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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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Rücken gegen die Wand gelehnt hinsetzte.
    Schweigend beobachtete er Amirah eine Stunde lang, bis sie sich zusammenrollte, den Kopf auf den Arm legte und einschlief. Ihr Atem wurde ruhig und gleichmäßig.
    Cole zögerte kurz und gelangte dann zu dem Entschluß, sie erst dann aufzuwecken, um ihr auch die Handfesseln anzulegen, wenn er selbst schlafen wollte. Er dachte an Jeremiel und die Flotte. Mittlerweile mußten sie sich schon ganz in der Nähe Horebs befinden – sofern Rivka überlebt und die Meldung weitergegeben hatte, daß Tahn der erste Teil des Plans gelungen war. Aber das mußte sie geschafft haben. Er konnte Baruchs Gegenwart beinahe spüren, fast wie eine Flutwelle, die hinter dem Horizont heranrollt. Leise betete er darum, daß die magistratischen Kreuzer in die Falle gehen würden, die sie durch Jossels Gefangennahme einrichten wollten.
    Amirah stöhnte leise, als hätte sie seine Gedanken gehört, und streckte die gefesselten Beine aus.
    Cole lehnte sich bequemer an die Wand und beobachtete sie. Ihr Gesicht wirkte angespannt, der Atem ging schneller und ihre Nasenflügel blähten sich. Sie träumte. Vorsichtig drückte Tahn auf seine Wunde. Sie fühlte sich schon besser an. Vielleicht konnte er doch schlafen. Er mußte nur eine Haltung einnehmen, in der er nicht …
    Jossel setzte sich kerzengerade hin. Cole fuhr zusammen, blieb aber sitzen. Amirahs Augen trugen einen panischen Ausdruck, als würden Dämonen aus der Grube der Finsternis auf sie zukriechen.
    »Nein. Nicht…«, murmelte sie, rutschte so schnell zurück, wie ihre Fesseln es erlaubten, und stieß dabei das Weinglas um.
    »Amirah?« Tahn erhob sich und ging vorsichtig zu ihr.
    Sie schien ihn gar nicht zu sehen. Mit einem Aufschrei rollte sie sich auf den Bauch und kroch in Richtung Tür.
    Tahn zog seine Pistole, hatte aber selbst keine Ahnung, was er damit tun sollte. Ganz offensichtlich schlief sie noch. Oder sie durchlebte etwas, das schlimmer war als ein Alptraum.
    »Nein, Großmutter, nein!« klagte sie mit einer Kinderstimme, die so voller Angst war, daß sie Tahn zutiefst anrührte. »Schnell! Wir müssen uns beeilen! Es kommt! … Es ist schon fast hier! … Was bedeutet das, ›nahash‹? Ich weiß nicht, was eine heilige Schlange ist, Großmutter! Was ist das?«
    Ihr nächster Schrei fuhr Tahn durch Mark und Bein. Er stürzte auf sie zu. Amirah schien sich gegen eine unsichtbare Kreatur zu wehren. Sie schlug mit Händen und Füßen um sich und starrte mit weit aufgerissenen Augen ins Leere.
    Cole kniete neben ihr nieder. Mit sanfter, ruhiger Stimme sagte er: »Amirah? Wachen Sie auf, Amirah. Sie sind nicht dort, wo Sie zu sein glauben. Sie befinden sich auf Horeb. Hören Sie mich? Sie sind auf Horeb, zusammen mit Cole Tahn. Wachen Sie auf, Captain. Es ist alles in Ordnung. Sie sind nicht in Gefahr … jedenfalls nicht allzu sehr«, fügte er aus einem inneren Zwang heraus hinzu. Er sprach weiter und versuchte, sie so sanft aus ihrem Alptraum herauszuholen, wie es ihm möglich war.
    Jossels Schluchzen ging in das leise Weinen eines Kindes über. Tahn schüttelte den Kopf. War sie in ihrem Traum weit in die Vergangenheit zurückgekehrt? Und was für schreckliche Dinge mußten ihr damals widerfahren sein?
    »Es ist alles in Ordnung, Amirah. Machen Sie sich keine Sorgen. Sie sind in keiner direkten Gefahr. Verstehen Sie mich? Sie sind neunundzwanzig Jahre alt und es geht Ihnen gut. Zur Zeit sind Sie der am meisten geachtete Captain der gesamten magistratischen Flotte.« Ihre Muskeln entspannten sich langsam, ihre Beine streckten sich auf dem Boden aus. »So ist es gut, Amirah. Kommen Sie zu sich. Sie sind gesund und in Sicherheit. Sie …«
    »In Sicherheit … wohl kaum, Tahn«, sagte sie schwach und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. »Danke … und jetzt verschwinden Sie besser aus meiner Reichweite.«
    »Meine Güte, sind Sie wieder charmant. Was war denn los?«
    »Nur ein schlechter Traum.«
    »Das sah aber nicht nach einem Traum aus. Eher nach einer Illusion oder Wahnvorstellung. Haben Sie so etwas schon früher erlebt?«
    Sie bedachte ihn mit ihrem altvertrauten spöttischen Blick, der ihm klarmachte, daß es ihr in der Tat schon wieder besser ging. »Was geht Sie das an?«
    »Ich wollte nur wissen, ob ich auch in der Zukunft mit ähnlichen Vorstellungen rechnen muß. Und es gibt auch noch andere Gründe.« Sehr gute, Captain. Sie haben gerade ein Verhalten an den Tag gelegt, mit dem ich selbst genau vertraut bin. Zu

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