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Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin
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Lautlos drückte er die Tür auf und sah sich in Rigberts schmaler Kammer um. Ein Bett und eine Truhe, mehr gab es nicht. Das Tuch vor dem Fenster flatterte. Vorsichtig schob er die Hand unter den Strohsack und ließ sie die Länge des Bettes entlangwandern, danach öffnete er die Truhe. Er berührte grobes Leinen, Leder und Wolle. Metall streifte seine Haut. Wulfhard fluchte, als er sich an einer Klinge die Haut ritzte. Er holte das Schwert aus der Truhe. Sein Magen verkrampfte sich, als die Schneide aufglänzte und in seiner Seele Bilder von Hinrichtung und Tod heraufbeschwor. Er wollte seine Suche schon beenden, da ertasteten seine Finger einen Beutel. Er hob ihn hoch und ließ ihn dicht an seinem Ohr klimpern. »Dein Judaslohn?«, flüsterte er mit einem schmalen Lächeln. »Nein, das sind viel mehr als 30 Silberlinge. Sehen wir mal …« Er schnürte den Beutel auf und griff hinein. Münzen und Dreck blieben in seiner Hand zurück. Wulfhard blickte überrascht auf die zerbröselnden Blätter, ehe er sie an die Nase hob und daran schnupperte. »Das ist doch …«, entfuhr es ihm mit einem grimmigen Lachen. »Das wird Eckhard interessieren.« Er bediente sich ein zweites Mal aus dem Beutel, ehe er ihn zuschnürte und wieder in die Truhe warf. Seine Faust schloss sich um die Münzen. »Und das ist meine Belohnung.«
     
    Gerald schüttelte verärgert den Kopf, als er Wulfhard pfeifend zum Stallgebäude schlendern sah. »Du legst es wirklich darauf an, Ärger zu bekommen. Rigbert sucht schon nach dir. Schnell, hol mein Pferd. Ich muss weiter.«
    »Nach Wasserburg.«
    »Red keinen Unsinn. Ich muss nach Buchhorn und …«
    »Wasserburg«, zischte Wulfhard. »Ich war gerade in Rigberts Kammer.« Gerald öffnete den Mund, aber Wulfhard ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Und da hab ich einen schönen Beutel mit Geld gefunden.«
    »Dann hatte Eckhard doch recht. Er hat von den Ungarn Geld bekommen, um …«
    »Vergesst die Ungarn!« Wulfhard zog Gerald in den Stall, wo er begann, die Stute zu satteln. »Rigbert braucht keine Ungarn. Der bestiehlt den Grafen.« Er lachte, als er Geralds verständnisloses Gesicht sah. »Wisst Ihr, was das ist? Fingerhut. Den mischt er den Gäulen ins Futter, damit sie krank werden. Wie er den Handel genau abwickelt, weiß ich nicht. Jedenfalls soll heute der Falbe in Wasserburg verkauft werden. Ich kann nicht reiten. Deshalb müsst Ihr hin.«
    Gerald nickte bedächtig. »Und weil Reinmar ihm auf die Schliche gekommen war, musste er sterben. Wo ist das Geld? Du hast doch nicht …« Er musterte Wulfhard mit zusammengekniffenen Augen.
    »Alles im Beutel und in Rigberts Truhe.« Wulfhard grinste selbstgefällig. »Wie mache ich mich?«
    »Gut genug, dass du einen Tag Ruhe vor mir hast.«
    »Klingt annehmbar.« Plötzlich veränderte sich Wulfhards Gesichtsausdruck.
    »Was?«, fragte Gerald. Im gleichen Augenblick hörte er die Schritte. »Ach so, Rigbert. Da kann ich dir nicht helfen.«
    »Ja, schon gut. Ich dachte nur …«
    Rigberts Schatten fiel über den schmutzigen Stallboden. »Ihr wollt schon gehen?«
    Gerald brachte es nicht über sich, dem Stallmeister in die Augen zu sehen. »Auf mich warten meine Frau und die Arbeit.«
    »Dann Gott mit Euch!« Rigbert bemerkte Wulfhard. »Da bist du ja endlich, Bursche! Gudrun braucht Wasser! Beeil dich, bevor ich dir Beine mache!«
    Gerald lachte in sich hinein und kletterte auf den Rücken der Braunen. Wulfhard reichte ihm die Zügel. Etwas in seiner Haltung bewog Gerald, sich zu ihm hinunterzubeugen. »Was?«
    »Wegen Rigbert … auf mich wirkt er nicht verletzt!«
     
    Als die Stute die nasse, ebene Straße unter ihren Hufen spürte, beschleunigte sie von allein den Schritt und verfiel schließlich in Galopp. Gerald krampfte die Hände um die Zügel, doch gleichzeitig genoss er das Gefühl von Unbeschwertheit, das der Morgenwind, der sein Haar zerzauste, in ihm hervorrief. Die Bäume rauschten, und der See hüllte sich noch in dichte Nebelschwaden. Als der schmale Lauf der Argen vor ihm auftauchte, wollte Gerald die Braune zügeln, aber sie galoppierte unbeirrt weiter. Das eisige Wasser spritzte auf und reichte ihm bald bis zu den Unterschenkeln. Verzweifelt klammerte er sich an den Hals des Pferdes, während es das Flüsschen durchpflügte. Nach einer Ewigkeit erreichten sie das andere Ufer, wo die Stute sich schnaubend die Tropfen aus dem Fell schüttelte.
    Gerald stieß den Atem aus und löste seinen Griff. »Brr!«
    Die Stute

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