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Die Gauklerin

Die Gauklerin

Titel: Die Gauklerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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den Sieg davontrug. Ganz Ähnliches war in Tübingen gesehen worden.
    Während die Ossaschen Truppen sich kreuz und quer durch Württemberg wälzten, ohne Plan und Ziel, da von Wallenstein keine klaren Befehle einzuholen waren, braute sich auf dem Regensburger Kurfürstentag das Unwetter zusammen. Fünfundzwanzigtausend Gäste waren inzwischen in der Reichsstadt eingetroffen, darunter Diplomaten aller europäischen Herrscherhäuser ebenso wie Hunderte von Bittstellern aus protestantischen Gebieten.
    Kaiser Ferdinand   II. musste sich vor den Kurfürsten für seinen obersten Feldherrn rechtfertigen: Dass es nicht voranging mit der Rückgabe der Kirchengüter, lasteten die Katholischen Wallenstein an, den seine Majestät in ihrer Nachsichtigkeit viel zu mächtig und eigenwillig habe werden lassen. Am eindringlichsten ließ sich die Fistelstimme des mächtigen Bayernherzogs Maximilian vernehmen, Herr über Tilly und die ligistischen Truppen: Der Friedländer führe mittlerweile eine Hofhaltung, wie sie nicht einmal einem König zukomme. Er fröne dem Aberglauben, leihe sein Ohr lieber den Astrologen als dem Wort der Kirche. Am ärgsten aber: Er intendiere, sich an die Spitze des Heiligen Römischen Reiches zu setzen und dazu noch Frankreich zu erobern.
    Dabei hatte der Kaiser, alt und kränkelnd, nichts anderes im Sinn als seine Nachfolge zu klären. Er wollte seinen Sohn, den König von Ungarn und von Böhmen, auf dem Kaiserthron wissen, doch die Kurfürsten waren zu keiner Wahl bereit, solangedieser eine, dieser böhmische Parvenu, im Heer das Sagen habe. Überdies weigerte sich das Kollegium, Wallensteins neues Herzogtum Mecklenburg anzuerkennen. Das alles trug sich zu in Wallensteins Abwesenheit, denn der Generalleutnant Tilly war geladen, der Generalissimus nicht.
    Von diesen Dingen erfuhr Matthes, mal als nüchterne Meldung seitens seiner Befehlshaber, mal in wilden Gerüchten, die im Fähnlein kursierten, während sie sich in den Klosterländereien mit bewaffneten Bürgerwehren und rebellischen Bauern herumschlugen. Was sie in diesen Wochen erlebten, waren keine Gefechte Mann gegen Mann, Regiment gegen Regiment; es war ein zermürbender Kleinkrieg ohne Sieg oder Niederlage. Um sich vor Hinterhalten zu schützen, errichteten sie inzwischen ihre Feldlager fern größerer Ansiedlungen, oft genug in der ausgedorrten Ödnis der Alb, und so wurde die tägliche Beschaffung von Proviant und Ausrüstung zu ihrer schwierigsten Aufgabe. Immer häufiger rotteten sich Gruppen von Söldnern zusammen, um nachts heimlich zu fouragieren, sie brachten wehrlose Bauern um ihre letzten Vorräte, stahlen Pferde und Schafe aus den Ställen. Nicht weniger schlimm trieben es die Trossweiber und Trossbuben, die darin wetteiferten, vor aller Augen die Bauern, Mägde und Knechte auf dem Feld bis aufs Hemd auszuplündern. Mehr als einmal geriet Matthes in handfeste Händel mal mit dem Quartiermeister, mal mit dem Hurenweybel, da sie seiner Auffassung nach nicht rigide genug gegen diese Übergriffe vorgingen.
    Wahrscheinlich hätte er bei diesen Querelen irgendwann selbst Kundschaft mit dem Knüppel des Rumormeisters gemacht, hätte Batista de Parada als Rittmeister seiner Kompanie nicht bedingungslos hinter ihm gestanden. So verfluchte Matthes jeden Tag aufs Neue diesen Feldzug, umso mehr, als er auf ganz unglückselige Weise den jungen Corporal Carl das Leben gekostet hatte: Beim Exerzieren war ihm die Muskete in der Hand explodiert.
    Zu Matthes’ Entsetzen über diesen so sinnlosen Tod kam in jenen Wochen die nicht enden wollende Hitze, die Marter ständigen Hungers und ständigen Durstes, die Streitsucht, die sich unter den Soldaten ausbreitete wie die Pestilenz. Sie machten hier die Drecksarbeit, während sich in Regensburg die Herren Deputierten und Geheimräte, die Kurfürsten und Bischöfe bei Kammermusik die Wänste voll schlugen und Tokaier aus Springbrunnen soffen.
    Mitte August lagerten sie in einem schäbigen Dorf, irgendwo am nördlichen Rande des Herzogtums. Die Söldner hatten ihre Zelte und Strohhütten auf den niedergetrampelten Feldern errichtet, Matthes und die anderen Offiziere nahmen Quartier im Pfarrhaus. Oberst von Ossa hatte sich mit seinem Stab und seiner Leibgarde in einem nahe gelegenen Jagdschlösschen niedergelassen, was den meisten Männern nur recht war. So würde man unter sich sein die nächsten zwei, drei Tage.
    Das Dorf schien von durchziehenden Heerhaufen bislang verschont geblieben zu sein, denn es

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