Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)
ich frage mich, warum der Mörder Reinmars Leiche unter dem Boot ablegt, die Frau aber im Schilf liegen lässt. Da wurde sie gefunden, oder?« Er sah Gerald an.
»Hm.«
»Sie war ihm nicht wichtig. Sie war nicht der Grund, warum Reinmar sterben musste.«
»Sondern eine andere Frau?«
»Oder die Verstümmelung ist eine falsche Fährte. Und noch was. Der Mörder muss recht kräftig sein, dass er Reinmars Leiche über den Strand zu den Booten schleifen oder sogar ein Stück weit tragen konnte.« Er verlagerte sein Gewicht an die andere Zarge und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
»Wollt Ihr einen Becher Wasser?«, fragte Fridrun.
»Nur, wenn Euer Mann nichts dagegen hat.«
»Tu, was du nicht lassen kannst!«, knurrte Gerald.
Nachdem Wulfhard den Becher gierig geleert hatte, fuhr er fort: »Die Frage ist meiner Meinung nach, ob es wirklich um Reinmars Weibergeschichten ging oder ob jemand einen anderen Grund hatte, den Verwalter zu hassen.«
»So wie du«, warf Gerald böse ein.
»Demzufolge wäre Hilde einfach zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen«, bemerkte Eckhard, ohne auf den Schmied zu achten. »Ich möchte mich jetzt im Dorf ein wenig umhören. Du hast gesagt, der Pfaffe habe Hildes Leiche gesehen. Wer noch?«
»Dietger«, sagte Gerald zögernd.
»Treffe ich diesen Dietger zu Hause an? Was macht er?«
»Unruhe stiften«, murmelte Fridrun.
»Er ist Imker«, erklärte Gerald mit einem mahnenden Blick auf seine Frau. »Was ist mit den anderen? Soll ich versuchen, sie zusammenzurufen?«
Eckhard dachte kurz nach und schüttelte den Kopf. »Nein, kein Aufsehen! Ich höre mich einfach ein wenig um. Irgendjemand wird schon reden.« Er stand auf und nickte in die Runde. »An die Arbeit.«
»Und ich?« Wulfhard verzog den Mund. »Der Graf hat gesagt, Ihr sollt mir Arbeit zuweisen, Schmied. Also, was soll ich tun?«
»Nichts. Ich habe niemanden zu ermorden.«
»Gerald«, flüsterte Fridrun bittend. »Nicht …«
»Was kann er denn sonst noch?«, brach es aus Gerald heraus. »Er …«
»Mit Pferden umgehen«, unterbrach Eckhard sanft. »Das kann er wirklich. Darum sollten wir ihn zu Rigbert schicken. Da kann er sich nützlich machen. Auch für uns«, setzte er bedeutsam hinzu.
Gerald presste die Lippen zusammen, als er das Einverständnis zwischen Wulfhard und Eckhard sah. »Wenn du meinst. Dann muss ich ihn wenigstens nicht sehen. Du hast Glück, dass du unter Eckhards Schutz stehst, Mörder.«
»Des Königs Schutz, mein Freund.«
»Ich bin nicht dein Freund!«
Wulfhard lachte laut auf. »Oh, wie mir das bekannt vorkommt! Verzeiht, Schmied, Ihr habt recht, keine Freundschaft.«
Eckhard schüttelte leicht den Kopf und verabschiedete sich von Fridrun.
Die junge Frau begleitete ihn zur Tür. »Ihr seid immer ein gern gesehener Gast, nicht wahr, Gerald?«
»Jederzeit«, stimmte ihr Mann zu. »Aber der da soll sich von meinem Haus fernhalten, Eckhard!«
»Das wird er, versprochen!« Eckhard packte Wulfhard am Arm und zog ihn zu Geralds kleinem Stall. »Du reitest ohne Umwege zu Rigbert. Stell die Pferde dort unter und sag ihm, dass ich dich im Namen des Grafen schicke. Udalrich habe dir diese Arbeit befohlen, damit du auf den rechten Weg zurückfindest.«
Wulfhard grinste vieldeutig.
»Ich meine es ernst. Sei wachsam, aber unauffällig! In der ›Buche‹ kannst du mich erreichen, wenn es etwas Wichtiges gibt.«
»So viel Vertrauen, Mönch?«
»Ich habe Vertrauen in Gott. Und der Herr muss Vertrauen in dich haben, sonst wärst du in dem Schuppen verbrannt. Denk daran, enttäuschst du mich, enttäuschst du Gott!«
Wulfhard biss sich auf die Lippe. »Das ist eine große Bürde, Mönch.«
»Betrachte es als Verpflichtung!« Eckhard wandte sich ab, doch dann drehte er sich noch einmal um. Sein Gesicht wirkte überraschend kalt. »Du hast übrigens großes Glück gehabt, dass du das Messer nicht gegen Gerald gezogen hast.«
Wulfhard wurde eine Schattierung blasser, während seine Hand an den Gürtel fuhr. »Ihr wisst?«
»Ein Stein fühlt sich nun einmal anders an als eine Klinge.« Eckhard musterte Wulfhard durchdringend. »Denk an Gott. Und denk auch daran, dass du mich auch mit dem Messer nicht überwältigen könntest. Ich brauche nicht viel Schlaf zwischen den Gebeten. Unterschätze mich nicht, weil ich diese Kutte trage.«
»Ich habe gesehen, wie Ihr zwei wild gewordene Pferde gebändigt habt«, bemerkte Wulfhard trocken. »Ich habe keine Ahnung, wer Ihr seid, aber
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