Die Gang: Roman (German Edition)
Laufschuhe. Er ging zum Schrank hinüber und holte seine eigenen Waffen heraus: eine stupsnasige 380er mit einem Halfter zum Einhängen, das er rechts an seinem Gürtel befestigte, und eine Neun-Millimeter-Beretta in einem Schulterhalfter.
»Du reist auch nicht gerade mit leichtem Gepäck«, sagte Joan und wies auf die Beretta.
»Wir sollten in der Lage sein, es mit einer Armee aufzunehmen«, meinte Dave.
»Debbie ist der Meinung, dass genau das auf uns zukommt.«
»Du hast es ihr gesagt?« Dave zog ein dickes kariertes Hemd an und sah, wie Joan ein rotes Halstuch um ihren Schenkel band. »Wozu soll das gut sein?«
»Das Tuch? Eine Frage des Stils. Ja, ich habe es ihr gesagt. Wahrscheinlich hätte ich es für mich behalten sollen, aber das wollte ich nicht. Es hat ihr nicht gefallen, um es milde auszudrücken. Sie hat Angst, ich würde nicht zurückkommen.«
Joans Worte bewirkten, dass sich Daves Magen zusammenzog. »Das kann ich verstehen«, sagte er.
»Sie macht sich mehr Gedanken wegen der Trolle als wegen der Teenager. Denkt immer noch, sie hätten was mit Mom zu tun.« Joan trug ihre Socken und ein paar heruntergekommene Laufschuhe zum Bett, setzte sich auf die Kante und versuchte, sich vorzubeugen, um sie anzuziehen. »Verdammt«, murmelte sie, weil sie wegen der Weste und der Halfter Schwierigkeiten hatte.
»Erlaubst du?«, fragte Dave.
»Mein Ritter. So galant.«
Er kniete sich vor sie hin und zog die Socken über ihre Füße.
»Du bist ziemlich gut bei so was«, sagte sie und zauste sein Haar. »Du kannst später der offizielle Sockenanzieher für unsere Kinder sein.«
Er lächelte sie an. »Unsere Kinder?«
»Oder willst du keine?«
»Selbstverständlich.«
»Wie viele?«
»So viele, wie du willst«, sagte er und wünschte sich plötzlich, sie hätte die Kinder nicht erwähnt, hätte ihn nicht mit Zukunftsträumen belastet. Träumen von einer Zukunft, die sie vielleicht nicht haben würden. Was vor ihnen lag, ragte vor Dave auf wie eine dunkle Mauer, und er fürchtete, dass dahinter das Nichts sein würde.
Das ist lächerlich, sagte er sich.
Aber sie hatten Gloria erwischt.
Gloria war allein und unbewaffnet gewesen. Das hier ist eine ganz andere Sache.
Er war mit den Schuhen fertig und streichelte Joans Oberschenkel durch den weichen Stoff der Trainingshose. Er ließ seine Hand in einen der Risse gleiten.
»Vielleicht sollten wir auf dem Weg nochmals Glorias Wohnung durchsuchen«, schlug er vor.
»Warum? Sie wird nicht dort sein, das wissen wir beide.«
»Kann nicht schaden, noch mal vorbeizusehen. Es wird nur ein paar Minuten dauern.«
Ihre Augen wurden dunkler. »Ich will da nicht hingehen.«
»Du kannst im Auto warten«, sagte Dave. Sie waren nach dem Essen hingefahren. Joan war mit ihm gegangen, und dieses Erlebnis hatte sie ziemlich aus der Fassung gebracht. Sie war steif durch die Wohnung spaziert, hatte Daves Hand nie losgelassen und grimmig gelächelt. Er konnte ihr das nicht übel nehmen. Das war das Haus seiner Exgeliebten, einer Frau, die vielleicht in der vergangenen Nacht umgebracht worden, deren geschundener Körper an irgendeinem einsamen Ort versteckt worden war, wo ihn nach Absicht der Mörder jemand finden sollte.
Als Dave ihr Glorias abgelegte Kleider zeigen wollte, hatte sie heftig den Kopf geschüttelt und schnell gesagt: »Ich will das Zeug nicht sehen.« Beinahe hätte sie ihn aus dem Haus gezerrt.
Kein Wunder, dass sie nicht wieder hingehen wollte.
»Ich werde stattdessen dort anrufen«, meinte Dave.
»Wenn du willst.«
Er ging zum Telefon auf dem Nachttisch und wählte Glorias Nummer. Es klingelte dreimal, und dann hörte er eine Stimme. »Hallo, hier ist Gloria.«
Daves Herz machte einen Sprung.
»Gloria?«, fragte er. Er sah, wie Joan sich schnell zu ihm umdrehte, sah die Verblüffung und Überraschung in ihrem Gesicht.
»Ich bin nicht zu Hause, aber wenn Sie eine Nachricht hinterlassen wollen …«
»Scheiße«, murmelte er. »Es ist der Anrufbeantworter.« Er hatte vielleicht schon hundertmal auf das blöde Ding gesprochen. Wie hatte er sich davon narren lassen, sich Hoffnungen machen können?
Auch auf Joans Gesicht spiegelte sich Enttäuschung.
»… ich werde sobald wie möglich zurückrufen.«
Genau, dachte er. Das wirst du ganz bestimmt.
Tot. Sie ist tot, und sie redet mit mir, als wäre alles in Ordnung.
Der Anrufbeantworter piepste.
Ihm fiel ein, dass sie sich immer beschwert hatte über Leute, die dann einfach auflegten.
Er
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