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Die Gang: Roman (German Edition)

Die Gang: Roman (German Edition)

Titel: Die Gang: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Streben des Riesenrades aufprallte, sah ihn herabstürzen.
    Jeremy grinste.
    Einer erledigt und noch hundert übrig.
    Sie müssen alle bezahlen.
    Ich und Tanya, wir werden sie alle ausradieren.
    Grinsend wandte er seinen Blick vom Riesenrad ab und ging über den Sand.
    Wie bereits die Promenade quoll der Strand über von Menschen. Er schlängelte sich vorsichtig zwischen den Decken, Handtüchern und Liegestühlen durch und kam sogar an ein paar Sonnenschirmen vorbei. Nasse Kinder liefen herum, ihr Lachen und Kreischen mischte sich mit den hektischen Stimmen der Discjockeys und der Rockmusik aus Radios, die von überall her ertönte. Die Leute lasen, schliefen, aßen und tranken, unterhielten sich mit Freunden oder Liebhabern, rieben Sonnenöl auf weiße, rosa oder gebräunte Haut.
    Jeremy achtete nicht besonders auf die Männer.
    Aber er sah sich die Frauen genau an, an denen er vorüberkam.
    Bald hatte er einen trockenen Mund und war außer Atem. Sein heftiger Herzschlag pumpte das Blut in den Kopf und erweckte die Schmerzen, die fast verschwunden gewesen waren, wieder zum Leben.
    Er versuchte, sich nicht mehr um die ausgestreckten, so gut wie nackten Körper zu kümmern.
    Dann sah er ein blondes Mädchen in einem rückenfreien Badeanzug. Shiner? Sein Herz machte einen Sprung. Im Kopf brüllte der Schmerz auf.
    Was soll ich tun?
    Mit ihr reden. Mich entschuldigen. Vielleicht ist es noch nicht zu spät.
    Sie hob den Kopf, und er konnte ihr Gesicht sehen. Kleine Augen, spitze Nase, fliehendes Kinn. Doch nicht Shiner.
    Gott sei Dank.
    Er war erleichtert, aber gleichzeitig auch enttäuscht. Du wolltest doch gar nicht, dass es Shiner ist, sagte er sich.
    Ich werde schon bald Tanya haben. Tanya gehört beinahe mir.
    Er sah auf und blinzelte in Richtung der Rettungsschwim merstation. Auf der Plattform stand ein Mann mit roter Badehose.
    »Scheiße!«
    Jeremy schlug mit den Fäusten gegen seine Beine. Sie hatte gestern freigehabt. Heute schien sie wohl auch freizuhaben.
    Ich muss ihr von Nate erzählen.
    Vor Schmerzen fast schwindlig, ließ er sich auf die Knie nieder. Er zog sein Hemd aus, breitete es vor sich aus und legte sich darauf. Er legte den Kopf auf die Arme. Ich werde nach Hause gehen. Ich werde nach Hause gehen und sie anrufen.
    Warte! Nein! Auf der Promenade gibt es Münzfernsprecher. Er überlegte, ob er aufstehen sollte, aber er wollte sich nicht bewegen. Der heiße Sand fühlte sich gut an. Die Hitze lag schwer auf ihm. Ein leichter Wind zauste seine Haare und streichelte über seinen Rücken.
    Später. Ich werde es später tun.
    »Ich will verdammt sein, wenn das nicht der gute alte Duke ist.«
    Die Stimme schien von weit weg zu kommen.
    Etwas Weiches landete auf Jeremys Rücken. Ächzend rollte er sich zur Seite und blickte zu Cowboy auf. »Hi«, sagte er. Obwohl er sich noch zerschlagen und bleischwer fühlte, waren seine Kopfschmerzen verschwunden.
    Wie lange er wohl geschlafen hatte?
    Cowboy breitete ein Handtuch auf dem Sand aus, setzte sich mit gekreuzten Beinen hin und sah Jeremy an. Er trug seinen alten Stetson und eine enge, kleine Badehose. Es sah aus, als trüge er einen Ohrenschützer an der Seite seines Kopfes. Sonst hatte er keine Verbände mehr. Jeremy zählte nicht nach, aber es waren wohl an die sechs oder acht Schnitte über Arme, Brust und Bauch verteilt. Einige waren genäht worden. Alle Wunden sahen braun und schmierig aus und waren ein bisschen rot an den Kanten.
    »Du glaubst wohl nicht an den Sinn von Verbänden?«
    »Die Sonne wird mir guttun. Wie geht’s dir, alter Junge?«
    »Ganz gut.«
    »Ich hab einen Kater wie eine tote Hure auf einem Zaunpfahl.«
    »Ich auch. Aber es wird langsam besser.«
    »Wieso bist du letzte Nacht nicht länger geblieben?«
    »Wegen Shiner«, sagte er und fragte sich, ob jemand wusste, dass sie ohne ihn die Party verlassen hatte. »Sie musste früh zu Hause sein.«
    »Du hast ihr doch nicht von der Sache mit Tanya erzählt, oder?«
    Jeremy spürte, wie er rot wurde. »Der Sache mit Tanya?«
    »Eurem Blutpakt.«
    Cowboy wusste davon? Er versuchte, nicht schockiert zu klingen, und sagte: »Nein. Das habe ich Shiner nicht erzählt.«
    »Gut. Das ist eine Sache zwischen Tanya und den Jungs. Und Karen, weil sie ’ne Lesbe ist. Die anderen Mädchen wissen nichts davon.«
    »Sie hat das mit allen Jungs gemacht?«, fragte Jeremy.
    »Klar. Und mit Karen. Hab ich doch gesagt.«
    Er nickte langsam. Er fühlte sich betrogen, beraubt. Er war davon ausgegangen, dass

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