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Die Geächteten

Die Geächteten

Titel: Die Geächteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hillary Jordan
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sofern Er denn existierte, antwortete nicht auf die Gebete Ungläubiger oder Verdammter.
    Hannah war nie zuvor in Louisiana gewesen – eigentlich hatte sie sich nie außerhalb ihres Heimatstaates aufgehalten –, doch was sie sah, unterschied sich nicht großartig vom östlichen Texas. Dieselben monotonen grünen Reihen von Kiefern rasten an ihnen vorbei, alle paar Kilometer durchbrochen vom falsch-fröhlichen Glanz Dutzender Werbeschilder, die sich schier endlos wiederholten: MCDONALD’S, KFC, FUJITJUICE, COMFORT INN, MOTEL 6. Das Ganze wirkte auf Hannah surreal, so als würde der Lieferwagen im Kreis fahren, auf der Fahrt nach Nirgendwohin.
    Unweit der Grenze zu Mississippi krochen sie wieder in ihre Kisten und passierten ohne Zwischenfall die Kontrollen. Vier Stunden später kamen sie in Columbus an, gerade als die Sonne unterzugehen begann. Hannah hockte sich auf die Knie und spähte über Simones Schulter hinweg durch die Windschutzscheibe. Am Stadtrand reihten sich Ladenketten und Restaurants aneinander, doch nachdem sie die Autobahn verlassen hatten, wich die Geschmacklosigkeit einem historischen Charme. Die Hauptstraße der Innenstadt wurde von altmodischen zweistöckigen Ziegelhäusern gesäumt, die einst kleinstädtische Geschäfte wie solche für Lebensmittel und Haushaltswaren beherbergten und nun Boutiquen und Restaurants waren. Ein altes Art-déco-Kino machte Werbung für ein 2-D-Doppelprogramm: Die zehn Gebote und Ben Hur . Hannah versuchte sich an den letzten Film zu erinnern, den sie in einem richtigen Kino gesehen hatte: etwas Computeranimiertes, und da war sie noch sehr jung gewesen.
    Simone bog mehrmals ab, bevor sie den Wagen auf eine dreispurige Straße lenkte, dann fuhren sie an den imposanten roten Ziegelgebäuden der Mississippi University for Women – der Mississippi-Frauenuniversität – vorbei. Der Campus war von liebenswerten alten Häusern mit satten grünen Rasenflächen und großen Blumenbeeten umgeben, auf denen meist nur immergrüne Gräser zu sehen waren. Doch hier und da stand auch ein Strauch in Blüte. Hannah wunderte sich, dass an einigen Häusern aufgewickelte Gartenschläuche hingen.
    »Gibt es hier keine Wasserrationierung?«, fragte sie.
    »Nein«, sagte Kayla. »Mississippi ist wie Georgia, hier fällt sehr viel Regen. Tatsächlich haben sie so viel Wasser, dass sie einiges davon an andere Bundesstaaten verkaufen.«
    »Stell dir vor, du hast so viel Wasser, dass du es auf deinem Grundstück nutzen kannst, wie du willst«, sagte Hannah.
    »Stell dir vor, Wasser an deinen eigenen Landsmann zu verkaufen.« Simones Ton war voller Verachtung. »Das ist typisch amerikanisch.«
    »Ich nehme an, in Kanada macht ihr es anders?«
    »Natürlich, wir sind Sozialisten. Selbst in Québec, wo wir sehr viel Regen haben, rationieren wir das Wasser, um unseren Schwesterprovinzen, die wenig haben, zu helfen.«
    Die Absurdität all dessen sprudelte in Hannah hoch und explodierte in einem hilflosen Prusten. Hier war sie nun, gerettet von einer Sozialistin, Feministin, Lesbe, Babymörderin, ausländischen Terroristin. Was würden nur die Damen im Nähkreis dazu sagen?
    Simone beobachtete sie im Rückspiegel. »Was ist so lustig daran?«
    »Das würdest du nicht verstehen.«
    »Setzt eure Kapuzen auf.«
    Hannah und Kayla gehorchten. Der Lieferwagen bog noch ein paarmal ab und hielt dann unvermittelt an.
    »Lautsprecher an. Ruf Stanton an«, sagte Simone.
    Nach dem dritten Klingeln antwortete eine tiefe, brummende Stimme. »Bist du das, süße Simone?«
    Hannah zog die Brauen hoch. Süße Simone?
    »Ja. Sind wir grün?«
    »So grün wie ein Besoffener in der Berg-und-Tal-Bahn. Wann kommt ihr voraussichtlich an?« Stanton sprach schleppend-affektiert, sodass es leicht übertrieben klang, mit satten, runden Vokalen, als würde er gerade einen Löffel Pudding essen.
    »Wir werden in fünf Minuten bei euch sein.«
    »Gib mir fünfzehn.« Er hängte auf.
    »Du solltest jetzt gehen«, sagte Simone, und Hannah realisierte, dass sie damit Paul meinte. Hannah hörte, wie Kayla kurz nach Luft schnappte, und es kam ihr wie ein Echo ihres eigenen Unbehagens vor.
    »Ja, das sollte ich wohl besser.«
    »Danke, Paul, für alles«, sagte Hannah und streckte ihm die Hand entgegen.
    Er nahm sie und drückte sie fest. »Viel Glück. Passt gut aufeinander auf«, sagte er. Pass auf Kayla auf , hörte Hannah.
    »Wir werden nicht vergessen, was du für uns getan hast«, sagte Kayla. Ihre Stimme war

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