Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)
Messer, mit dem sie das Brot hatte schneiden wollen, mit einem Klirren auf den Tisch und zog einen Schmollmund. »Hör doch auf! So viel hat uns die Stute nicht gekostet, dass wir sie uns vom Mund absparen müssen.«
»Das wollte ich damit nicht …« Hufschlag von der Straße her ließ ihn verstummen. »Ich seh mal nach, wer das ist. Vielleicht jemand, der einen Auftrag für mich hat.« Er beeilte sich, vor das Haus zu treten. Wahrscheinlich würde er die Frauen nie verstehen. Gerald fragte sich, ob es anderen Männern anders ging, während er zu erkennen versuchte, wer ihm aus der dämmrigen Gasse entgegenkam. Mit einem Anflug von Verwunderung stellte er fest, dass der Reiter ein zweites Pferd am Zügel führte. Wahrscheinlich ein fehlendes Hufeisen, schoss es ihm durch den Kopf.
»Gott zum Gruß, Herr!«, rief er in die Dämmerung. »Lahmt Euer Pferd?«
»Gott zum Gruße!«, antwortete eine belustigte Stimme. »Dem Pferd geht es gut, aber deine Augen scheinen gelitten zu haben.«
Gerald erstarrte. »Eckhard?« Er drehte sich zur Tür um. »Fridrun! Eckhard ist hier!«
Der Mönch war inzwischen vom Pferd gerutscht und musterte den jungen Schmied mit einem Lächeln. Gerald ging ihm entgegen, blieb zwei Schritte vor ihm stehen, unschlüssig, ob er dem alten Gefährten die Hand reichen oder ihn umarmen sollte. Eckhard beendete den Augenblick der Verlegenheit, indem er den Schmied an sich zog. »Gott zum Gruß, mein Freund!«, wiederholte er warm.
»Es tut gut, dich wiederzusehen«, sagte Gerald mit belegter Stimme.
»Ich freue mich auch …« Eckhard verstummte, seine Augen begannen zu lächeln. »Ist das dein Weib?« Er ließ Gerald los und ging auf Fridrun zu, die mit gesenkten Augen, aber strahlend in der Tür stand.
»Gott mit Euch«, sagte sie höflich.
»Gott mit dir!« Anerkennung spiegelte sich in seinen Augen, als er Gerald anschaute. »Der Herr meint es gut mit dir. Auch im Winter hast du stets die Sonne um dich.«
Gerald grinste, während Fridrun mit einem scheuen Lachen sagte: »Von einem Mönch darf ich das Kompliment gewiss annehmen. Ich danke Euch. Tretet ein und seid unser Gast, Eckhard.«
»Sehr gern, aber zuerst muss ich noch ein paar Worte mit deinem Mann wechseln.« Er nahm Gerald beiseite und musterte ihn mit einem Anflug von Mitleid. »Ich habe Neuigkeiten, die dir nicht gefallen werden.«
»Du bist wegen der Morde hier.« Gerald winkte ab. »Das weiß ich doch. Und ich bin froh, dass es so ist.«
»Die Morde, ja … aber da ist noch etwas.« Eckhard zögerte. »Eberhard wird dir gesagt haben, dass der Graf erst in ein paar Tagen kommen wird, da der König sich noch in Konstanz aufhält. Der König hat auch …«, er strich sich über die sauber geschorene Tonsur, »wie soll ich das nur ausdrücken. Also, es geht um Wulfhard.« Er sah, wie Gerald sich versteifte, und unterdrückte einen Seufzer. »Rund heraus: Der König hat aus politischen Gründen die Hinrichtung aufgehoben.«
»Wie bitte? Du meinst aufgeschoben!«
»Aufgehoben. Er hat Wulfhard begnadigt.«
»Was?« Gerald schüttelte die beruhigende Hand des Mönches ab und starrte ihn an. »Aber er ist doch rechtmäßig …«
»Begnadigt!«, fiel Eckhard ihm ins Wort. »Der Fürstbischof, Herzog Burchard und Graf Udalrich sind Zeugen von König Heinrichs Beschluss.«
»Unmöglich!«, keuchte Gerald. »Bei Gott, dem Gerechten, das ist unmöglich! Ganz und gar unmöglich!«
»Willst du dich beim König beschweren?«
Gerald fuhr herum. Zuerst sah er nur eine in Frühnebel getauchte Gestalt, die mit einer Schulter am Stall lehnte und zu ihm herüberschaute. Erst nachdem ein verirrter Strahl der aufgehenden Sonne die rötlichen Haare zum Glänzen gebracht hatte, erkannte er den Mann. Mit erhobenen Fäusten stürzte er sich auf Wulfhard. Der wich ein paar Schritte zurück und feixte. »Aber, aber! Ihr wollt doch das Eigentum des Grafen nicht beschädigen.«
Gerald stieß einen Wutschrei aus. Die Pferde scheuten. Geistesgegenwärtig griff Eckhard nach den Zügeln. »Gerald, lass es!«, rief er, während er mit aller Kraft versuchte, die verschreckten Tiere am Durchgehen zu hindern.
Aber Gerald achtete nicht auf ihn. »Dann bring ich es eben zu Ende!«, brüllte er.
Wulfhard spannte die Muskeln an und wich Geralds Schlag mit einem raschen Schritt zur Seite aus. »Ich schlag erst zurück, wenn du mich triffst!«, rief er über das grelle Wiehern der Pferde hinweg. »Überleg dir gut, was du tust.« Als er Eckhards Blick
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