Die Gang: Roman (German Edition)
den Stock mit dem Hut obendrauf. Sie verschwanden beide im Nebel. Dann waren auch Karen und Nate nicht mehr zu sehen.
Jeremy hörte das Quietschen von Türangeln.
»Wohin gehst du?«, rief Samson.
»Das Riesenrad«, antwortete Tanya.
»Oh, wow!« Das kam von Heather. Dicht hinter ihm. Jeremy eilte nach vorn und schloss zu Shiner auf. »Was passiert jetzt?«, fragte er.
»Das werden wir schon rausfinden«, sagte sie.
Samson und der Troll – und Liz dicht hinter ihnen, als ob sie den Troll schnappen wollte, wenn er sich befreite – gingen schräg über die Promenade auf einen der niedrigen Zäune zu, der jedes der Fahrgeschäfte umschloss. Sie passierten ein offenes Tor.
Das Riesenrad stand hinter dem Tor, größtenteils von Nebel verhüllt. Jeremy konnte nur die Vorderseite erkennen: ein paar Gondeln, einige deutlich und die anderen nur verschwommen im Grau, der Bogen des Rades und die Speichen, die auf den Mittelpunkt zuliefen, aber schon im Nebel verschwanden, ehe sie den Mittelpunkt erreichten. Mehr davon kam in Sicht, als er mit Shiner durch das Tor ging. Er sah die erhöhte Einstiegsrampe. Die niedrigste Gondel war dort, wo sie am Ende der letzten Fahrt angehalten hatte, damit die Passagiere aussteigen konnten. Verschwommene Figuren standen daneben. Er sah, wie Samson den Troll die Stufen hinaufführte und Liz hinter ihnen hereilte.
»Uuuh, das wird toll werden«, sagte Heather. Statt sich wieder bei Jeremy einzuhaken, rannte sie an ihm vorbei und die Treppe hinauf.
Shiner blieb an Jeremys Seite, und sie erkletterte die Plattform.
»Alle hier?«, fragte Tanya.
»Jeder, der nicht da ist«, sagte Randy, »soll sich melden.«
»Du bist so witzig, dass man’s nicht mehr aushalten kann«, sagte Liz zu ihm.
»Okay«, sagte Tanya. »Wir werden diesen Schweinekerl ein bisschen auslüften.«
Samson stand vor dem Troll und ließ ihn auf Zehenspitzen stehen, indem er seinen Schnurrbart nach oben zog. Liz, Karen, Heather und Shiner fingen an, ihn auszuziehen. Er tanzte herum und winselte ein wenig, wehrte sich aber nicht wirklich. Tanya beobachtete die Szene wie ein Vorarbeiter, kreuzte die Arme vor der Brust und nickte zustimmend.
Bald war der Troll bis auf seine lange Unterhose entkleidet.
Jeremy war überrascht. Er hatte angenommen, dass niemand mehr lange Unterhosen trug – nur noch in Cowboyfilmen. Aber dieser alte Knacker hatte tatsächlich welche an. Heather und Liz zogen sie ihm aus.
Jeremy konnte es nicht glauben. Er war schockiert, und sein Gesicht brannte, so peinlich war ihm die Szene. Der Kerl war haarig wie ein Affe. Wegen seines Hängebauches konnte Jeremy seine Genitalien nicht sehen, und er war froh darüber. Aber Liz und Heather hockten auf den Knien, weil sie die Unterhosen heruntergezogen hatten, und sie blieben dort hocken, beäugten ihn interessiert und flüsterten und kicherten miteinander. Der Kerl wollte sich offensichtlich bedecken, aber Karen und Shiner hielten seine Arme fest. Also jammerte er nur.
Heather griff nach oben.
Der Troll riss Mund und Augen auf.
»Was ist, hast du’s so nötig?«, murmelte Liz.
»Ich wollte nur sehen, ob …«
»Das reicht«, sagte Nate.
»Lasst uns weitermachen«, meinte Tanya. »Wir haben keine Wache aufgestellt, also sehen wir zu, dass wir fertig werden und hier wegkommen.« Sie streckte eine Hand zu Randy aus, und der griff in seine Tasche und holte etwas Klapperndes, Klirrendes heraus und reichte es ihr. Jeremy sah, dass es Handschellen waren.
»Ich stelle das Ding an«, sagte Nate und verschwand. Der Troll wurde zum Riesenrad geführt und in die Knie gezwungen. Die Gondel begann zu wackeln, als er sich auf die Fußstütze hockte, aber sie wurde von der Plattform gebremst.
Plötzlich schien dem Mann klarzuwerden, dass der Schmerz und die Erniedrigung nur ein Vorspiel zum Hauptereignis waren, und er schrie auf und wurde lebhafter. Er trat um sich, bäumte sich auf, schlug nach den Kids, die ihn zu halten versuchten.
Tanya trat ihm in den Bauch. Er keuchte, brach vor dem Sitz der Gondel zusammen und rang winselnd nach Luft. Sie klappte den metallenen Sicherheitsbügel herunter und schloss ihn.
Ein Motor erwachte rumpelnd zum Leben. Jeremy fühlte, wie die Plattform unter seinen Schuhen zu vibrieren begann.
Verblüfft fragte er. »Es läuft?«
»Das Ding gehört Nates Familie«, erklärte Liz.
Tanya war fertig mit dem Troll und trat zur Seite. Er saß immer noch auf der Fußstütze und war gegen den Sitz gelehnt, die fetten,
Weitere Kostenlose Bücher