Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geächteten

Die Geächteten

Titel: Die Geächteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hillary Jordan
Vom Netzwerk:
Art von Währung zu sein, die den Status erhöhten. Zu ihrer Überraschung beteiligte sich Bridget nicht nur an der Unterhaltung, sondern war zu allen Anwesenden nett und freundlich, nur zu ihr und Megan nicht. Die anderen Frauen waren im Gegenzug von einer höflichen Herzlichkeit, doch wie schon kurz zuvor bei Kayla konnte Hannah auch jetzt die Skepsis und Abneigung spüren.
    Während sie aß, bemerkte sie, wie eine Orangefarbene am anderen Ende des Tisches sie verstohlen betrachtete. Ihr Gesicht erinnerte Hannah an Figuren aus alten 2-D-Videos, die sie als Kind so geliebt hatte: dumme, watschelnde Kreaturen mit orangeroter Haut und olivgrünem Haar. Becca hatte sich vor ihnen gefürchtet, doch Hannah hatte über sie lachen müssen. Sie hatten einen komischen Namen – wie war der noch mal? Und warum starrte die Frau sie an?
    »Ich habe dich in den Nachrichten gesehen«, sagte die Orangefarbene endlich als Antwort auf Hannahs fragenden Blick. Am Tisch wurde es still, und sie spürte, wie elf Paar Augen auf ihr ruhten. »Du musst ihn sehr geliebt haben, um seinen Namen nicht zu nennen.«
    Ein Schmerz, heftig und unerwartet, durchzuckte sie, und sie wusste, dass er für alle Anwesenden sichtbar war.
    »Und du musst einiges geschnupft haben und völlig zugedröhnt gewesen sein, dass du nicht mit einer Verurteilung wegen eines geringfügigen Vergehens davongekommen bist«, sagte Kayla zu der Frau. »Was für ein Zeug war es, Wanderin?«
    Betroffen starrte die Frau auf ihren Teller, doch zuvor konnte Hannah noch den Hunger in ihren Augen sehen, das kranke, hilflose Verlangen einer Suchtkranken, die wusste, dass ihre Sucht sie zerstören würde.
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte Hannah zu Kayla. Dann an die Frau gerichtet: »Ja, ich habe ihn geliebt. Ich konnte nicht anders, als ihn zu lieben.«
    Die Frau schaute auf, und Hannah erinnerte sich an den Namen der Figuren aus dem Video: Oompa Loompas. Sie waren einfach lächerlich, kaum als menschliche Wesen zu bezeichnen.
    Der Abendgottesdienst zog sich in die Länge, und die Rede war langweilig – Pastor Henley, so stellte Hannah fest, war nicht der Hellste, und er hörte sich selbst gern reden. Doch Hannah fand Trost in der Gemeinschaft, und als es Zeit wurde zu beten, tat sie dies aufrichtig, dankte Gott für dieses Refugium und bat Ihn um Hilfe, um den rechten Weg einzuschlagen. Obwohl sie Seine Antworten nicht vernahm, war es doch gut, nach einem Monat schamhafter Stille wieder mit Ihm im Gespräch zu sein.
    Anschließend zeigte Bridget Hannah den Rest des Zentrums: das Lesezimmer mit christlichen Büchern und gedruckten Periodika in den Regalen, den Wäscheraum und die Kammer mit den Reinigungsmitteln, die Küche, die Nähstube (»Wahrscheinlich wirst du hier arbeiten – wenn du wirklich so gut bist, wie du sagst«) sowie den verschlossenen Zugang zu Mrs. Henleys Salon und Pastor Henleys Studierzimmer (»Du wirst den Pastor nicht stören, wenn er hier arbeitet, und auch nicht zu ihm gehen, um dich aus irgendeinem Grund privat mit ihm zu treffen. Wenn du ein Problem hast, gehst du zu Mrs. Henley«). Hannah folgte erschöpft ihrer Führerin, allein der Gedanke an ihr Bett, das am Ende der Führung auf sie wartete, hielt sie auf den Beinen.
    Bridget öffnete die Tür zu einem fensterlosen Raum, in dem zehn Holzstühle mit gerader Rückenlehne in einem Kreis standen. Eine ganze Wand bestand aus einem Bildschirm. Also, etwas Technik war doch erlaubt.
    »Das ist dein Platz für die Erleuchtung«, sagte Bridget. »Du wirst morgen hierher gehen, gleich nach dem Morgengottesdienst.«
    »Kommst du mit mir?«
    »Nein, mein Platz ist anderswo.« Der kurze Jubel, den Hannah bei dieser Neuigkeit empfand, war schnell wieder verflogen, als Bridget hinzufügte: »Ich komme dann später zu dir und hole dich zum Mittagessen ab.«
    »Wo ist dein Platz?«
    »Oben, mit anderen wie mir.«
    Wieder dieser herablassende Ton. Er fraß an Hannah und vertrieb ihre Müdigkeit.
    »Warum tust du das?«
    »Tue was?«
    »Meine Führerin sein oder was auch immer.«
    »Wegbegleiterin«, korrigierte Bridget sie. »Es ist meine Pflicht als Rote, die am längsten hier ist.«
    »Ich glaube, du genießt es«, sagte Hannah. »Die Autorität zu sein, den Neuankömmlingen zu erzählen, was sie tun müssen. Ich wette, du machst das freiwillig.«
    Bridgets Nasenlöcher weiteten sich, und Hannah begriff, dass sie ihren wunden Punkt getroffen hatte. »Du bist im Irrtum«, sagte Bridget. Sie spuckte die Worte

Weitere Kostenlose Bücher