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Die Gang: Roman (German Edition)

Die Gang: Roman (German Edition)

Titel: Die Gang: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Planen überzogenen Wagen eines Karussells.
    Ob sie wohl auch leer waren?
    Die Trillerpfeife schien an seinen Lippen zu kleben. Er nahm sie heraus, ließ sie über der Jacke hängen und befeuchtete seine Lippen.
    Er ging schneller.
    Dabei versuchte er, in der Mitte der Promenade zu bleiben. An den Seiten könnten Trolle auf ihn lauern – drinnen, zwischen den Buden und Karussellen. Wenn er sich in der Mitte hielt, konnten sie ihn nicht so leicht überraschen.
    Dann sah er zu seiner Linken die Holztreppe und den Eingang von Jaspers Kuriositätenkabinett.
    Genau hier hatte der Kampf stattgefunden. Er dachte gern an den Kampf. Im Geist hatte er ihn immer wieder erlebt. Es war die Schläge wert, die er einstecken musste. Er hatte Cowboy geholfen – gezeigt, dass er ein Mann war – und diese Mädchen verprügelt und sie angefasst und der einen sogar das Top runtergerissen und einen ausgiebigen Blick auf ihre Titten geworfen. Immer wenn er daran dachte, fühlte er sich erregt und stolz und bekam eine Erektion.
    Jetzt versuchte er, dieses Gefühl wieder hervorzurufen, aber es funktionierte nicht.
    Seine Fantasie weigerte sich, ihn den Kampf noch mal durchleben zu lassen.
    Stattdessen musste er an die Ausstellungsstücke im Kuriositätenkabinett denken. Die Galerie der Sonderbaren mit den grotesken Fotografien. Und noch schlimmer war das richtige Zeug gewesen.
    Die augenlose Mumie, in den Lederbändern hängend, mit dem alten Lappen zwischen den Beinen. Die riesige Spinne. Der haarlose Orang-Utan aus Borneo – oder was immer es wirklich war. Der ekelhafte, gelbe, doppelköpfige Fötus in dem Glas mit der trüben Flüssigkeit.
    Und all dieses Zeug war in dem Gebäude dort. Gleich hinter der geschlossenen Tür.
    Jeremy wurde übel, und er bekam Angst, weil er wusste, dass er dieser Schreckenskammer so nahe war.
    Er ging noch schneller.
    Die Art, wie das Kuriositätenkabinett mit dem Funhouse verbunden war, erinnerte ihn an das Foto von Jim und Tim, den Siamesischen Zwillingen, verbunden an der Hüfte.
    Immerhin war das Funhouse geschlossen worden. Er war froh darüber, froh, dass es keine Möglichkeit gab, dort hineinzugehen.
    Hätte er doch das Kuriositätenkabinett nie betreten! Ich habe Glück, wenn ich von dem Kram keine Albträume bekomme, dachte er.
    Aber wenn er nicht in Jaspers Kuriositätenkabinett gegangen wäre, hätte der Kampf nicht stattgefunden. Gutes hat eben seinen Preis.
    Einen miesen Preis. Wie das hier. Das ist der Preis, um bei den Trolljägern mitmachen und mit Tanya zusammen sein zu können. Ebenso wie die verdammten Kuriositäten anzusehen der Preis für den tollen Kampf gewesen war.
    Warum kommt nicht endlich ein Troll, damit ich es hinter mich bringen kann?
    Und wenn keiner kommt?, fragte er sich. Muss ich die ganze Nacht lang hier auf und ab gehen?
    Habe ich die Einweihung nicht bestanden, wenn ich keinen erwische?
    Ihm wurde sterbensübel, als er plötzlich Schritte hörte, die von hinten auf ihn zukamen. Von hinten? Er wirbelte herum, starrte angestrengt in den Nebel und stopfte sich die Trillerpfeife zwischen die Lippen. Mit der anderen Hand fuhr er in die Tasche seiner Cordhose und tastete nach dem Messer. Er überlegte, ob er es herausholen sollte. Dann dachte er an die Karte in seiner Jackentasche.
    Er griff danach.
    Eine verschwommene Figur, dunkler als der Nebel, rannte auf ihn zu. Plötzlich blieb sie stehen. Sie war immer noch nur undeutlich zu erkennen, als stünde sie hinter einem Schleier.
    »Bist du das, Jeremy?«, fragte eine Stimme.
    Eine Mädchenstimme.
    »Ja. Wer ist da?«
    »Shiner«, sagte sie.
    Sie kam auf ihn zu. Er sah ihr wehendes Haar, ihr Gesicht, den dunklen Anorak und die Jeans. Er atmete tief ein und langsam wieder aus.
    Sie drückte seinen Arm. »Komm mit zurück«, sagte sie. »Es kommt einer von vorne herein.«
    »Ein Troll?«
    »Ja, schnell. Den schnappen wir uns.«

19
    Sie hörten auf zu rennen, und Jeremy ließ sich von Shiner an der Hand nehmen und führen. Sie drückten sich an die Wand eines Ladens. Während er versuchte, zu Atem zu kommen, sah er Samson, der sich hinter der Kartenbude versteckte. Heather stand hinter ihm. Nate und Liz pressten sich an die gegenüberliegende Wand des Torbogens.
    Wo waren die anderen?
    Wo steckte Tanya?
    Er nahm aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr und stellte fest, dass jemand auf dem Dach der Kartenbude lauerte. Alles, was er sehen konnte, war ein Teil des Rückens, aber er nahm an, dass es Tanya war. Die anderen waren

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