Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)
Photonenlinie, weil es im interstellaren Raum nur sehr wenig Luft gibt. Sagen wir, eine halbe Billion Kilometer, da fehlte nicht viel. Und wir flogen in einer Spirale hinaus, was fast einen ganzen Umlauf um die Sonne ausmachte, bevor wir ans Ziel kamen. Unsere Bahn erstreckte sich nicht bloß über 25 Lichttage, es waren schon eher 60. Und bei gleichmäßigem Antrieb während des gesamten Weges kamen wir an die Lichtgeschwindigkeit nicht einmal heran. Dreieinhalb Jahre … und die ganze Zeit über dachten wir: Mensch, was ist, wenn einer sich mit dem Hitschi-Antrieb auskennt, bevor wir dort sind? Geholfen hätte uns das gar nichts. Es wäre viel mehr Zeit vergangen als dreieinhalb Jahre, bevor man dazu hätte kommen können, all das zu tun, was man tun wollte, wenn es einmal so weit war. Und rate mal einer, wo auf der Liste das Vorhaben gestanden hätte, uns nachzufliegen.
Das Schöne, worüber ich also nachdenken konnte, war, dass wir wenigstens nicht vor der Erkenntnis stehen würden, der Flug sei umsonst gewesen, weil wir fast schon an Ort und Stelle waren.
Alles, was noch übrig blieb, war, die großen Ionentriebwerke an der Fabrik festzumachen … nachzuprüfen, ob das funktionierte … den langsamen Rückflug anzutreten, das Ding zurück zur Erde zu schieben … und auf irgendeine Weise zu überleben, bis wir dort waren. Sagen wir, na ja, noch einmal vier Jahre.
Ich befasste mich lieber wieder mit der tröstlichen Tatsache, dass wir fast am Ziel waren.
Der Gedanke, Kometen zur Nahrungsgewinnung auszubeuten, war nicht neu, er ging mindestens zurück auf Krafft Ehricke in den 1950-ern, nur hatte er vorgeschlagen, die Menschen sollten sie kolonisieren. Das ergab Sinn. Bring ein bisschen Eisen und Spurenelemente mit – das Eisen, um etwas zu bauen, in dem du unterkommen kannst, die Spurenelemente, um CHON-Nahrung in Zwiebelkuchen oder Hamburger zu verwandeln –, und du kannst auf unbestimmte Zeit von dem Angebot ringsum leben. Denn daraus bestehen Kometen. Ein bisschen Staub, etwas Gestein und enorm viel gefrorene Gase. Und was sind das für Gase? Sauerstoff. Stickstoff. Wasserstoff. Kohlendioxyd. Wasser. Methan. Ammoniak. Immer wieder dieselben vier Elemente. CHON. Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff, und was kommt heraus, wenn man ihre Symbole in dieser Reihenfolge aufführt? CHON, gesprochen »Chon«.
Die Oort’sche Wolke bestand aus Millionen megatonnengroßer Portionen Essen. Zu Hause auf der Erde blickten zehn oder zwölf Milliarden hungriger Menschen zu ihr hinauf und leckten sich die Lippen.
Es wurde immer noch viel darüber gestritten, was Kometen dort draußen in der Wolke zu suchen hatten. Man konnte sich sogar darüber streiten, ob sie überhaupt in Gruppen auftraten. Öpik erklärte vor hundert Jahren, mehr als die Hälfte aller gesichteten Kometen passten in genau definierte Gruppen, und seine Anhänger glauben das bis heute. Whipple sagte, Quatsch, es gibt keine Gruppe, in der mehr als drei Kometen unterzubringen wären. Dasselbe sagten seine Anhänger. Dann kam Oort daher und versuchte dem Ganzen einen Sinn zu geben. Er stellte sich vor, dass es da eine riesige Schale von Kometen rund um das Sonnensystem gab, und hier und da pickte sich die Sonne einen heraus, der dann bis zum Perihel hereinsauste. Und wir sahen daraufhin den Halleyschen Kometen oder jenen, der als Stern von Bethlehem gilt, oder irgendeinen anderen. Anschließend befasste sich eine ganze Gruppe von Leuten damit und fragte, warum das eigentlich so sei. Es stellte sich heraus, dass es gar nicht sein konnte – jedenfalls dann nicht, wenn man für die Oort’sche Wolke von der Maxwell’schen Geschwindigkeitsverteilung ausgeht. Unterstellt man normale Verteilung, dann muss man nämlich auch davon ausgehen, dass es überhaupt keine Oort’sche Wolke gibt. Man kann aus einer Oort’schen Wolke die beobachteten beinahe parabolischen Bahnen nicht ableiten; das behauptete R. A. Lyttleton. Aber dann erklärte ein anderer: »Na, vielleicht ist die Verteilung auch eine nicht Maxwell’sche!« Und so erwies es sich. Das ist alles zusammengeklumpt. Es gibt Kometenhaufen und riesige Raumvolumina, in denen fast gar keine auftreten.
Und während die Hitschi ihre Maschine ohne Zweifel so eingesetzt hatten, dass sie auf satten Kometenweiden grasen konnte, befand sie sich jetzt, viele hunderttausende von Jahren später, in einer Art Kometenwüste. Wenn sie noch arbeitete, hatte sie wenig Material zum Bearbeiten.
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