Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin
Vom Netzwerk:
war ein alter Mann und dankbar für tatkräftige Unterstützung.«
    »Und ganz offensichtlich hat der Graf beiden vertraut?«
    »Gerald, du denkst immer noch darüber nach, wie du Rigbert überzeugen kannst, das Amt anzunehmen. Aber er hat nein gesagt. Wie du!«
    »Aber ich habe keinen jüngeren Bruder, auf den ich eifersüchtig bin und dessen Platz ich einnehmen möchte. Wenn ich Wulfhards Schuld an Reinmars Tod beweisen könnte …« Gerald schaute nachdenklich in die Richtung, in der das Lagerhaus stand.
    Hannes schlug ihm auf die Schulter. »He, du klingst ja wie dieser schlaue Mönch, mit dem du vor vier Monaten hier angekommen bist. Wie hieß er doch gleich?«
    »Eckhard.« Gerald ballte die Faust. »Das ist eine hervorragende Idee, Hannes. Was würde Eckhard jetzt tun? Er würde Wulfhard befragen.«
    »Und das willst du übernehmen? Hältst du das für einen guten Plan?«
    »Ich weiß es nicht.« Gerald lächelte grimmig. »Und darum wirst du mich begleiten!«
    »Aber meine Schenke! Ich muss …«
    »Du hast den Pfaffen gehört. Wir alle müssen der Gerechtigkeit dienen.« Gerald packte den stämmigen Wirt am Arm und zog ihn mit sich.
     
    Geralds Gedanken überschlugen sich, während sie an der ›Buche‹ vorbei zum See hinuntergingen. Neben sich hörte er Hannes leise über den Verdienst jammern, den er sich entgehen lassen musste, aber er achtete ebenso wenig darauf wie auf die klare Schönheit dieses Septembernachmittags. Die Luft regte sich kaum, der Bodensee lag da wie gemalt, und in der Ferne erkannte man die scharfen Umrisse der Alpen. Auf der anderen Seite des Sees waren sogar die Häuser Rorscahuns als kleine Tupfer vor dem Aufstieg zu den Vorbergen auszumachen.
    In Rorscahun war er Wulfhard das erste Mal begegnet. Damals hatte dieser noch in den Diensten des Junkers von Bregenz gestanden, ein stolzer, arroganter Mann, der gar nicht weit genug auf den einfachen Schmied hatte herabsehen können. Die Zeiten waren vorbei. Geralds Herz pochte schmerzhaft, als sie auf den abseits gelegenen Schuppen zugingen, der Fischern und Handwerkern als Lagerraum diente. Die Luft in dem fensterlosen Bretterbau musste bei dieser Hitze mörderisch sein. Gerald fühlte, wie seine Stimmung sich bei diesem Gedanken hob. »Schade, dass der Saukerl erst seit ein paar Tagen hier schmort.«
    »Was meinst du?«
    Gerald sah Hannes in die Augen. »Ich meine, dass Wulfhard gleich hier hätte eingesperrt werden sollen. Ein kühles Verlies in Bregenz hat der gar nicht verdient. Und die Befragung hat ja wohl auch nichts erbracht. Jedenfalls hört man nichts davon, dass seine Aussage geholfen hätte, dieses Welfenpack zur Verantwortung zu ziehen. Immerhin stand er in ihren Diensten, als sie sich gegen den Grafen verschworen haben.«
    »Vielleicht hat Wulfhard einfach nicht mehr gewusst. Schließlich war er nur ein Handlanger. Gerald, im Ernst, dieser Mann trägt nicht an allem die Schuld.« Er streckte die Hand aus, aber Gerald entzog sich ihm mit einer schroffen Drehung und ging auf Eberhard zu. »Wir müssen da mal rein. Haben noch ein paar Fragen an den Gefangenen.«
    »Was für Fragen?«
    »Ich glaube, Rigbert überzeugen zu können, das Amt des Fronboten zu übernehmen, wenn wir Wulfhards Schuld an Reinmars Tod beweisen können. Und das habe ich vor.« Geralds Kiefer war angespannt, seine Augen hart.
    Eberhard wechselte einen kurzen Blick mit Hannes, der unmerklich die Achseln zuckte. »Na gut«, sagte der junge Kriegsknecht langsam. »Ich lasse euch rein. Aber du versprichst mir …«
    »Ja, ja!« Gerald schob den Riegel zurück und drängte sich an Eberhard vorbei. Die brütende Hitze, die ihm entgegenschlug, ließ ihm augenblicklich den Schweiß aus den Poren treten.
    »Wulfhard, ich habe ein paar Fragen an dich!«
    »Aber ich hab keine Antworten!«
    Gerald fuhr zu der Stimme herum und machte ein paar Schritte vorwärts. Der Gestank wurde schlimmer. Hinter sich hörte er Hannes keuchen. »Sicher? Immerhin ist mit Reinmar der Mann gestorben, der dich hinrichten sollte.« Gerald atmete durch den Mund. Er war stolz auf seine Beherrschung.
    Wulfhard lachte bitter auf. »Ob der oder ein anderer, welchen Unterschied macht das? Soll ich das ganze Dorf töten? Und wie? Wirfst du mir jetzt auch noch Hexerei vor?«
    »Halt dein dreckiges Maul! Mit dir würde sich wahrscheinlich nicht einmal der Teufel einlassen.« Aus den Augenwinkeln sah Gerald, wie Hannes sich bekreuzigte. »Nein«, fuhr er ruhiger fort. »Aber ich möchte wissen,

Weitere Kostenlose Bücher