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Die Gang: Roman (German Edition)

Die Gang: Roman (German Edition)

Titel: Die Gang: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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schon weit voraus.
    Sie blickte ihn über die Schulter hinweg an und rief in einem Singsang-Tonfall: »Lahmarsch, alter Lahmarsch.«
    Fiel ihr denn gar nichts auf?
    Was soll ihr auffallen? Wir sind hier ganz allein. Sie freut sich. Ich bin derjenige, der Schwierigkeiten macht.
    Aber Baxter gefiel es nicht, dass sie näher an die Promenade kam, näher an die dunklen Schatten und das finstere Land zwischen den Pfählen unter dem Vergnügungspark.
    Sie blickte wieder in seine Richtung. »Fang mich«, rief sie, zog das Sweatshirt über den Kopf und warf es hoch in die Luft. Der Wind fing es ein und trug es in Richtung der Schatten. Baxter hätte beinahe einen Ärmel erwischt, als es wegflog. Er bückte sich nach links und zog es vom Sand weg, vom Rand des Schattens. Er lief noch ein paar Schritte, dann hatte er eine Idee. Er blieb stehen.
    »Also dann, Kim. Viel Spaß auf dem Weg ins Motel.«
    Sie wurde langsamer. Sie blieb stehen, drehte sich zu ihm um und legte die Hände auf die Hüften. Ihre Brüste bebten; sie versuchte, zu Atem zu kommen. Die Brüste hoben und senkten sich. Der Rest der Haut war dunkler, aber ihre Brüste sahen aus, als wären sie in Sahne getaucht. Und an den Brustwarzen hatte jemand die Sahne weggeleckt und sie dunkel gelassen.
    Baxter starrte sie an. Sie starrte zurück.
    »Ich glaube nicht, dass du irgendwohin gehst«, sagte sie. Der Strand sah nicht weniger bedrohlich aus als vorher, und Baxter glaubte zu spüren, dass ihn Augen aus der Dunkelheit unter der Promenade anstarrten, aber Kim hatte recht. Er wollte nicht länger von diesem Ort weg.
    Kim war nackt bis zur Taille, ausgeliefert und verwundbar.
    Baxter wollte sie haben.
    Er wollte sie hier und jetzt.
    Kim bewegte sich auf ihn zu, die Hände immer noch auf den Hüften.
    Er warf einen Blick in den dunklen Pfahlwald und fröstelte und wusste doch, dass er nicht weglaufen würde. Seine Angst, die ihn eben noch gewarnt hatte, ihn zur Flucht veranlassen wollte, bestand jetzt aus eiskalten Fingern, die ihn streichelten und kitzelten, den Fingern einer Geisterhure, krank vor Lust, die danach gierte, dass es endlich losging.
    Kim blieb ein paar Schritte vor ihm stehen.
    »Du frierst doch«, sagte er.
    »Nein. Fühlt sich gut an.«
    Er nahm an, dass das Laufen sie erwärmt hatte. Er selbst fror auch nicht mehr. Die Schauer, die noch immer über seinen Körper liefen, hatten nichts mit dem kalten Wind zu tun.
    »Zieh den Rest aus«, sagte er.
    Im Mondlicht sah er, wie sie lächelte. »Bedeutet das, du fürchtest dich nicht mehr?«, fragte sie.
    »Das macht es nur noch besser.«
    Auf einem Fuß balancierend, zog sie einen Schuh und eine Socke aus. »Ich fühle mich so verwegen , du nicht auch?«
    Baxter nickte. Er spähte in die Dunkelheit. Die eisigen Finger seiner Angst griffen wieder zu und packten ihn. Kim hüpfte, ihre Brüste wackelten, als sie Schuh und Socke vom anderen Fuß zog. »Willst du weiter hier so rumstehen?«, fragte sie und löste den Knoten an ihrer Taille.
    »Ja«, sagte er.
    Ihre Hose fiel. Sie trat darauf, um sich von den Gummibändern an den Fußgelenken zu befreien. Dann kam sie zu Baxter, aber statt ihn zu umarmen, nahm sie die Decke. Sie trug sie in den Schatten der Promenade. Als sich die Dunkelheit über ihr schloss, legte sich die Angst fest um Baxters Herz, zu fest, nicht länger die Lust steigernd, sondern schmerzhaft.
    Kim breitete die Decke aus.
    »Nicht da«, sagte er. »Legen wir uns hier ins Mondlicht.«
    »Und wenn jemand vorbeikommt?«, fragte Kim. »Hier ist es viel ungestörter.«
    »Ich will dich aber sehen können.«
    »Aha.« Sie kam heraus, und Baxters Angst nahm ab. Kim drehte dem Seewind den Rücken zu. Sie rollte die Decke wieder auseinander, hockte sich hin und breitete sie auf dem Sand aus. Als sie zwei Ecken mit ihren Schuhen festdrückte, nahm Baxter die beiden anderen und hielt sie fest. Er zog seine Schuhe aus und benutzte sie als Gewichte.
    Kim krabbelte auf die Decke. Sie legte sich hin, rollte sich auf den Rücken und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Das ist wirklich toll«, sagte sie.
    »Ob es zu kalt ist für das Öl?«, fragte Baxter mit etwas zittriger Stimme.
    »Ich will es so«, sagte Kim.
    Er fand die Plastikflasche in seiner Tasche, warf sie auf die Decke und zog dann Socken und Kleider aus. Er kniete sich neben sie.
    Sie lag gerade ausgestreckt, die Beine eng zusammen, und wo ihre Haut gebräunt war, hatte sie fast die gleiche Farbe wie der Sand neben der dunklen Decke,

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