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Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin
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er schwieg. Sein Mund war wie ausgedörrt. Mit einem befriedigten Nicken richtete Reinmar sich wieder auf. »Und ihr verschwindet jetzt alle! Als Verwalter des Grafen und als euer Fronbote befehle ich euch, euch hier nicht mehr blicken zu lassen. Eberhard wird den Rest der Nacht Wache halten. Wenn mir zu Ohren kommt, dass jemand meine Befehle missachtet hat, werde ich den Schuldigen streng bestrafen! Morgen Mittag werdet ihr eure Hinrichtung bekommen, aber bis dahin steht das Leben des Gefangenen unter meinem Schutz, und das heißt, unter dem Schutz des Grafen!«
    »Und wo isch der Graf jetzt? In Konschtanz, oder!«, rief Dietger trotzig.
    Reinmar riss das Pferd herum. »Ja und? Er ist euer Herr! Und ihr sorgt dafür, dass ich meine Pflicht erfüllen kann! Ich hoffe, ich habe mich verständlich ausgedrückt!«
    Er trieb dem Pferd die Fersen in die Flanken, und sekundenlang war nur das Geräusch der Hufe auf dem festgetretenen Boden zu hören, dann räusperte sich Eberhard. »Ihr habt es gehört, Leute. Zieht ab!«
    Zuerst schien es, als ob die Männer Widerstand leisten wollten, endlich spuckte Dietger auf den Boden. »Wie war das mit der Runde, die du ausgeben willsch?«
    »Ja, ja«, sagte Hannes ungeduldig. »Ich komme gleich nach. Aber gebt Ruhe.«
    »Solange die Drecksau morgen wirklich geschlachtet wird …«
    »Dann verschwindet auch das Geschmeiß aus unseren Straßen«, murrte ein anderer. »Verdammte Spielleute!«
    Die Männer entfernten sich langsam. Als nur noch ihre Fackeln in der Dunkelheit auf und ab tanzten, gab Eberhard Wulfhards Kehle frei.
    Der hustete. Nachdem er sich beruhigt hatte, setzte er wieder sein freches Grinsen auf. »Spielleute – das heißt, es gibt ein richtiges Fest zu meinen Ehren! Da will ich doch nicht fehlen!«
    Eberhard musterte seinen Gefangenen von Kopf bis Fuß und zuckte die Achseln. »Lass gut sein, Mann, wir wissen beide, dass du dir vor Angst fast in die Hosen machst. Ist ja auch kein schöner Tod, der dich erwartet. Du solltest lieber Frieden mit deinem Herrgott machen, solange du kannst. Hannes!«
    Die massige Gestalt des Wirtes schob sich durch die Tür. Während er Wulfhard mit einem Druck seiner mächtigen Pranke bedeutete, sich auf den Boden zu setzen, bemerkte er: »Weißt du, Eberhard, mit den Fahrenden hat Dietger schon recht. Das ist ein räuberisches Pack, und ich weine denen auch keine Träne nach, wenn sie fort sind.« Ächzend beugte er sich nieder, zerrte Wulfhard die Arme auf den Rücken und fesselte sie wieder an den Balken. »Kommst du mit in die ›Buche‹?«
    »Du hast ja gehört, ich muss hier Wache schieben. Wer weiß, was Dietger und seinen Kumpanen noch einfällt.«
    »Wie du meinst. Ich schick dir jemanden mit einem Becher Bier rüber.« Hannes leuchtete Wulfhard mit der Fackel ins Gesicht und lachte. »Mach’s gut, Drecksau. Genieß deine letzten Stunden! Wenn du dich sehen könntest! Und so eine armselige Gestalt wollte es mit unserem Grafen aufnehmen!« Kopfschüttelnd verließ er das Lagerhaus, dicht gefolgt von Eberhard. Sekunden später hörte Wulfhard, wie der Riegel vorgeschoben wurde. Er ließ den Kopf auf die Brust sinken und schloss die Augen.
     
    H
     
    Der Hof des Anwesens lag wie ausgestorben im ersten Licht der Morgensonne. Ab und zu fegte ein Windstoß loses Stroh über den Boden. In den Ställen waren leises Wiehern und die Stimmen der Stallknechte zu hören. Gudrun stemmte die Fäuste ins Kreuz und streckte sich. Sie liebte diese Zeit des Tages, und seit die Herrschaften mitsamt den Kindern nach Konstanz abgereist waren, konnte sie in aller Ruhe die Stille des Morgens genießen. Die alte Köchin lächelte in sich hinein, als sie an Udalrichs und Wendelgards Kinder dachte. »Wie froh sie waren, nach Hause zu kommen.« Sie erinnerte sich noch lebhaft an die Freudenschreie, als die Jungen und das Mädchen den so lange vermissten Vater wieder vor sich gesehen hatten und ihn und die Mutter umarmen durften.
    Sie wandte sich der Küche zu, als ihr ein hochgewachsener junger Mann mit einem Bündel in den Armen entgegenkam. Im ersten Augenblick dachte sie, dass es ihr Sohn war, doch der Mann wirkte größer und noch muskulöser als ihr Eberhard. Seine Haare schimmerten im Licht der Morgensonne in einem dunklen Goldton. Sie blieb stehen und blinzelte dem Ankömmling kurzsichtig entgegen.
    »Guten Morgen, Gudrun!«
    Ein Lächeln erhellte ihre verwitterten Züge. »Gerald? Bist du das?«
    »Ja, ich bin’s! Gott zum Gruß,

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