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Die Gang: Roman (German Edition)

Die Gang: Roman (German Edition)

Titel: Die Gang: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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haarigen Beine ausgestreckt. Seine Hände hingen an den Ketten der Handschellen, die am Sicherheitsriegel befestigt waren.
    »Passt auf«, sagte Tanya. Jeremy und die anderen gingen aus dem Weg. »Okay, Nate«, sagte sie.
    Nate schob irgendwo seitlich von ihnen einen Hebel nach vorn.
    Das Riesenrad erbebte und begann langsam, sich zu drehen. Als die Gondel sich rückwärts bewegte und aufstieg, fing sie an zu schaukeln. Der Troll fiel von der Fußstütze und schrie auf, als die Handschellen an seinen Gelenken zerrten.
    »Nein!«, schrie er. »Bitte!«
    Eine Sekunde später hing er gerade nach unten – sein ganzes Gewicht wurde von den Handschellen gehalten, von der Verbindungskette, von dem Sicherheitsriegel. Das Riesenrad zog ihn höher, quietschte dann und blieb mit einem Ruck stehen. Der Troll hing beinahe zwei Meter über dem Boden.
    »Zieh ihn höher«, sagte Tanya.
    »Das ist hoch genug«, meinte Nate. »Er ist schrecklich schwer. Es könnte etwas brechen.«
    »Lasst mich runter. Bitte! Ich verschwinde aus der Stadt. Ich tue alles, was ihr wollt. BITTE! «
    »Zieh ihn bis an die Spitze«, sagte Tanya.
    »O ja«, platzte Heather heraus.
    »Lass ihn damit fahren «, sagte Liz.
    »Ich denke, wir sollten nicht …«
    »Scheiße!«, schnappte Tanya. »Zeig’s ihm! Er ist ein elender Troll! «
    Nate schüttelte den Kopf.
    Er schüttelte ihn immer noch, als Tanya auf ihn zuging. »Dann werde ich es eben tun, verdammt.«
    »Tanya«, sagte er. Aber er versuchte nicht, sie aufzuhalten.
    Sie schob den großen Hebel nach vorn. Mit einem schnellen Ruck, der den Troll aufschreien ließ, setzte sich das Rad wieder in Bewegung.
    Der nackte, um sich tretende Troll entschwand nach oben, als würde er vom Nebel aufgesaugt. Er schrie die ganze Zeit. Er schrie immer noch, auch als Jeremy ihn nicht mehr sehen konnte.
    Tanya zog den Hebel nach hinten.
    Das Riesenrad hielt an.
    Die Schreie des Trolls kamen aus dem Nebel.
    »Lieber Himmel«, sagte Shiner, »er muss fast an der Spitze sein.«
    »Ein guter Platz, um dort die Nacht zu verbringen«, sagte Tanya.
    »Komm, wir holen ihn herunter«, sagte Nate zu ihr. »Ich kümmere mich darum.«
    »Gut«, meinte Tanya. »Morgen früh. Schließ ab und lass uns gehen.«
    »Wir können ihn nicht …«
    Der Troll hatte nicht aufgehört zu schreien, aber plötzlich wurde das Schreien schriller. Jeremys Zähne schmerzten davon, und Gänsehaut zog sich über seinen Rücken.
    Er hörte einen dumpfen Schlag.
    Das Schreien brach ab.
    Noch ein Schlag.
    »Mein Gott«, sagte Nate.
    Und aus dem Nebel heraus stürzte der Troll, krachte gegen die Speichen, fiel dort wieder herunter, überschlug sich, drehte sich wie ein verrückt gewordener Akrobat.

20
    Die Plattform bebte, als er aufschlug.
    Keiner sagte etwas. Es war totenstill bis auf das Rumpeln des Riesenradmotors.
    Jeremy starrte den Troll an. Er lag nur ein paar Meter entfernt, mit dem Gesicht nach oben, zwischen zwei Gondeln. Die Schatten waren nicht dunkel genug, um ihn zu verbergen. Sein Gesicht war schwarz, vermutlich von Blut. Die Nase war eingedrückt. Ein Bein stand seitlich ab, als wäre es aus dem Gelenk gebrochen. Das andere stand im rechten Winkel vom Knie ab. Die Hände, immer noch in Handschellen, lagen auf dem Bauch. Ein Stück Knochen ragte aus dem linken Unterarm.
    Jeremy wandte den Blick von der Leiche ab und sah die anderen an. Alle starrten auf den Troll, keiner rührte sich.
    Dann presste Liz eine Hand vor den Mund. Ob sie sich wohl übergeben würde? Jeremy war durchaus danach zumute. Aber sie machte ein merkwürdiges, unterdrücktes Geräusch, und dann merkte er, dass sie kicherte. Einen Augenblick später sagte sie: »Wups.«
    Shiner sagte: »O Gott, jetzt haben wir es getan.«
    »Plumps, da fiel der Troll um«, sagte Heather.
    Nate entfernte sich von der Gruppe und stellte den Motor ab.
    »Bleibt bloß alle cool«, sagte Tanya.
    »Was ist passiert? «, fragte Randy.
    »Offensichtlich war der Sicherheitsriegel nicht stark genug, ihn zu halten«, meinte Tanya.
    »Wir haben ihn umgebracht«, sagte Randy.
    »Messerscharfer Schluss, Blödmann.« Das war Liz.
    »Passt auf«, sagte Tanya. »Das Wichtigste ist jetzt, nicht in Panik zu geraten. Wir müssen ihn loswerden und hier sauber machen. Niemand darf je erfahren, dass das passiert ist. Liz, Karen und Heather, ihr putzt das Blut weg. Holt einen Eimer und einen Lappen. Jeremy, du raffst das Zeug von dem Kerl zusammen und wirfst es unter die Promenade. Shiner, hilf ihm dabei.

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