Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Gamnma Option

Titel: Die Gamnma Option Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
Vom Netzwerk:
als der Einarmige direkt vor ihm stand.
    »Setzen Sie sich, Yuri.«
    Ben-Neser kam der Aufforderung steif nach. Alle Worte, die er zu seiner Verteidigung vorbereitet hatte, entglitten ihm, und er schnappte nach Luft.
    »Sie fragen sich wahrscheinlich, warum ich Sie gebeten habe, sich mit mir persönlich zu treffen.«
    Ben-Neser schnappte immer noch nach Luft.
    »Es wird keine Untersuchung dieses Vorfalls geben, Yuri, keine formelle Anhörung. Die Sache bleibt zwischen uns. Ist das klar?«
    Ben-Neser nickte. Er fühlte eine kleine Hoffnung in sich emporsteigen.
    »Ich habe den Bericht über den Zwischenfall am heutigen Nachmittag gelesen. Ich werde Ihnen keine Vorwürfe machen. Sie wissen, daß Sie eigenmächtig gehandelt haben, und sind sich über die Folgen im klaren. Aber hinter dieser Sache steckt mehr, als Sie ahnen.«
    Ben-Neser musterte den Mossad-Chef, der die Vergrößerung eines Fotos aus dem Schnellhefter unter seinem Arm zog.
    »Ist das der Mann, der Ihnen das Leben gerettet hat und den Ihre Männer zuvor mit Evira zusammen beobachtet haben?«
    Ben-Neser konzentrierte sich in dem spärlichen Licht auf das schwach lächelnde, bärtige Gesicht und erkannte es augenblicklich.
    »Ja, aber woher haben Sie …«
    »Dieser Mann wurde identifiziert, als er heute morgen mit einem El Al-Jet aus London eintraf. Er ist ein ehemaliger amerikanischer Agent, der in vergangenen Jahren bei einer Reihe von Operationen äußerst eng mit uns zusammengearbeitet hat.«
    »Ein ehemaliger Agent?«
    »Einzelheiten sind zu diesem Zeitpunkt unwichtig. Sein Name steht unter dem Foto.«
    Ben-Neser sah hinab und las ihn laut vor. »Blaine McCracken …«
    »Das klingt ganz so, als würden Sie ihn kennen, Yuri.«
    »Er kam mir bekannt vor. Ja, ich hätte mich sofort erinnern müssen. Ich habe 1973 mit ihm zusammengearbeitet. Während des Yom-Kippur-Kriegs war ich eine Weile seiner Einheit zugeteilt.«
    »Ja«, schnarrte Isser ironisch, »er ist in jeder Hinsicht ein Held unseres Landes.«
    »Was hat er dann mit der meistgesuchten arabischen Agentin in Israel zu schaffen?«
    »Eine interessante Frage.«
    »Sie haben sich nicht über seine Vergangenheit ausgelassen. Ist es möglich, daß man ihn umgedreht hat?«
    »Sie haben mit ihm gearbeitet, Yuri. Was glauben Sie?«
    »Ich habe mit ihm gearbeitet, Isser. Das heißt nicht, daß ich ihn auch kenne. Wie ich mich erinnere, war er ein Einzelgänger, ruhelos, gewohnt, zu bekommen, was er wollte. Wenn er sich mit Evira traf, hatte er seine Gründe dafür.«
    »Eine offensichtliche Schlußfolgerung«, versetzte Isser und schob seinen Drink zur Seite. Die Limonenscheiben im Glas sanken allmählich am schmelzenden Eis vorbei nach unten. »Bauen Sie darauf auf.«
    »Das … kann ich nicht. Es gibt zuviel, was ich nicht weiß.«
    »Dann will ich Ihnen helfen. Was vermuten Sie bezüglich der ›Soldaten‹, an die Ihre Männer auf dem Marktplatz geraten sind?«
    »Sie haben sich nur als Soldaten verkleidet. Sie waren zu Eviras Schutz dort. Vielleicht hat man uns entdeckt, und sie griffen ein.«
    »Es waren alles Israelis, Yuri«, sagte Isser geradeheraus. »Alle wegen disziplinärer Vergehen aus der Armee entlassen. Ausgestoßene vielleicht, aber nichtsdestotrotz Israelis.«
    »Was? Das ist doch verrückt! Israelis, die Israelis töten? Das ergibt keinen Sinn.«
    »Denken wir noch einen Schritt weiter. Warum sollte Blaine McCracken, der Mann, mit dem sich Evira getroffen hat, sein Leben riskieren, um Sie zu retten, wenn diese Leute wirklich zu Evira gehörten?«
    »Aber wenn es nicht Eviras Leute waren … wer waren sie dann?«
    »Das ist des Pudels Kern, Colonel.«
    »Mein Gott, sie müssen von jemandem geschickt worden sein, der Evira auf wesentlich brutalere Art und Weise ausschalten wollte, als wir es geplant hatten. Aber von wem, Isser, von wem?«
    »Von jemandem, der auf solche Männer zurückgreifen kann, Yuri. Jemand in unserer Regierung. Eine Schattenarmee, eine Schattenbewegung, die es aus irgendeinem Grund auf Evira abgesehen hat. Wir können es uns nicht leisten, daß sich diese Bewegung noch weiter ausbreitet, als es schon der Fall ist.« Issers Stimme wurde hart, und die Muskelbänder in seinen Unterarmen schienen zu pochen. »Damit stellen Sie eine schwache Stelle in unserer Organisation dar, Colonel, eine schwache Stelle, die beseitigt werden muß, bevor sich jemand mit Ihrer Hilfe Zugang zu unserer Organisation verschaffen kann. Ich sehe mich gezwungen, Sie Ihres Dienstgrades

Weitere Kostenlose Bücher