Die Gang: Roman (German Edition)
säubern, diese verhassten Ärgernisse zu entfernen. Sie haben den Sport der »Trolljagd« erfunden. Selbstverständlich haben unsere Autoritäten von Anfang an ihr Tun verurteilt.
Aber viele von uns waren damit einverstanden.
Immerhin ist endlich etwas unternommen worden gegen unser »Pennerproblem«.
Plaketten tauchten auf, an Stoßstangen und in Schaufenstern: »Troll-Buster«, oder andere, auf denen stand: »Ein einziger Troll kann dir den ganzen Tag versauen.«, und: »Wählt den Großen Groben Griesgram Billy.« Witze wurden erzählt: »Welchen Köder nimmt man für die Trolljagd in Boleta Bay? Katzenfutter.« Und: »Woran kann man erkennen, dass ein Troll tot ist? Er bettelt dich nicht mehr an.«
Wir haben diese fortgesetzten Gewaltakte gegen die Trolle nicht verurteilt, wir haben uns darüber lustig gemacht. Wir haben ihnen applaudiert. Und mit unserer zynischen Haltung, mit unserem Beifall, sind wir zu einer Art Fanklub geworden. Ich frage mich, ob wir es auch so freudig begrüßen werden, wenn der erste Obdachlose tot auf der Straße liegt – von unseren Kindern ermordet.
Ich bezweifle es.
Aber wir werden die Gelegenheit dazu haben. Morgen, in der nächsten Woche oder im nächsten Monat werden sie töten .
Für uns.
Die Situation kommt mit der gleichen Geschwindigkeit auf uns zu, mit der die Achterbahn auf ihren Schienen abwärts rattert.
Ein Troll wird sterben.
Ein Penner, ein Säufer, ein Spinner. Ein Bettler, der schwachsinniges Zeug vor sich hin brabbelt, in Lumpen rumläuft und nach Müll stinkt. Und einige von uns werden denken, dass die Welt mit einem Troll weniger ein besserer Ort ist.
Aber Sie und ich werden die Mörder sein.
Und das Opfer wird – machen wir uns nichts vor – kein Troll sein.
Kein Troll, sondern ein Mensch – ein Mann oder eine Frau, jemand, der irgendwann Pech gehabt hatte, für den von Geburt an ein schlimmes Schicksal in den Karten stand oder der unter die Räder der Alkoholabhängigkeit geriet. Ein Mensch, kein Troll.
Ein Mensch. Ein Kind, das einmal von Vater und Mutter geliebt wurde. Das darum kämpfte, am Heiligen Abend aufbleiben zu dürfen, um den Weihnachtsmann zu sehen. Ein kleines Mädchen, das Seil hüpfte oder Rollschuh lief. Ein Junge, der strahlte, als er sein erstes Fahrrad bekam, der weinte, als sein Luftballon platzte, der Kaugummiblasen machte und Eiswaffeln aß.
Ein Kind, das Funland mit seinen Hotdogs und seiner Zuckerwatte, mit den Spielbuden und aufregenden Fahrten geliebt hätte.
Das ist unser Troll.
Das ist unser Opfer.
Ein solcher Mensch wird sterben, auf der Promenade, eines Nachts, bald, mit einer Karte, die an seinen Körper geklebt ist – »Grüße vom Großen Groben Griesgram Billy«.
Ich möchte eine Änderung im Text der Karte vorschlagen. Es sollte »Grüße vom Großen Groben Griesgram Billy und den Einwohnern von Boleta Bay « heißen.
Dave faltete den Evening Standard zusammen und warf ihn auf den Kaffeetisch. Er hob sein Bierglas und trank einen Schluck.
»Also, was hältst du davon?«, fragte Gloria. Sie saß neben ihm auf dem Sofa, ein Bein unter sich gezogen, einen Arm auf dem Rückenkissen. Sie schaute Dave an, zog eine Augenbraue hoch, hoffte, dass er ihren Artikel kritisieren würde, und war nur zu bereit, ihn zu verteidigen.
»Gelungen«, sagte er.
»Das glaubst du doch nicht wirklich.«
»Es wird bestimmt einigen Ärger geben.«
»Das wollte ich damit erreichen. Es ist eine Schande, was in dieser Stadt geschieht. Man muss etwas dagegen tun.«
»Da stimme ich dir zu.« Dave trank sein Bier und stellte das Glas ab. »Warum gehen wir nicht rüber in die Wasserratte? «
»Du willst nur das Thema wechseln.«
»Ich habe Hunger.«
»Was hältst du wirklich von meinem Artikel?«
Dave seufzte. Warum sollte er es nicht hinter sich bringen? Ihr sagen, was sie unbedingt hören wollte. »Streitet es sich nicht besser mit einem vollen Magen?«, fragte er.
Beeinflusst von all den Bildern in seinem Kopf – Kinder, die auf den Weihnachtsmann warteten, Rollschuh liefen und Kaugummiblasen machten –, dachte Dave, dass Gloria jetzt aussah wie jemand, der merkt, wie sich an seiner Angelschnur etwas bewegt.
»Das habe ich mir doch gedacht, du Arsch. Jetzt bist du wohl stinksauer.«
»Musst du diese Art Sprache verwenden?«
Jetzt sah sie wirklich zufrieden aus. »Oh? Und Joan sagt so was nicht?«
»Das ist etwas anderes.«
»Inwiefern?«
»Ich dachte, du wolltest dich über die Penner streiten?«
»Wir kommen
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