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Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin
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strich sie ein paar dunkle Strähnen hinter die Ohren, die ihr beharrlich in die Augen fielen. »Er wirkt zu dünn«, sagte sie endlich. Ihre raue Stimme schwebte körperlos im Dämmerlicht. »Wie nach einer Kolik.«
    »Genau meine Meinung.«
    »Was fragst du mich dann?«
    »Um sicherzugehen. Wie kommt es, dass sich eine Gauklerin so gut mit Pferden auskennt?«
    »Da, wo ich herkomme, brauchen wir Pferde. Ich bin mit ihnen groß geworden. Die Ungarn haben sie mir genommen. Sie haben mir alles genommen, was ich je geliebt habe.«
    Wulfhard versuchte, ihr Mienenspiel zu erkennen. Er hatte erwartet, unterdrückte Tränen in ihrer Stimme zu hören, aber da war nur Kälte. »Wenn ich herausfinde, dass Rigbert nicht für die Aufgabe als Stallmeister taugt, werde ich dich nicht vergessen«, versprach er, während er sich näher an sie heranschob.
    Sie versteifte sich, dann legte sie plötzlich die Hand auf seinen Gürtel und ließ die Finger über die Oberkante des abgewetzten Leders wandern. »Du hast das Messer immer noch. Gehört es wirklich dir?«
    »Eine Frau, die Pferde und Waffen mag.« Er lächelte anzüglich, während er das Messer aus seinem Gürtel zog und ihr dicht vor das Gesicht hielt. »Da fragt man sich doch, was dir noch alles Vergnügen bereitet. Willst du es haben? Es ist ein Fundstück.«
    »Ein Fundstück?« Sie griff danach, aber er hielt es blitzschnell außer Reichweite.
    Seine Zähne blitzten auf. »Ich habe es bei seinem alten Besitzer gefunden. Warum willst du es denn so dringend haben?«
    »Weil es einem Ungarn gehört hat. Einem Feind!«, zischte sie.
    »Sind sie hinter dir her?«
    »Das geht dich nichts an!« Sie zuckte zurück, als er sein Gesicht dem ihren näherte. »Was ist mit dem Mann geschehen, dem das Messer gehört hat?«
    Wulfhard fuhr sich mit dem Zeigefinger über die Kehle und lachte, weil er sah, wie sie blass wurde. »Doch nicht so abgehärtet, wie du mich glauben lassen willst, meine Schöne«, raunte er und legte den Arm um ihre Taille. »Er war ein böser Mensch. Soweit ich weiß, wollte er den König töten.«
    »Den König?« Ihre Augen weiteten sich. »Warum?«
    »Weil er der König ist?« Wulfhard strich ihr mit dem Heft des Messers über die Wange. »Willst du es immer noch? Wer weiß, vielleicht bin ich bereit, es dir zu überlassen, wenn der Preis stimmt!«
    Ihr Gesichtsausdruck wurde schlagartig kalt. »Lass mich los, Stallknecht«, herrschte sie ihn an. »Glaubst du wirklich, ich würde mit dir …« Sie stieß ein raues Lachen aus, während sie sich aus seinem Arm wand.
    Wulfhard fühlte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss. »Holla! Wer bist du denn, Gauklerin?«
    »Fass … mich … nicht … an!«
    »Eben hat es dir weniger ausgemacht!« Er packte ihre Oberarme und drückte sie gegen die Stallwand. Ihre Muskeln wölbten sich hart unter seinen Händen. Er spürte, wie etwas anderes hart wurde. »Komm schon!«, keuchte er.
    Sie stieß ihn mit aller Kraft von sich und rannte auf den Hof. Mit einem Fluch folgte Wulfhard ihr und fuhr zurück, als er Kunigunde bei zwei Männern stehen sah. Der eine hatte seinen Arm um ihre Mitte geschlungen. Seine Augen loderten auf, als er Wulfhard kommen sah.
    »Tankmar!«, sagte Wulfhard frostig. »Und Guntram. Welcher böse Wind hat euch hergeweht? Wollt ihr euren Mörderfreunden im Loch Gesellschaft leisten?«
    »Das sagt der Richtige!«, entgegnete Guntram, während er ein Kopfschütteln in Tankmars Richtung sandte. »Wie geht es ihnen, Kunigunde?«
    »Und dir?« Tankmar drehte sie zu sich und berührte ihr Gesicht, das wieder ruhig und blass war.
    Bei seinen Worten zwang sie sich zu einem Lächeln und strich ihm durch das lange blonde Haar. »Mir geht es gut. Den anderen auch. Sie bekommen zu essen, und ich durfte sogar ihre Wunden versorgen.«
    »Wunden?«
    »Es ist nicht schlimm, wirklich. Aber warum seid ihr nicht bei Ansgar?«
    »Er wohnt beim Pfaffen«, antwortete Guntram. »Der hat Elsbeth und ihn aufgenommen, bis das Kind auf der Welt ist. Wir haben unser altes Lager im Wald bezogen.«
    Sie schwiegen düster.
    Tankmar hatte Kunigundes Kopf an seine knochige Schulter gezogen und streichelte über ihr Haar. »Warum kommst du nicht mit uns? Diesmal werde ich dich beschützen. Ich werde nicht zulassen, dass sie dir noch einmal …«
    Sie legte ihm die Hand auf den Mund und lächelte traurig. »Was geschehen ist, ist geschehen. Lass gut sein.«
    »Nachdem diese rührende Szene beendet ist, solltet ihr hier verschwinden«,

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