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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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einen weiteren Monitor ein. Als das Bild erschien, runzelte Harper die Stirn. Soldaten in purpurnen Uniformen kämpften gegeneinander! Ein Mann ging unter dem heftigen Feuer zu Boden. Sein Oberkörper schlug gegen die Wand, und seine weit aufgerissenen Augen starrten blicklos in die Kamera. Seine vier Gegner verschwanden irgendwo auf dem langen, weißen Korridor.
    Harper richtete sich auf. »Wo ist das passiert?«
    »Deck sechs.«
    »Aber wieso? Wer …«
    »An Bord jedes Kreuzers gibt es auch Spione. Zweifellos versuchen die Mitglieder des Geheimdienstes jetzt, das Schiff in ihre Gewalt zu bringen, nachdem die ’unfähigen’ Offiziere es verloren haben.«
    »Indem sie ihre eigenen Leute erschießen?«
    »Oh, natürlich.« Baruch lächelte müde. »Das gehört zur üblichen Vorgehensweise.«
    »Haben wir dadurch Vorteile oder verschlechtert sich unsere Lage?«
    »Keine Ahnung.«
    Baruch richtete sich auf, verlor dabei das Gleichgewicht und mußte sich an der Konsole festhalten, um nicht hinzufallen. Harper packte seinen Arm und stützte ihn.
    »Alles in Ordnung?«
    Jeremiel rieb sich das Gesicht. »Geht schon wieder. Ich könnte nur etwas Ruhe brauchen.«
    Harper merkte, daß Baruchs Beine vor Erschöpfung zitterten. Gern hätte er Jeremiel empfohlen, sich ein paar Stunden hinzulegen, er käme schon allein mit allem klar – doch das wäre eine Lüge gewesen. Ohne Baruch konnten sie die anstehenden Probleme nicht bewältigen. Jeremiel hatte seit zwei Tagen nicht mehr geschlafen, und auch die vergangenen Monate hatten erheblich an seinen Kräften gezehrt. Jeremiel war praktisch direkt von der Schlacht im Akiba-System nach Horeb geflogen.
    Harper ließ Baruchs Arm los und wartete auf weitere Anweisungen. Er begriff jetzt weitaus besser als noch drei Stunden zuvor, warum die Gamanten überall in der Galaxis Baruch als ihren Retter verehrten. Auf einigen der abgelegeneren Welten kursierten bereits Gerüchte, er sei der verheißene Mashiah, dessen Erscheinen schon vor Äonen in den alten Schriften geweissagt worden war – der Retter, der das Volk aus den grausamen Händen der Unterdrücker befreien und das tausendjährige, die ganze Galaxis umspannende Königreich errichten würde. Und Harper glaubt fast schon selbst daran. Er hatte Jeremiel schon verletzt, besorgt und verzweifelt erlebt, doch niemals ängstlich. Nein, irgendeine innere Stärke verlieh dem Mann seine Kraft. Und warum sollte man diese Stärke nicht als Geschenk Gottes betrachten? Harper war immer zutiefst gläubig gewesen, und derartige Überlegungen trugen auf sonderbare Weise zu seinem Wohlbefinden bei.
    Er legte seine Hand auf Jeremiels Schulter und drückte sie kräftig. »Nun, die Dinge mögen schlimm aussehen, doch dank Ihrer Hilfe besitzen die Bewohner von Horeb eine Arche, die sie aus dieser Katastrophe rettet.«
    Jeremiel senkte für einen Moment den Kopf. Als er wieder aufblickte, schrak Harper vor seinem Gesichtsausdruck zurück.
    »Was ist los?«
    »Sie halten das hier für eine Arche?« Baruchs Stimme war von tödlicher Ruhe erfüllt. »Falsch. Epagael hat gerade erst seine Faust zum Schlag erhoben. Das hier ist der Bauch des Wals, und wir sollten besser so schnell wie möglich einen Weg hinaus finden. Oder wir alle werden hier drinnen sterben.«
    Harpers Mund klappte auf. Es kam ihm so vor, als hätte man ihm gerade den Boden unter den Füßen weggezogen.
    »Tut mir leid, Avel. Ich hätte das nicht sagen sollen.«
    »Ist schon in Ordnung. Ich verstehe, was Sie meinen.«
    »Tatsächlich? Dann tut es mir doppelt leid. Es ist nicht besonders hilfreich, wenn wir uns beide zu Tode fürchten.«
    »Sie? Furchtsam? Das glaube ich nicht. Gottes Schild schützt Sie vor jeder Furcht.«
    Jeremiel lachte bitter. »Gottes Schild? Wo haben Sie Ihre Augen, Avel? Können Sie es denn nicht sehen?« Er deutete nach oben, wo die Bildschirme hingen.
    Harper folgte seiner Geste. »Was soll ich sehen?«
    »Gott sitzt dort oben. Genau dort! Sehen Sie, wie er uns beobachtet? Und jedesmal, wenn wir ihn um Hilfe anflehen, wenn wir um Gnade bitten, fordert er noch mehr Blut von uns! Seit Jahrtausenden haben wir es ihm willig gegeben, es als wohlverdiente Strafe betrachtet, weil wir seine Gebote gebrochen oder seine verdammten Lehren mißverstanden hatten. Gamantisches Blut hat längst jede Seele im Universum reingewaschen, und noch immer hebt Gott seine Faust und reißt uns die Herzen heraus, um noch mehr davon zu bekommen.« Er holte tief Luft. »Wenn Tahn aufwacht,

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