Die Gartenparty
kommen.
»Na schön, Gus. Sie haben gewonnen. Machen Sie weiter. Aber viel Zeit kann ich Ihnen nicht geben. Wie lange werden Sie brauchen?«
Masters dachte rasch nach. Er rechnete mit einer Woche. »Zehn Tage«, sagte er.
»Ich gebe Ihnen eine Woche. Schon eine Ahnung, wer den Schwarzen Peter bekommt?«
»Noch nicht.«
»Sie lügen. Na, gehen Sie an die Arbeit.« Als Masters sich zum Gehen wandte, sagte der Chef noch: »Und packen Sie nur zu, wenn Sie Ihrer Sache absolut sicher sind.«
»Sicher, Chef.«
»Verdammt sicher«, sagte der Chef drohend.
Der Detektiv kehrte in sein Büro zurück. Unterwegs bemerkte er, daß die Uhr im Flur ein paar Minuten nach neun zeigte. Ruth Benton wollte um neun Uhr dreißig kommen.
Bis dahin standen noch einige andere Dinge auf der Tages-Ordnung. Lila Connors zweiter Ehemann, erinnerte er sich, sollte Selbstmord begangen haben. Wenn das zutraf, so mußte es einen Polizeibericht darüber geben, und Masters rief im Kansas-City-Präsidium an und bat, ihm den Bericht und etwaige weitere einschlägige Informationen zukommen zu lassen. Der Polizeibericht allein jedoch enthielt vermutlich nicht das Material, das er brauchte. Also telefonierte er noch einmal, und zwar mit einer Privatdetektei in Kansas City, von der er ein paar rasche Ermittlungen in bezug auf alles, was den Fall vorantreiben konnte, erbat. Anschließend lehnte sich Masters in den Sessel zurück und wartete auf Ruth Benton, die in fünfzehn Minuten erscheinen mußte. Etwa drei davon waren vergangen, als das Telefon klingelte. Er erkannte die Stimme sofort. Herrgott, diese Stimme!
»Hier ist Nancy Howell«, sagte die Stimme. Tempelglocken, die reinsten Tempelglocken.
»Oh, hallo, Mrs. Howell. Ich habe nicht erwartet, von Ihnen noch einmal zu hören.«
»Wegen gestern, meinen Sie?«
»Ja. Ich hatte den Eindruck, daß Sie mich von Ihrer Besucherliste gestrichen haben.«
»Na ja, aber jetzt hat sich etwas herausgestellt, das der Sache ein anderes Gesicht gibt. Möchten Sie es hören?«
»Aber natürlich. Warum kommen Sie nicht her und erzählen mir alles?«
»Es wäre besser, wenn Sie hierher kämen. Ich brauche Ihre Hilfe. Ich habe ein… nun ja, ein Experiment vor.«
»Könnten Sie sich nicht ein bißchen deutlicher ausdrücken?«
»Lieber nicht. Ich will Ihnen nur noch sagen, daß wir dazu ins Connorsche Haus hinein müssen.«
»Ins Connorsche Haus? Ich komme sofort, Mrs. Howell!«
Er hatte eben aufgelegt, als Ruth Benton erschien, ein paar Minuten vor der verabredeten Zeit. Masters sah sofort, daß sie schwere Tage durchlebt hatte. Aus Kummer über einen Chef, der weiter nichts war als nett, bekommt eine Sekretärin nicht solche Ringe unter den Augen.
»Ich danke Ihnen für Ihr Kommen, Miss Benton«, sagte Masters. »Ich brauche Sie nur eine Minute. Wie ich Ihnen bereits am Telefon sagte, möchte ich lediglich, daß Sie sich die Waffe ansehen, mit der Mrs. Connor umgebracht worden ist.«
Die Mordwaffe lag in einer mit Papier ausgelegten Schachtel auf seinem Schreibtisch. Er nahm den Deckel ab und zeigte ihr die blutbefleckte Klinge. Ruth Benton schloß die Augen, dann schlug sie sie wieder auf.
»Ja«, sagte sie, »das ist Larrys Brieföffner. Er lag immer auf seinem Schreibtisch im Büro.«
»Sind Sie sicher?«
»Ganz sicher.«
»Wären Sie bereit, das zu beschwören?«
»Ja, natürlich. Aber warum? Bedeutet da, daß Larry seine Frau nicht umgebracht hat, oder daß er es doch tat?«
»Es könnte beweisen, daß er es nicht tat.«
»Aber wer war es denn?«
Masters erhob sich. »Vielen Dank für Ihr Kommen, Miss Benton.«
Das Mädchen erhob sich ebenfalls; sie nahm ihre Entlassung achselzuckend hin. »Wenn Larry der Mörder war, kann ich ihn nicht verurteilen. Aber wenn er unschuldig war, werde ich alles tun, was in meiner Macht steht, um Ihnen zu helfen, seine Unschuld zu beweisen.«
In Shady Acres parkte Masters vor dem Hause der Howells und ging durch den Garten zur Hintertür. Hier fand er Nancy Howell; sie saß in einem adretten, lavendelblauen Hauskleid auf der Terrasse und entstielte Erdbeeren, eine Arbeit, bei der ihre Hände aussahen, als seien sie in frisches Blut getaucht. Den Hut in der Hand, betrat er bescheiden das Haus, um sogleich an den Küchentisch gebeten zu werden. Die Einladung zu einer Tasse Kaffee versetzte ihn in höchstes Entzücken. Sie bedeutete, daß ihm vergeben war.
»Tut mir leid, daß ich etwas später komme, Mrs. Howell. Ich wurde aufgehalten. Oh, danke schön«,
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