Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gauklerin

Die Gauklerin

Titel: Die Gauklerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
Vom Netzwerk:
Augen. Mochte kommen, was wollte – sie war mit einem Mal nur noch zutiefst müde.
    Es dauerte unendlich lange, bis der Rittmeister sich entkleidet hatte und zu ihr unter die Decke kroch. Aufmerksam betrachtete er ihr Gesicht. Eisige Kälte durchströmte plötzlich ihren Körper. «Du frierst ja.»
    Er strich über ihre Schulter. Agnes zog sich die Decke bis zum Hals.
    «Du musst keine Angst haben. Ich tu dir keine Gewalt an.»
    «Löscht das Licht, ich bitte Euch.»
    «Gut, wenn du unbedingt möchtest.»
    Er drehte die Flamme aus. Jetzt, im Dunkeln, fiel es Agnes leichter, Leib an Leib mit diesem fremden Mann unter einer Decke zu liegen. Den Rest würde sie auch noch überstehen.
    «Bist du verheiratet?», flüsterte er.
    «Nein. Ich bin Witwe.»
    «Das ist gut. So wirst du dir keine Gedanken machen müssen wegen des sechsten Gebotes.»
    «Als ob Euch das stören würde.»
    «Nun sei nicht so störrisch.» Seine Hand tastete unter der Decke nach ihrer Hüfte. Sie zuckte zusammen. «Übrigens: Deinen Bruder Jakob habe ich wirklich flüchtig gekannt. Der hatte fast schon den Ruf eines Wunderheilers. Hab sogar einige Nächte mit ihm durchzecht, bevor ich ihn nach Nördlingen aus den Augen verloren habe. Und den schönen Frauen war er ebenfalls zugeneigt. So manches Herz hat er gebrochen.»
    «Das glaube ich nicht. Jakob ist nicht solch ein Taugenichts.»
    Steinhagens Lachen ergoss sich in die Stille der Nacht. «Ach Agnes, was weißt du schon vom Leben der Männer im Krieg? Nichts. Meine Leute zum Beispiel hatten dich und Andres umbringenwollen, so enttäuscht waren sie über ihren schäbigen Fang. Jetzt rate, warum ich sie daran gehindert habe. Christliche Nächstenliebe war es jedenfalls nicht.»
    «Weil Andres so stark ist und Ihr eine Frau als Sklavin brauchtet.» Sie war froh, dass er in der Dunkelheit nicht ihre Tränen sehen konnte.
    «Nein. Weil du so schön bist.»
    Seine Lippen näherten sich ihren Lippen. Sie drehte brüsk den Kopf weg.
    «Das nicht. Macht mit mir, was Ihr wollt – aber das nicht.»
    «Du weinst ja!»
    Er drückte sich fest an sie, und sie spürte, wie sich sein Glied an ihrem Schoß aufrichtete. Was dann folgte, ließ sie über sich ergehen wie ein Zahnkranker den Besuch beim Barbier. Er war behutsam, beinahe zärtlich und machte keinen Versuch mehr, sie zu küssen. Daher wehrte sie sich nicht, öffnete irgendwann die Schenkel, ließ ihn eindringen, wartete mit geschlossenen Augen, bis seine Bewegungen schneller wurden und er sich schließlich mit einem unterdrückten Schrei entlud. Dann schob sie ihn von sich und rollte sich zur Seite. Jetzt war sie eine Soldatenhure.
     
    In rasantem Marsch zogen sie weiter nach Süden, Tag für Tag, eine schwer bewaffnete Vorhut immer vorweg. Nach wie vor waren sie und Andres tagsüber an die Packpferde gebunden, doch die anderen im Tross hatten es nicht viel leichter: Die Soldatenweiber schleppten den gesamten Hausrat auf ihren gebeugten Rücken, dazu körbeweise Stroh und Feuerholz, ihre barfüßigen Kinder trugen im Arm ein mageres Huhn oder halbverfaulte Feldfrüchte und zerrten am Strick ihr Hündchen hinter sich her. Die Männer hingegen ritten bequem auf Pferden oder Maultieren einher. Nachmittags suchten sie nach einem geschützten Lagerplatz oder unbefestigten Dorf, Städte umgingen sie in großem Bogen. Sobald das Nachtlager errichtet war, begann für Agnesdie eigentliche Arbeit. Sie schleppte Holz und Wasser für Steinhagens Feuerstelle, ließ sich von ihm Proviant für ihre Mahlzeiten zuteilen, kochte, putzte, wusch und besserte die Wäsche aus. Die anderen Männer ließen sie in Ruhe. Steinhagen hatte ihnen wohl unmissverständlich deutlich gemacht, dass Agnes ihm allein gehörte.
    Einmal hatte ihr die zahnlose Alte aus der Hand gelesen. Linie für Linie hatte sie mit ihrem schmutzigen Zeigefinger nachgefahren, dabei unverständliches Zeug gemurmelt und schließlich über das ganze faltige Gesicht gestrahlt.
    «Bei dir immer große Glück. Aber nur ein Kind in Leben, arme Frau. Dafür Heirat mit große, starke Mann.»
    «O Gott! Nicht Steinhagen!»
    Die Alte wiegte den Kopf hin und her und grinste.
    «Und langes, langes Leben. Gut so?»
    Sie streckte fordernd die Hand aus.
    «Ich habe nichts, was ich dir geben könnte.»
    Das Grinsen wich augenblicklich einer bösen Grimasse. «Gut so?», wiederholte die Vettel drohend.
    «Morgen. Morgen geb ich dir was von meinem Essen.»
    Erst da ließ die Alte von ihr ab.
    Die Nächte verliefen meist

Weitere Kostenlose Bücher