Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin
Vom Netzwerk:
lassen konnte, aber du bist ein Mörder.«
    »Ich bin nicht … egal!« Wulfhard schüttelte den Kopf. »Und Rigbert?«
    »Rigbert ist im Gegensatz zu seinem Bruder eine gottesfürchtige Seele.« Sie bekreuzigte sich. »Auch wenn man über die Toten nicht schlecht reden soll.«
    »Dann war er schlecht? Der Verwalter? Wird der Graf nicht kommen und ihn rächen?«
    Gudrun sah Kunigunde verwirrt an. Die Augen der jungen Frau funkelten. »Reinmar und der Herr waren zusammen im Krieg. Aber das entschuldigt nicht Reinmars Fehler. Schlecht«, Gudrun zeigte auf Wulfhard, »ist der da!«
    Wulfhard kaute beherrscht. »Ich habe Befehle meines Herrn befolgt. Er ist tot. Ich würde ihn gern ruhen lassen.«
    »Wagst du es auch noch, den Mann zu verteidigen, der den Grafen töten wollte?«, schrie Gudrun. »Raus aus meiner Küche!«
    Wulfhard zog den Kopf ein. Er war eine Spur blasser geworden.
    Kunigundes Schultern verspannten sich unmerklich. »Ist es bei euch falsch, Befehle zu befolgen? Muss man seinem Herrn nicht gehorchen?«
    »Einem Verräter muss man nicht dienen!«, antwortete Gudrun, aber in ihrer Stimme schwang ein Hauch Unsicherheit mit. Sie starrte Wulfhard böse an. »Ein Verräter, der einem Verräter gedient hat, das bist du!«
    »Wo ist dein Herr begraben?«, fragte Kunigunde rasch.
    Wulfhard blickte sie erstaunt an. »In der Familiengruft. Wo sonst?«
    »Das hätten sie nicht tun dürfen, wenn er ein schlechter Mensch war. Schlechte Menschen muss man mit dem Gesicht nach unten und mit gefesselten Händen verscharren. Sonst kommt ihr Geist zurück.«
    Gudrun gab ihr eine schallende Ohrfeige. »Was ist das für heidnischer Unsinn?«, schnaufte sie empört. »Sofort sprichst du ein Gebet! Egal, was er getan hat, ein Christenmensch liegt in einem Sarg, mit auf der Brust gefalteten Händen.«
    Kunigunde rieb sich die Wange. Sie nickte mit zusammengepressten Lippen. »Verzeiht! Es ist ein alter Brauch …«
    »Aber keiner, den die Kirche gestattet!«, schimpfte Gudrun nur halb besänftigt. »Mädchen, du wirst doch keinem heidnischen Teufelswerk anhängen! Willst du mit dem Pfaffen sprechen?«
    »Nein.« Kunigunde schüttelte den Kopf und wandte sich ab. »Verzeiht!«
    Eine Weile herrschte unbehagliches Schweigen, das erst durchbrochen wurde, als Wulfhard seinen Schemel zurückschob und aufstand. »Ludowig war ein Narr«, sagte er halb zu sich. »Und jetzt ist er tot. Soll er doch verrotten, Gesicht nach oben oder nach unten. Und jetzt muss ich an die Arbeit. Ich danke Euch für das Essen. Und dir …«, er gab Kunigunde einen Klaps auf den Hintern, »für deine Gesellschaft.«
    Die Küchenmagd wirbelte herum. Ihre Finger waren zu Klauen gekrümmt, aber ehe sie sich auf Wulfhard stürzen konnte, hatte Gudrun diesen am Kragen gepackt.
    »Raus hier, sonst findest du deine Hand in der Suppe wieder!«, drohte sie.
    Er grinste müde und verließ die Küche. Nachdem er ins Freie getreten war, sprang ihm ein kleiner rotbrauner Mischling zwischen die Beine und schnupperte an dem rissigen Leder seiner Schuhe. Wulfhards erster Impuls war, ihm einen Tritt zu versetzen, doch er schob ihn nur mit dem Fuß von sich. Der Köter wedelte mit dem Schwanz und trollte sich. Als Wulfhard sich noch einmal umdrehte, hockte der Hund auf der Schwelle der Küche und wartete auf Reste, die für ihn abfielen.
     
    H
     
    Eckhard hüllte sich in Schweigen, während er auf Geralds Stute neben dem aufgebrachten Rigbert herritt. Aufmerksam beobachtete er seine Umgebung, wobei er versuchte, die laute Stimme des Stallmeisters auszublenden, um das Wenige zu verarbeiten, das er im Gespräch mit Hannes erfahren hatte.
    »… und wenn das alles nichts bewirkt, werde ich ihn des Diebstahls bezichtigen, einfach so.« Rigbert schnippte mit den Fingern. »Das wird dem Grafen zeigen, was für einer dieser Saukerl ist. Was meint Ihr?«
    Eckhard reagierte nicht, und Rigbert fuhr mit gesteigertem Eifer fort: »Ja, Ihr habt recht, Diebstahl reicht nicht!« Er holte kurz Luft. »Ah, ich hab’s! Ich rede mit Anna. Die Hilde hätte da sofort mitgemacht. Na, mal sehen.«
    »Wobei mitgemacht?«
    Rigbert verzog sein Gesicht zu einer säuerlichen Grimasse. »Ihr hört ja zu!«
    »Wobei?«, hakte Eckhard nach.
    »Nicht so wichtig.«
    »Wobei?«, wiederholte der Mönch scharf.
    »Ich habe nur laut gedacht«, wiegelte Rigbert verlegen ab. »Nach der langen Zeit juckt es den Saukerl doch sicher in der Hose. Und wenn eins der Mädchen Notzucht schreit, dann …« Seine

Weitere Kostenlose Bücher