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Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin
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gegenüber, ehe Wulfhard sich demonstrativ gegen die Wand sinken ließ. Eberhard entspannte sich. Wieder nickte er Hannes zu.
    »Zieh die Lumpen aus«, befahl der Wirt, indem er Wulfhard einen sauberen Kittel zuwarf. »Und dann iss. Wir wollen dich doch morgen bei Kräften haben.« Er bückte sich. Wulfhard sah eine Schüssel und nahm den Geruch von Hirsebrei wahr. Sein Magen zog sich zusammen. Misstrauisch starrte er die Schüssel an.
    »Jetzt fragst du dich sicher, ob ich schon reingespuckt habe.« Hannes lachte böse, und Eberhard stimmte ein.
    »Drecksau!«, murmelte Wulfhard, aber er ging in die Hocke und hob die Schüssel auf.
    Hannes machte einen Schritt auf den Gefangenen zu, doch Eberhard packte ihn am Arm und sagte: »Da kommen sie wieder.«
    Die drei Männer drehten den Kopf zur Tür, auch Wulfhard, der nicht aufhörte, sich mit den Fingern den faden Brei in den Mund zu stopfen. Fackelschein erleuchtete die Nacht, die plötzlich von lauten Männerstimmen erfüllt war. Bald waren die ersten Wortfetzen zu hören.
    »Abfackeln!«
    »Nee, ertränken!«
    Wulfhard blickte mit einem dreisten Grinsen zu Eberhard und Hannes auf. »Nicht mal in Ruhe essen kann man! Schmeckt übrigens widerlich!«
    »Sei froh, dass du überhaupt was kriegst«, knurrte Hannes und stieß mit dem Fuß nach dem Gefangenen. »Reinmar hat es befohlen.«
    »Und warum?«
    Hannes lachte grob. »Das weißt du nicht? Weil es morgen vorbei ist mit dir. Wir haben Reinmar zum Fronboten gewählt, und er war begeistert, dass er ein Stück Dreck wie dich vom Leben in den Tod befördern darf. Glaub mir, ich werde das Geschäft meines Lebens mit dir machen. Wenn deine Gedärme hervorquellen, wird das Bier nur so fließen. He, Eberhard, halt mal die Fackel höher, ich glaub, jetzt macht er sich in die Hose.«
    »Verdammt!« Eberhard drehte sich ungeduldig um. »Die meinen es ernst, Hannes!«
    Auf dem Platz zwischen Lagerhaus und Hafen hatten sich sieben oder acht Gestalten versammelt.
    »Hannes, Eberhard! Kommt raus! Wir übernehmen jetzt!«
    Eberhard zerrte Wulfhard am Kragen hoch und drückte ihm das Messer in den Rücken. »Du isst ruhig weiter!«
    »Ach, komm schon, lass mich mit ihnen kämpfen!«
    »Nichts da!«
    In der Zwischenzeit hatte sich Hannes breitbeinig in die Tür gestellt. »Verschwindet!«, rief er den Männern zu. »Ich gebe eine Runde aus, wenn ihr jetzt sofort in die ›Buche‹ zurückgeht.«
    »Nee, Hannes, das tun wir net!«
    »Ja, wir wolle den jetzt abmurkse!«
    »Und dann, Dietger?« Hannes stieß seine Fackel näher an das Gesicht des Wortführers. Der Mann zuckte mit einem erschrockenen Keuchen zurück. »Ich sag’s dir. Dann wird der Graf dich zur Rechenschaft ziehen! Bis zu seinem Tod gehört dieser Mann ihm! Und wir alle dienen dem Haus Buchhorn, oder?«
    »Schon, aber der da nicht!«
    »Jetzt komm schon«, zischte Wulfhard mit vollem Mund. »Ich zeig’s dem Pack!« Er machte eine Bewegung, als wolle er vorwärtsstürzen, aber noch ehe er sie zu Ende geführt hatte, schlang Eberhard ihm von hinten den Arm um die Kehle und verstärkte den Druck des Messers. »Noch eine Bewegung und du bereust es!«
    »Was hab ich denn zu verlieren?«, keuchte Wulfhard. »Ich hab keine Angst zu sterben.«
    »Heute vielleicht noch nicht, aber schau mal …« Hannes hatte sich zu Wulfhard umgedreht und deutete hinaus auf die Gasse, wo die Menschenmenge sich vor einem Reiter teilte. Der Mann brachte sein Pferd mit einem scharfen Ruck zum Stehen. Im Dunkeln war sein Gesicht nicht zu erkennen, aber seine Stimme übertönte den Lärm mühelos. »Was ist hier los?«
    »Das ist Reinmar«, tuschelte Hannes schadenfroh. »Mach dir nichts draus, wenn du sein Gesicht heute nicht siehst, sein Anblick wird das Letzte sein, was du morgen in die Hölle hinübernimmst.«
    Wulfhard versuchte sich loszureißen, aber Eberhards Griff war eisern.
    »Was geht hier vor?«, wiederholte der Fronbote. »Eberhard! Lass den Mann los! Du sollst ihn bewachen, nicht umbringen!«
    »Genau das versuch ich ja!«
    »Und ihr!«, wandte Reinmar sich an die Betrunkenen, als habe er den Einwand nicht gehört, »ihr werdet ja wohl bis morgen Mittag warten können!« Er beugte sich tiefer in den Schein der Fackeln, sodass jeder das Lächeln auf seinem Gesicht sehen konnte. »Ich verspreche euch, dass ihr morgen auf eure Kosten kommen werdet!« Sein Blick suchte Wulfhard. »Mit deinen großkotzigen Reden ist es dann auch vorbei, glaub mir!« In Wulfhards Gesicht arbeitete es, aber

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