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Die Gang: Roman (German Edition)

Die Gang: Roman (German Edition)

Titel: Die Gang: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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gewebt und passte zu ihrem Banjogurt. Sie band ihn locker um die Hüften und ließ die Enden an der linken Seite herunterhängen. Jetzt sah das Kleid wie ein Kleid aus.
    Sie legte sich eine Halskette aus weißen Muscheln um. Der V-Ausschnitt des Kleides war tief genug, um die Kette sehen zu können. Im Spiegel sahen die Muscheln vor ihrer gebräunten Haut so blendend weiß aus wie ihre Zähne.
    Langsam drehte sie sich um und betrachtete sich im Spiegel.
    Sie sah wie Robin die Touristin aus oder wie Robin die Mitschülerin. Bestimmt nicht wie Robin die Straßenmusikerin.
    Ein Weibchen, wie man sehen kann.
    Poppinsack.
    Ihr wurde heiß.
    Dieser Dreckskerl.
    Denk nicht an ihn, mach dir den Abend nicht kaputt. Ich hoffe, du verrottest, du …
    Vergiss ihn.
    Nate, wo bist du?
    Robin bemerkte, dass eine neue Sendung im Fernsehen begann und eine volle Stunde vergangen war, seit sie sich wieder angezogen hatte. Sie erhob sich vom Bett. Am Fenster stehend, schob sie die Gardinen zur Seite und blickte nach draußen. Die Nacht war hereingebrochen. Es muss jetzt neun Uhr sein, dachte sie. Sie überlegte, ob sie nach Funland gehen sollte. Sie sah sich selbst die Arkade betreten, zu Nate hingehen und ihn um etwas Kleingeld bitten. Zuerst würde er sie nicht erkennen. Dann würde er sagen: »Das ist ja kaum zu glauben. Bist du es wirklich?«
    Aber vielleicht wäre er auch überhaupt nicht froh, sie zu sehen. Vielleicht hatte sie ihn falsch verstanden, und er hatte wirklich kein Interesse an ihr.
    Statt zu lächeln, würde er vielleicht die Stirn runzeln und fragen: »Was willst du denn hier?«
    Er wird schon noch kommen, versuchte sie sich zu beruhigen.
    Und im selben Moment ging er vor ihrem Fenster vorbei und bemerkte sie beinahe zu spät. Robin fragte sich, ob ihr Verstand ihr etwas vorgaukelte. Nate kam dicht ans Fenster. Ein Lächeln zuckte in seinem Mundwinkel.
    »Ich dachte mir, dass du hier sein würdest.«
    Sie eilte zur Tür und öffnete sie.
    Er stand auf dem Balkon und starrte sie an. »Du siehst … sehr gut aus.«
    »Danke. Komm rein.«
    Er sah sich um und schaute in das Zimmer hinter ihr. »Vielleicht sollten wir lieber … Möchtest du vielleicht einen kleinen Spaziergang machen? Es ist schön draußen heute Abend.«
    Ihre Gefühle waren eine merkwürdige Mischung aus Enttäuschung und Erleichterung. »Klar. Ich komme sofort.«
    Er wartete, während sie Socken und Tennisschuhe anzog. »Wie gefällt dir das Zimmer?«, fragte er.
    »Toll. Ich bin begeistert. Besonders von der Badewanne.« Sie nahm den Zimmerschlüssel vom Toilettentisch, trat auf den Balkon hinaus, zog die Tür hinter sich zu und probierte, ob sie auch verschlossen war. Dann drehte sie sich zu ihm. »Ich habe keine Taschen«, sagte sie.
    Er nickte und steckte den Schlüssel in eine Tasche des hellen Hemdes, das er wie eine Jacke über seinem T-Shirt trug.
    »Verliere ihn aber nicht.«
    Er lächelte. »Ich werde mich bemühen.«
    Sie gingen Seite an Seite über den Balkon. Es war nicht neblig, aber die Nacht war kühl und windig. Nate war mit seinem dicken, langärmeligen Hemd und den Jeans gerade richtig angezogen, aber Robin fror in ihrem dünnen Kleid.
    Sie dachte kurz daran, ins Zimmer zurückzugehen und etwas zum Drüberziehen zu holen, aber sie wollte ihr Aussehen nicht mit dem Anorak oder einem Sweatshirt ruinieren. Die Kälte war nicht so schlimm.
    Sie stiegen die Treppe hinunter und überquerten den Parkplatz des Motels.
    »Wohin gehen wir?«, fragte sie.
    »Das ist mir gleich, nur nicht nach Funland«, sagte Nate.
    »Das ist eine gute Wahl.«
    Auf dem Bürgersteig wandten sie sich in die Funland entgegengesetzte Richtung. Die Straße war breit und stark befahren. Überall um sie herum waren Leute, gingen in den Läden ein und aus oder spazierten einfach herum. »Hast du die Arkade früher zugemacht?«, fragte Robin.
    »Nein. Mein Schwager arbeitet. Wo möchtest du hingehen?«
    »Hast du Hunger?«
    »Im Moment nicht.«
    »Wie wär’s mit Kino?«
    »Ich würde eigentlich ganz gern einfach nur spazieren gehen. Vielleicht können wir aus dem Trubel hier verschwinden und einen ruhigeren Platz finden.«
    »Gute Idee.«
    Sie waren in der Mitte eines Häuserblocks, als ein Troll um die Ecke schwankte. Er kam auf sie zu, mit unsicheren, stolpernden Schritten, schwang die Fäuste und brabbelte wütend und unverständlich vor sich hin.
    »Lass uns hier über die Straße gehen«, sagte Nate.
    »Gute Idee.«
    Er lächelte und nahm Robins Hand. Sie

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