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Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin
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tänzelte, blieb aber stehen. »Du hast das gebraucht, hm?«, raunte Gerald in ihr zuckendes Ohr. »Schon gut, ich lerne reiten, und du lernst gehorchen. Und jetzt halten wir die Augen auf, damit uns Rigbert nicht entkommt, nicht wahr?«
    Die Bucht vor Wasserburg zog langsam an ihnen vorbei, und schließlich tauchten die ersten Hütten aus dem Frühnebel auf. Gerald lenkte die Stute vom Weg ab, blieb aber in der Nähe, sodass er die Straße trotz der schlechten Sicht überblicken konnte. Die Fischer waren längst auf den See hinausgefahren. Ungesehen erreichte er den kleinen Hafen, an dem er vor vier Monaten beinahe mit Eckhard Schiffbruch erlitten hätte. Er band das Pferd an einen Ast und wartete im Schutz der Bäume. Mit klammen Fingern versuchte er, seine durchnässten Hosenbeine trocken zu reiben. Plötzlich hob die Stute den Kopf.
    Im Dunst wurde ein Reiter sichtbar. Gerald konnte seine Züge nicht erkennen, doch das Pferd, das der Mann an einem Strick mit sich führte, ließ keinen Zweifel aufkommen, dass es Rigbert war. Ohne sein Tempo zu vermindern, hielt der Stallmeister auf das Dörfchen zu. Mit einem Fluch warf Gerald sich auf den Rücken der Braunen und nahm die Verfolgung auf. Erst weit hinter Wasserburg wurde Rigbert langsamer. Gespannt sah Gerald zu, wie er sich aus dem Sattel schwang und die beiden Pferde zum Seeufer führte. Plötzlich war er dankbar für den Nebel, der es ihm ermöglichte, dem Stallmeister unbemerkt zu folgen. Er ließ die Stute zurück und kauerte sich in den Schutz einer Baumgruppe. Durch das Gewirr der dürren Äste sah er Rigbert und einen zweiten Mann, der frierend von einem Fuß auf den anderen trat. Rigbert deutete auf den Falben, und der Mann nickte. Vorsichtig schlich Gerald näher, bis er verstehen konnte, was die beiden sagten.
    »… vorerst das Letzte, Hubert.«
    Der Pferdehändler prüfte die Zähne des Falben und kicherte zufrieden. »Wieder so ein armes krankes Tier.«
    Rigbert stimmte ein. »Tragisch, nicht wahr?«
    Hubert gab dem Pferd einen derben Klaps. »Ich zahle wie immer. Das Futter, mit dem ich den Gaul aufpäppeln muss, wird abgezogen.«
    »Ich will diesmal mehr.«
    »Nein!«
    Rigbert näherte sich dem Händler, bis er ihn um Haupteslänge überragte. »Du weißt, dass der Falbe mehr wert ist! Und für mich ist es der letzte Handel für einige Zeit!«
    »Das ist nicht meine Schuld!«
    »Du bist nicht der Einzige, der Pferdefleisch abnimmt.«
    »Aber das hier ist gestohlenes Pferdefleisch.« Der Händler lachte meckernd, als Rigbert die Faust hob. »Zu viel Wahrheit, alter Freund? Aber gut, dann kriegt der Bursche ein bisschen weniger zu fressen, ehe ich ihn auf den Markt bringe. Daran soll eine alte Freundschaft nicht zerbrechen, nicht wahr?«
    Rigbert zog ein säuerliches Gesicht, aber er ließ zu, dass der andere ihm jovial in die Rippen boxte. »Also, wie viel?«
    »Die Hälfte dazu.«
    »Meinetwegen. Aber wozu brauchst du das Geld? Hat dein Bruder dir nichts vermacht? Der hat wohl alles mit seinen Weibern durchgebracht? Wenn du noch mehr brauchst, verkauf mir den Rappen da. Der würde in Altdorf eine Menge bringen.«
    »Vergiss es! Der hat mich aus dem Krieg zurückgebracht!«
    Hubert zuckte die Achseln. »Wenn du es dir anders überlegst, weißt du, wo du mich findest.«
    »Und du weißt, was ich mit dir mache, wenn du mich betrügst.«
    Rigbert schlug seinen Umhang zurück. Hubert quiekte auf, und Gerald ahnte, dass in Rigberts Gürtel ein Messer steckte.
    »Hast du eine Laune heute«, sagte der kleine Mann und zog sich hinter das Pferd zurück. »Hab ich dich je betrogen?«
    »Nein, und dabei soll es bleiben.« Rigbert streckte die Hand aus, und ein Beutel mit Münzen wechselte den Besitzer. »Ich werde nicht nachzählen. Nimm das als Abschiedsgruß. Danach sehen wir uns nie wieder!«
    Hubert nahm den Falben in Empfang, worauf Rigbert sich auf seinen Rappen schwang und grußlos nach Buchhorn zurückritt.
    In seinem Versteck richtete Gerald sich auf. »Und jetzt bin ich dran!«, sagte er und zwängte sich aus dem Gestrüpp.
    Der Händler zuckte zusammen, da der hochgewachsene Fremde ihm den Weg verstellte. »Ihr wünscht?«
    Gerald lächelte breit. »Den Falben.«
    »Der ist bereits verkauft.« Hubert packte den Strick fester.
    »Ihr versteht nicht, ich will ihn nicht kaufen. Ich will ihn mitnehmen.« Geralds Lächeln wurde noch breiter. »Keine Angst, ich bin kein Wegelagerer. Ich nicht! Ich will das Pferd nur dem Grafen von Buchhorn zurückbringen,

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