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Die Gamnma Option

Titel: Die Gamnma Option Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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sich schnell bewegen mußte, doch daran ließ sich jetzt auch nichts mehr ändern. Es war undenkbar, in den Ballsaal zurückzukehren. Sie würde vielleicht einem der anderen Dienstmädchen auffallen, oder – noch schlimmer – der Begleiter der Frau im Lagerraum würde deren Kleid erkennen, und ihr ganzer schöner Plan wäre zum Teufel.
    Nein, sie mußte jetzt auf direktem Wege nach oben. Das Problem daran war nur, daß die einzige Treppe, die Kourosh eingezeichnet hatte, auf der anderen Seite des Ballsaals lag und auf jeden Fall schwer bewacht werden würde. Sie trat aus dem Alkoven und wandte sich nach links anstatt nach rechts zum Ballsaal.
    Ihr Herz hämmerte aufgeregt, als sie eine weitere Tür erblickte. Sie öffnete sie und atmete leichter, als sie sah, daß dahinter eine Treppe zur ersten Etage und zu den Königlichen Gemächern führte, in denen Hassani sich aufhalten mußte. Sie war breit genug, um selbst mit etwaigen Wachen fertig zu werden. Evira begriff, daß sie über eine hervorragende Verkleidung verfügte, denn die Wachen würden sich ihr mit Respekt und Höflichkeit nähern, da sie es nicht riskieren wollten, bestraft zu werden, weil sie einen geehrten Gast beleidigt hatten. Das würde ihr die Zeit geben, die sie brauchte, um sich mit ihnen zu befassen.
    Sie stieg die Stufen hinauf und dachte darüber nach, wie sie sich eine Waffe beschaffen sollte, als sie am Kopf der Treppe einen Wachtposten bemerkte. Plötzlich war ihr auch dieser Teil des Plans klar, und Evira näherte sich dem Posten mit einem breiten, entwaffnenden Lächeln. Als er sich in Reichweite befand, schoß ihre rechte Hand vor. In dem trüben Licht sah er den Schlag gar nicht, und die Handkante prallte gegen seinen Adamsapfel und zerquetschte ihn. Der Posten sank keuchend auf die Knie, noch so weit bei Sinnen, daß er nach seiner Waffe griff. Evira trat sie mit dem Fuß zu Boden, beugte sich vor und rammte ihm den Unterarm ins Gesicht. Der Posten verlor das Bewußtsein; er war so gut wie tot, und da Evira das Risiko vermeiden wollte, daß jemand zufällig seine Leiche fand, zerrte sie ihn in eine dunkle Nische im ersten Stock.
    Nun konnte sie sich eine Waffe aussuchen, und sie zog eine sowjetische Neun-Millimeter-Pistole der Marke Greysa dem Gewehr vor. Die Greysa war zwar klobig und schlecht ausgewogen, ließ sich aber unter ihrem Kleid verbergen.
    Da sie dank Kouroshs Zeichnung genau wußte, wo die Königlichen Gemächer lagen, lief sie über den Gang zur gegenüberliegenden Mauer. Evira erzitterte leicht, als sie die Erkenntnis überkam, daß sich ihr Opfer in allernächster Nähe befand. Sie erreichte die Mauer und spähte um die Ecke. Vor ihr, auf drei Viertel des Weges zur Halle, standen zwei bewaffnete Posten wachsam vor der massiven Tür, die in die Königlichen Gemächer führte. Evira beobachtete die Männer aufmerksam, ohne bemerkt zu werden. Es handelte sich um zwei mit Maschinenpistolen bewaffnete große, stämmige Posten, die offensichtlich den General selbst bewachten.
    Eviras Herz hämmerte erwartungsvoll. Der Umstand, daß sie so weit gekommen war und kurz vor der Vollendung ihrer Aufgabe stand, ließ sie beinahe die Tatsache vergessen, daß sie nicht nur die Wachen überwinden mußte; dies mußte auch noch geschehen, ohne daß Hassani in seinen Gemächern davon etwas bemerkte. Der kleinste Fehler ihrerseits, das leiseste Geräusch, und er löste einen Alarm aus, der augenblicklich die gesamten Sicherheitskräfte im Palast hierherlocken würde.
    Dementsprechend spielte sie kurz mit dem Gedanken, einfach zu warten, bis der General herauskam, und ihn zu erschießen, wenn er zur Treppe ging. Doch dieser Plan war mit einem Risiko behaftet; die Greysa war nicht völlig zuverlässig, wenn man nicht aus nächster Nähe schoß. Überdies konnten die Wachtposten sie vorher entdecken und ausschalten. Nein, sie mußte Hassani dort angreifen, wo er sich am sichersten fühlte. Sie atmete noch einmal tief durch und trat um die Ecke.
    Sie versuchte gar nicht erst, ihre Gegenwart vor den Wachtposten zu verheimlichen; das wäre sinnlos gewesen. Statt dessen spielte sie die Betrunkene und ging leicht schwankend den Korridor entlang.
    »Mein General«, rief sie frivol. »Wo ist mein General? Hier bin ich … wie du es mir gesagt hast.«
    Sie ging direkt auf die beiden Posten zu.
    »Er hat nach mir geschickt«, sagte sie zu ihnen, auf ihren hohen Absätzen umknickend.
    Die beiden Posten sahen einander an, sagten aber nichts und

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