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Die Gauklerin von Kaltenberg

Titel: Die Gauklerin von Kaltenberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Freidank
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einer Gauklerin ein Mittel abgekauft hatte, um nicht zu empfangen. Beatrix hatte zurückgeschrien, sie sei keine Zuchtstute. Sie hätte sechs Schwangerschaften hinter sich und fühlte sich erschöpft wie eine alte Frau. Der ungewohnte Ausbruch hatte ihn verblüfft. Aber statt sie zu maßregeln, hatte er sie zu sich aufs Bett gezogen. Und während er sie leidenschaft licher als sonst mit Küssen bedeckte, hatte er gefragt, ob sie das Mittel denn griffbereit hätte.
    Als der Bote in der Tür erschien, sprang sie erleichtert auf.
    »Gelobt sei der Herr!«, rief Beatrix, dankbar für alles, was das blutige Niedermetzeln von Ehefrauen unterbrach. »Bringst du Nachrichten von König Ludwig?« Ihre klugen Augen musterten den Besucher, und sie stutzte. Sie trat näher und schlug ihm die Ka puze zurück.
    Das Gesicht eines etwa vierzehnjährigen Jungen blickte zu ihr auf. Unter den blauen Augen lagen Schatten, die Haut war bleich und kalt, und seine Züge mit der spitzen Nase erinnerten sie an jemanden. Die Reise musste eine ungewohnte Anstrengung für ihn bedeutet haben. Ludwigs verstorbener Bruder hatte mehrere Söhne, sie hatte sie zuletzt als Kinder gesehen. Doch der Junge sah Rudolf so ähnlich, dass er nur einer von ihnen sein konnte. Über rascht zog sie ihn ans Feuer.
    »Was ist geschehen?« Schon lange hatte sie ihre Erziehung ver gessen, die ihr verbot, einen Mann von sich aus anzusprechen. Mit weiblicher Zurückhaltung konnte man keinen herzoglichen oder gar königlichen Hof verwalten.
    Derkleine Ludwig ließ seine Ritter stehen und kam herüber. »Hast du meinen Vater gesehen?« Beatrix zog ihn liebevoll zu sich heran und stopfte ihm den Mund mit Honiggebäck. Seit Ludwig ihm eingeredet hatte, er sei der Vertreter seines Vaters und müsse auf die Mutter aufpassen, mischte sich der Dreikäsehoch ständig ein.
    »Ihr müsst wissen, wen Ihr beherbergt. Ich bin Rudolf«, bestä tigte der Junge ihre Vermutung. »Mein Vater war der Bruder Eu res Gemahls.«
    »Eine Decke!«, rief die Königin. Sie half ihm, als er sich unge schickt aus dem nassen Mantel schälte und sich steifbeinig an die Glut hockte. »Und heißen Wein!«, befahl sie. Beatrix hatte sechs Kinder geboren und zwei davon begraben müssen. Einen frie renden Jungen in ihrem Haus ertrug sie nicht, ganz gleich wie feindlich seine Mutter Ludwig gegenüberstand. Wo die engsten Verwandten in unerbittlichem Hass aufeinander lebten, wurden Kinder viel zu früh in die Fehden der Erwachsenen verwickelt. Und viel zu oft mussten sie die Folgen tragen. Sie legte dem jun gen Rudolf die Decke um die Schultern, der dankbar die Hände über der Glut rieb. »Habt Ihr gedacht, Ihr hättet hier, im Haus Eu res Oheims, etwas zu befürchten? König Ludwig hatte Streit mit seinem Bruder, aber er führt keine Fehde gegen seine Kinder.« Sie sprach die Worte laut, um keinen Zweifel an ihren Absichten zu lassen. Sie waren ebenso wie an ihren Neffen auch an ihre Damen gerichtet.
    Der Junge sah unter feuchten blonden Locken zu ihr auf, aber sein Gesicht rötete sich von der Hitze. Auf der Rückseite musste er noch jämmerlich frieren, dachte sie mitleidig. Am liebsten hätte sie den Bengel trockengerieben wie einen nassen Hund, allerdings hütete sie sich, ihm das zu zeigen. Vor dem Gesetz war er groß jährig, und junge Männer konnten empfindlich gegen allzu müt terliche Gefühle sein.
    »Ich bringe Euch die Nachrichten vom Rhein mit.« Er war ein ungeübterBote, sprudelte seine Nachrichten einfach ohne zu überlegen heraus. Dankbar nahm er den heißen Becher entgegen, den ihm eine Magd reichte, und hielt ihn zwischen den Händen. »Ludwig und Friedrich standen sich bei Straßburg gegenüber, aber es kam wieder nicht zur Schlacht. Es heißt …« Er unterbrach sich und nahm einen Schluck.
    Beatrix bemerkte den Blick des Jungen über den Rand des Be chers und erschrak. »Ist etwas mit Ludwig?« Als Ludwigs Feinde das erste Mal versucht hatten, ihn zu töten, war sie fast verrückt geworden. Vielleicht war das der Augenblick gewesen, wo sie ge spürt hatte, dass zwischen ihnen längst mehr war als nur freund schaftliche Duldung. Die ganze Nacht hatte sie nach ihm getastet, sich vergewissert, dass er bei ihr war.
    »Kommt der Vater wieder?«, fragte der kleine Ludwig scheu.
    Der junge Mann beeilte sich zu bejahen. »Leopold wollte ihn töten, aber der Plan wurde verhindert.«
    Beatrix stieß einen Seufzer aus.
    »Als ich davon hörte, bin ich einfach losgeritten. Ich will den Streit

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