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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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vertraut. In manchen Nächten werde ich von ganz ähnlichen Wahnbildern heimgesucht.
    Jossel setzte sich hin und schlang die Arme um die Knie. »Es ist schon früher passiert. Warum helfen Sie mir nicht und erzählen, was ich gesagt habe?«
    Tahn blickte sie forschend an, doch sie schien es ganz ernst zu meinen. »Sie erinnern sich nicht?«
    »Manchmal schon. Manchmal auch nur an einzelne Teile. Aber es sind immer die gleichen Teile.« Sie erschauerte leicht.
    Tahn ließ sich mit überkreuzten Beinen ihr gegenüber nieder. »Nun, das Interessanteste war Ihre Stimme. Sie schienen sehr jung zu sein, vielleicht zehn oder zwölf. Sie sprachen mit jemandem, den Sie ›Großmutter‹ nannten, und Sie sagten ihr, Sie wüßten nicht, was ›nahash‹ heißt oder was die heilige Schlange ist. Dann schienen Sie mit jemand oder etwas zu kämpfen, aber ich weiß nicht, was es war. Alles andere, was Sie sagten, waren im Grunde nur Angstschreie.« Er betrachtete sie stirnrunzelnd. »Verstehen Sie jetzt, da Sie wach sind, irgend etwas davon?«
    Sie rang die Hände in ihrem Schoß. »Nein. Gar nichts.«
    »Wie oft passiert so etwas?«
    Amirahs Lippen zitterten. Sie schüttelte den Kopf und flüsterte: »Nahash, heilige Schlange … sei keine Schachfigur …« Ihre Stimme verklang.
    »Noch ein Satz aus dem Wahnbild? Kommt so etwas nur nach einem Gefecht vor? Oder auch zu anderen Zeiten?«
    Amirah hob den Kopf und schaute ihn durchdringend an. »Ich würde Sie nicht unbedingt als meinen Vertrauten bezeichnen, Tahn. Sie nehmen mir das doch nicht übel, oder?«
    Cole hob entschuldigend die Hände, stand auf und holte die elektromagnetischen Handfesseln aus der Tasche. »Nein, ich nehme Ihnen das nicht übel. Jedenfalls nicht, wenn Sie es mir nicht übel nehmen, daß ich jetzt Ihre Hände an die Fußgelenke binden und beide an der Wand neben dem Kamin befestigen muß, damit ich endlich auch ein bißchen Schlaf finde.«
    Amirah seufzte und rutschte auf dem Hinterteil an ihren alten Platz zurück. »Sie zwingen mich zu ein paar sehr entwürdigenden Dingen, Tahn«, meinte sie dabei. Sie blieb neben dem in der Wand eingelassenen Eisenring sitzen, der wohl früher einmal als Halterung für die Schürhaken gedient hatte.
    Tahn grinste schief. »Drehen Sie sich bitte um, Captain, und strecken Sie die Hände aus.«

 
KAPITEL 19
     
     
    Rachel hob die Hand, um ihre Augen vor dem blendenden Glanz der Mittagssonne zu schützen. Sie stand oben auf einem Hügel und blickte auf eine geschäftige Gruppe weißgekleideter Männer hinab. Sie eilten tief unter ihr wie Ameisen umher und sangen heilige Lieder, während sie arbeiteten. Ein Anflug von Furcht überkam sie. Gott zu spielen …
    »Ich weiß, was ich tue, Aktariel.«
    Sie kämpfte gegen das ansteigende Gefühl der Verzweiflung an, als sie auf die singenden heiligen Männer hinabschaute. »Nein«, murmelte sie dann. »Die Zeit ist falsch. Vielleicht später.«
    Rachel hob die Hand, und ein schwarzer Wirbel entstand aus dem Nichts. Sie schlüpfte von einer Leere zur nächsten und verwischte dabei sorgfältig ihre Spuren. Doch tief in ihrem Innern beunruhigte sie das Wissen, daß sie bei aller Geschicklichkeit niemals besser sein würde als er.
    Sie beeilte sich, sprang vorwärts und rückwärts durch die Zeit, bis sie sich zwischen den multiplen Ebenen fast verirrte.
     
    Jason Woloc saß angespannt auf dem Kommandosessel der Sargonid, die Augen auf den Frontschirm gerichtet, wo sich Horeb wie eine orangefarbene Kugel drehte. Zwei Drittel des Planeten lagen im Sonnenlicht, der Rest war in Dunkelheit getaucht. Woloc war ein mittelgroßer Mann mit rundem Gesicht, großen, braunen Augen, einer krummen Nase und honigblonden, kurzgeschnittenen Haaren. Die purpurne Uniform spannte sich über seiner muskulösen Brust und den breiten Schultern.
    Auf der Brücke herrschte unheilvolle Stille. Amirahs Nachricht hatte sie alle in einen Zustand zwischen Wut und Panik versetzt. Ganz besonders Woloc. In der letzten Stunde hatte er zweimal dicht davor gestanden, sich einfach einen Jäger zu schnappen und selbst eine Suchaktion zu starten.
    Er holte tief Luft und konzentrierte sich auf die Brücke. Der ovale Raum war in zwei Ebenen angeordnet. Acht Offiziere saßen paarweise an ihren Konsolen. Die obere Ebene war dem Kommandosessel mit seinen Kontrolleinrichtungen und Interkomanlagen vorbehalten. Unter ihm saßen die Offiziere in vier Nischen längs der Wand. Über ihnen bildeten dreißig Bildschirme einen Kreis

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