Die Gang: Roman (German Edition)
und fertig, dachte sie.
Wer ist das nicht?
Sie fühlte sich selbst ganz schwach. Ihre Muskeln waren warm und zitterten, als hätten sie sich in Pudding verwandelt. Der Bereich um ihren Mund fühlte sich geschwollen an und kribbelte von zahllosen Küssen. Ihre Wangen brannten etwas von seinen Bartstoppeln, ebenso ging es den Schultern, dem Nacken und ihren Brüsten. Ihre Brustwarzen waren empfindlich und schmerzten leicht. Innen fühlte sie sich weich und ein wenig wund gerieben.
Vielleicht haben wir es ein bisschen übertrieben, dachte sie und musste wieder lächeln.
Sie ging auf den Toilettentisch zu und beobachtete sich dabei im Spiegel. Sie bewegte sich vorsichtig und leicht humpelnd, und es sah aus, als erwartete sie, dass bei einer heftigeren Bewegung ein Körperteil abbrechen würde. Am Toilettentisch blieb sie stehen und pustete die Kerzen aus. Dann ging sie weiter zum Nachttisch auf Nates Seite des Bettes und löschte auch die Kerze dort. Sie war versucht, über ihn hinwegzusteigen, wollte aber seinen Schlaf nicht stören. Also zwang sie ihren müden, schmerzenden Körper dazu, das Bett zu umrunden. Bevor sie die letzte Kerze löschte, beugte sie sich vor und schob Nates Arm sanft an seine Seite.
Dann blies sie auch die letzte Kerze aus und schlüpfte unter die Decke. Sie rollte sich zu Nate hin, rückte dichter an ihn heran, bis sie die Wärme seiner Haut spürte, und legte ihren Arm vorsichtig über seine Brust. Sie lauschte für einen Moment seinen Atemzügen, dann küsste sie seine Schulter.
Er gab einen leisen, jammernden Laut von sich.
Ein schlechter Traum.
Robin rieb seine Brust und hoffte, ihn damit von den furchterregenden Bildern abzulenken, die ihn im Schlaf quälten. Die Atemzüge änderten sich nicht, er schlief noch immer. Robin horchte und war bereit, ihn aufzuwecken, falls er noch einmal wimmern sollte. Träumte er von Poppinsacks Sturz?
Wenn sie den schlechten Traum doch nur vertreiben könnte! Ihn küssen und alles damit gutmachen. Wenn ihre Liebe ihm doch nur helfen könnte …
Aber er war dazu verurteilt, mit der Schuld zu leben. Er hatte seine Last zu tragen und Robin die ihre.
Gott sei Dank haben wir einander, dachte sie.
Sie hatte ihn schon vorher geliebt, aber dass sie ihre schrecklichen Geheimnisse miteinander geteilt hatten, war wie ein Feuer, das ihre Seelen zusammenschweißte. Sie erinnerte sich an den Whirlpool, daran, wie sie seinen Körper fest an sich presste und schluchzte, wie sich ihre Tränen vereinten. Es hatte sich angefühlt, als wären sie eine Person, und sie hatten unter Küssen weitergeweint.
Ihre Gedanken verweilten bei diesen Bildern, und sie glitt in den Schlaf.
Tanya schaltete die Scheinwerfer aus. Die Straße vor ihnen tauchte ins Dunkel. Sie fuhr einen schmalen Einfahrtsweg entlang, der sich wie ein matter grauer Pfad durch die Wälder zog. Sie schaltete herunter, beschleunigte aber nicht, damit das Motorgeräusch sie nicht verriet.
»Bist du sicher, dass sie hier sind?«, flüsterte Jeremy.
»Sie sind hier«, sagte Tanya. »Eigentlich sollte ich mit ihm hier sein.«
»Wieso?«
»Wir hatten es schon geplant. Seine Leute sind bis Mittwoch weg. Ich sollte hier bei ihm wohnen.«
»Oje!«
»Dieser verdammte Arsch.«
»Er muss verrückt sein, dich für dieses Mädchen fallen zu lassen.«
»Das war ein Fehler. Und das wird er bald wissen.«
Sie kamen zum Ende der Steigung. Das Haus auf der Lichtung war ein verschwommener Umriss mit steilen Dächern. Alle Lichter waren aus. Mondlicht glitzerte auf einigen der Fenster. Das Haus wirkte düster und verlassen.
Jeremy hoffte, dass es verlassen war.
Ihm war übel vor Angst.
Er musste bei Tanya bleiben, was immer auch geschah, aber es würde wunderbar sein, ins Haus einzudringen und festzustellen, dass niemand dort war.
Er rieb seine verschwitzten Hände an dem Cordstoff seiner Hose ab, aber er trug ja Handschuhe, und die Hände blieben feucht.
Es wird schon in Ordnung kommen, dachte er.
Sie hatte gesagt, dass sie sich selbst um Nate kümmern würde. Jeremy musste nur mit dem Mädchen fertigwerden. Das sollte kein Problem sein. Er hatte es vor Jaspers Kuriositätenkabinett mit zweien aufgenommen – und es hatte ihm gefallen. Hier war seine Chance zu einem Kampf mit dem Banjomädchen.
Sehr merkwürdig. Nach seiner ersten Begegnung mit ihr auf der Promenade hatte er sich vorgestellt, wie es sein würde.
Tanya schien seinen wildesten Träumen Leben einzuhauchen und sie mit ihrer schwarzen Magie
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