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Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin
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Bursche, der diesen Verräter, diesen Wulfhard, bewachen sollte. Diesen Verräter, der eben von Buchhorn hergeritten kommt. Geritten!« Befriedigt beobachtete er, wie Gudruns Gesicht alle Farbe verlor.
    Sie bekreuzigte sich. »Dann muss er direkt aus der Hölle kommen! Er ist doch tot!«
    »Offenbar nicht, du dummes Weib!«, schnaubte Rigbert. »Aber der wird sich noch wünschen, Buchhorn nie gesehen zu haben!« Er riss ein langes Küchenmesser vom Tisch, schob Kunigunde aus dem Weg und rannte auf den Hof. Über dem weiten Areal, dem Brunnen und dem Gesindehaus lag immer noch morgendliche Verschlafenheit, aber von dem Frieden, den Rigbert noch vor Minuten verspürt hatte, war nichts mehr geblieben. Mit vorgerecktem Hals lauschte er auf den näher kommenden Hufschlag. Als Wulfhard mit den beiden Pferden sichtbar wurde, rammte er das Messer in den Gürtel seiner knielangen Tunika, hakte beide Daumen ein und ging Wulfhard angriffslustig entgegen.
    Der Reiter sprang aus dem Sattel und blieb stehen. »Ihr seid Rigbert, nicht wahr?«
    »Du weißt sehr genau, wer ich bin. Das letzte Mal hast du mich an der Leiche meines Bruders gesehen! Warum bist du nicht tot? Ich hab gehört, sie hätten dich abgefackelt.«
    Wulfhard presste die Lippen zusammen. »Ich soll hier in den Ställen arbeiten«, sagte er tonlos.
    »Sagt wer?«
    »Der Graf von Buchhorn.«
    »Der Graf? Dass ich nicht lache! Du bist ein Wurm, der unter den Stiefeln des Grafen zermalmt werden sollte, das bist du.«
    »Also nicht unter Euren Stiefeln«, sagte Wulfhard und deutete auf die Pferde. »Die solltet Ihr eigentlich erkennen. Es sind Tiere aus dem Stall des Grafen. Im Übrigen hat der König selbst mich begnadigt.«
    Rigbert kniff die Augen zusammen. »Das muss ein Trugbild sein!«
    »Fragt den Schmied. Oder Eckhard«, entgegnete Wulfhard achselzuckend. »Er ist im Dorf. Was ist nun mit den Pferden? Sie müssen versorgt werden.«
    »Da drüben!« Rigberts Stimme klang heiser vor Ärger. »Übergib sie einem der Männer, die die Ställe ausmisten. Und schau dir die Arbeit schon mal genau an. Die wirst du nämlich übernehmen. Immer vorausgesetzt, dass du die Wahrheit sagst.«
    Wulfhard führte die beiden Pferde in den Stall, Rigbert folgte ihm dicht auf den Fersen und überwachte, wie einer seiner Leute die Tiere in Empfang nahm. »Ich werde das überprüfen«, knirschte er. »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass einer wie du sich hier breitmachen darf.«
    Wulfhard drehte sich zu ihm um. »Ihr habt schöne Pferde.«
    »Die dich nichts angehen!«
    »Wenn ich hier arbeiten soll, schon.«
    Rigbert stieß ein Knurren aus.
    Wulfhard sah ihm in die Augen. »Glaubt Ihr, ich wäre hier, wenn ich frei hätte entscheiden können? Aber es ist, wie es ist. Der Tod Eures Bruders tut mir leid, aber ich habe damit nichts zu schaffen.«
    »Red nie wieder von meinem Bruder!«
    Wulfhard schob die Unterlippe vor. »Wie Ihr befehlt. Was ist eigentlich mit dem Tier da los?« Er deutete auf einen Falben, der abgesondert von den anderen mit gesenktem Kopf in einer Ecke stand.
    »Der ist krank«, antwortete Rigbert schroff, während er seinem eigenen Tier den Sattel auf den Rücken warf und ihn festzurrte. Plötzlich sah er, wie Wulfhard auf das kranke Tier zuging. »He! Finger weg!« Seine Stimme war so laut, dass die anderen Gäule nervös zu tänzeln begannen.
    Ohne Hast trat Wulfhard einen Schritt rückwärts. »Seid Ihr sicher? Er sieht so krank nicht aus!«
    »Und du willst etwas von Pferden verstehen!«, rief Rigbert mit einem höhnischen Lachen. »Ich reite jetzt zu Eckhard. Solange ich weg bin, rührst du dich nicht von der Stelle. Und gnade dir Gott, wenn du lügst.«
     
    Wulfhard lauschte dem verklingenden Hufschlag nach und kämpfte seinen Ärger nieder. Das Blatt würde sich wenden. Der Mönch hatte gesagt, dass Gott etwas mit ihm vorhabe. Ein Mönch musste es wissen. Sein Interesse richtete sich wieder auf den Falben, der müde an einem Bündel Hafer zupfte. Das Fell des Tieres war stumpf, seine großen Augen glanzlos. Doch kaum hatte er einen Schritt vorwärts gemacht, da blickten zwei der Stallknechte drohend in seine Richtung. Wulfhard dachte gerade darüber nach, ob er es auf eine Konfrontation ankommen lassen sollte, als beide gleichzeitig die Köpfe einzogen. Er fühlte, wie er am Arm gepackt und herumgedreht wurde.
    »Dich sollte man rösten!«
    Wulfhard schaute verdattert auf die füllige Frau herab, die mit geröteten Backen zu ihm aufsah.

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