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Die Gamnma Option

Titel: Die Gamnma Option Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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durchsiebte Leiche des Führers der Nation lag? Was ging hier vor?
    Evira konzentrierte sich wieder auf ihre Flucht. Sie trat durch die Tür, hielt die beiden Hälften fest, damit ihr Schwingen sie nicht verraten konnte, kniete hinter hohen Reihen mit Töpfen und Pfannen nieder und warf einen Blick in die Küche vor ihr. Sie war mit Gasherden ausgestattet; auf mehreren standen Töpfe, aus denen der scharfe, beißende Geruch drang. Das brachte sie auf eine Idee.
    Die Gasherde selbst waren zwar ungefährlich, doch das galt – unter den richtigen Umständen – nicht für die offenen Flammen. Evira rutschte ein Stück vor. Auf einem Regal direkt vor ihr standen zwei Flaschen mit Pflanzenöl; daneben lagen Streichhölzer.
    Sie sprang auf, ergriff eine Flasche und die Streichhölzer und kniete wieder nieder; die Bewegung hatte nur einen kurzen Augenblick in Anspruch genommen. Die Flasche war schwerer als erwartet und wäre beinahe umgekippt, als sie sie zum nächsten Ofen schob, auf dessen Flammen Töpfe standen.
    Sie schraubte die Flasche auf und kippte sie, bis das dicke Öl hinausquoll. Sie goß es um den Ofen herum und rutschte auf dem Boden zurück, eine Ölspur hinter sich herziehend. Nachdem ein großer Teil des Bodens fettigglänzend schimmerte, rieb sie ein Streichholz an und warf es ein Stück vor ihr zu Boden.
    Das Öl fing sofort Feuer, und die Flammen schossen in einer geraden Linie zu der Ölpfütze, die sich unter dem Herd gesammelt hatte. Es zischte leise, und dann quoll schwarzer Rauch empor, als Flammen aus dem Ofen schlugen. Töpfe spuckten ihren kochenden Inhalt in alle Richtungen, und die Flammen hüllten den gesamten Ofen ein und griffen auf die daneben über.
    Einer der Köche betätigte den Feueralarm, und das Schellen einer altmodischen Glocke hallte durch den Palast. Zwei Küchenchefs kamen mit Feuerlöschern in den Händen angelaufen, wichen aber wieder zurück, als ihnen die Flammen entgegenschlugen. Die automatische Feuerschutzanlage schaltete sich ein, doch eine weitere Explosion setzte einen anderen Teil der Küche in Brand, und das Feuer breitete sich schnell aus; die Sprinkleranlage war überfordert. Die Glocke gellte weiterhin, und Evira sah, wie das Küchenpersonal zum nächsten Notausgang stürzte. Doch die Revolutionswächter hatten ihn von außen verschlossen – schließlich befand sich noch ein Mörder im Palast! –, und das Personal kehrte um und strömte statt dessen in den Ballsaal.
    In der Dunkelheit und dem dichten Rauch schlich Evira zu einem Dienstmädchen, das so heftig husten mußte, daß es stehengeblieben war. Evira packte es von hinten, und bevor es um Hilfe schreien konnte, hatte Evira es bewußtlos geschlagen und in die Schatten gezerrt.
    Evira zog der Frau schnell die Uniform aus und schlüpfte aus ihrem Kleid. Sie zog die Uniform über und lief in das Vestibül, das zum Ballsaal führte.
    Sie betrat den Ballsaal gemeinsam mit einem Schwung hustendem Küchenpersonal, das um Atem rang oder sich Ruß aus den Gesichtern rieb. Um sie herum herrschte das nackte Chaos. Die Revolutionswächter hielten alle Ausgänge geschlossen; niemand durfte hinaus, bis die Ordnung wiederhergestellt war. Doch im nächsten Augenblick kam es in der Küche zu einer gewaltigen Gasexplosion, die die Mauern des Palastes erzittern ließ. Eine zweite Explosion folgte unmittelbar darauf, und dichter, schwarzer Rauch breitete sich im Erdgeschoß aus.
    Ein Pandämonium war die Folge. Verzweifelte Menschen drängten sich gegen die Haupttüren, zwangen sie auf und flohen in die Nacht hinaus. Gäste und Personal gleichermaßen strömten aus dem Palast ins Freie. Für das gemeine Volk, das sich auf den Straßen hinter dem Palast drängte, mußte der Anblick sehr erfreulich sein: Menschen in Abendkleidung rannten in nackter Panik aus dem Palast. Ein paar Passanten klatschten, andere jubelten. Es waren nur wenige Soldaten da, die sie zum Schweigen bringen konnten.
    Die Haupttore waren geöffnet worden, damit die Feuerwehr auf das Gelände kam, und in der allgemeinen Verwirrung gelang es Evira, ungesehen in die Nacht zu entkommen.
    Zwei Männer, die wie arme Leute gekleidet waren, betrachteten das Feuer, das im Palast tobte, gleichermaßen verwirrt wie erfreut.
    »Was hältst du davon?« fragte der Bärtige seinen glattrasierten Begleiter. In Augenblicken wie diesen griffen sie immer auf das Hebräische zurück und flüsterten nur.
    »Unsere Leute waren das nicht«, erwiderte der Glattrasierte. »Auf

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