraft.
    »Was ist das?« flüsterte sie.
    Hinter ihr antwortete eine sanfte, erschreckend angenehm klingende Stimme: »Ein Feuersturm.«
    Rachel wirbelte herum. Aktariel stand mit verschränkten Armen hinter ihr.
    Ein Feuersturm? Aber das würde bedeuten, daß die Magistraten nach Horeb gekommen waren. Wann sollte das geschehen sein? Außerdem hatte Adom diese

Weitere Kostenlose Bücher