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Die Geächteten

Die Geächteten

Titel: Die Geächteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hillary Jordan
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Gesichtsausdruck wurde härter. »Doch ich bin das Gegenteil. Es gibt einige Dinge, die ich nicht vergeben kann. Einige Dinge verdienen es nicht, vergeben zu werden.«
    Becca riss die Augen auf. »Bitte, Cole …«
    »Geh und warte im anderen Zimmer, Becca. Ich möchte allein mit deiner Schwester sprechen.« Als sie sich nicht vom Platz bewegte, sagte er: »Tu, was ich dir sage.«
    Becca sah Hannah qualvoll an, dann ging sie. Hannah atmete tief aus und spürte, wie sich ihre Angst in Luft auflöste. So lange Coles Zorn sich auf sie konzentrierte, war Becca in Sicherheit. Und was Hannah betraf, so gab es nichts, was dieser Mann ihr antun könnte. Er öffnete den Mund – zweifellos, um sie zu bedrohen –, doch sie kam ihm zuvor.
    »Was möchtest du mir sagen, Cole? Dass du mir etwas antun wirst, falls ich es wage, mich jemals wieder Becca zu nähern? Dass du mich tötest, wenn es sein muss?«
    Er runzelte die Stirn wie ein kleines Kind, das versucht, einen Zaubertrick zu kapieren. »Das stimmt. Ich werde tun, was nötig ist, um das Leben meiner Frau zu schützen.«
    »Es freut mich, dass du das sagst. Wann planst du auszuziehen?«
    »Was zum Himmel redest du da?«
    »Beccas blaues Auge. Sie hat mir erzählt, sie sei gefallen, aber du und ich wissen, dass das eine Lüge ist.«
    Und da waren wieder die Gewissensbisse, die in Coles Augen flackerten, bevor die Wut sie erneut überdeckte. Ein Riss, und kein kleiner. Na gut , dachte Hannah, schauen wir, wie weit wir gehen können .
    »Willst du wirklich dieser Kerl sein, Cole? Der Kerl, der seine schwangere Frau schlägt?«
    Coles Gesicht verfinsterte sich, wurde tiefrot. »Hör mir zu …«
    »In dem Heim, wo ich gearbeitet habe, hat man uns gelehrt, dass ein Mann, der seine Frau schlägt, es immer wieder tun wird. Und nach dem zweiten Mal wird er nicht mehr aufhören können. Er wird Gefallen daran finden und jeden x-Beliebigen schlagen, wenn er kann – seine Frau, seine Kinder. Du willst Cole junior und seiner Schwester auch eine verpassen?«
    »Halt dein dreckiges rotes Maul!«, sagte er, doch Hannah konnte sehen, dass sie ihn ins Mark getroffen hatte, dass sein Gepolter nichts anderes war als ein Deckmantel für seine Scham. »Wer im Himmel gibt dir das Recht, so mit mir zu sprechen?«
    »Ich bin eine Frau, die zwei Leben zerstört hat, das eine davon gehört mir. Und ich sage dir, das ist nicht der Weg, den du gehen willst.«
    Das war ein Fehler – das wusste sie, kaum dass sie die Worte gesagt hatte. Er kam auf sie zu und stellte sich bedrohlich vor ihr auf. »Lass mich eines klarstellen. Du vergleichst dich mit mir. Du, eine mordende Schlampe, die Gottes Gebote besudelt und ihren Familiennamen in den Dreck gezogen hat. Du sagst, dass du und ich uns ähnlich sind. Rede nur weiter, du wirst selbst herausfinden, wie unterschiedlich wir sind. Du hast keine Vorstellung davon, mit wem du es zu tun hast.«
    »Das stimmt, das weiß ich nicht«, sagte Hannah. »Mit wem habe ich es denn zu tun? Mit Cole, dem liebenden Ehemann und Beschützer, oder mit Cole, dem Frauenschläger?«
    »Halt’s Maul!«
    Er war nur um Haaresbreite davon entfernt, sie zu schlagen. Sie spürte es an der plötzlichen Straffheit seines Körpers und am scharfen Geruch seines Schweißes. Doch sie roch auch seine Angst, aber nicht die vor ihr, sondern die vor sich selbst, vor dem Mann, der die Frau, die er liebte, womöglich wieder schlagen würde.
    Leise sagte Hannah: »Die einzige Frage, die du dir selbst stellen musst, lautet: Welcher Cole wird am Ende gewinnen?«
    »Verlass mein Haus«, sagte er mit gepresster Stimme. »Und komm meiner Frau nie wieder zu nahe.«
    Hannah ging zum Eingang, nahm ihren stinkenden Poncho vom Haken und zog ihn an. Nachdem sie die Tür geöffnet hatte, sagte Cole: »Ich werde ein Auge auf dich haben.«
    Sie sahen einander in die Augen. »Das werde ich auch. Und ich werde nicht zögern und zur Polizei gehen, wenn du deine Faust nicht von meiner Schwester fernhältst.«

 
    FAST EINE STUNDE LIEF SIE ZIELLOS UMHER, ohne auf den Regen zu achten. In ihrem Kopf rasten die Gedanken, immer wieder spielte sich dort die Szene mit Cole ab. Hannah fragte sich, ob sie richtig gehandelt hatte, ob ihr Spiel sich auszahlen würde. Denn wenn dies nicht der Fall wäre, das wusste Hannah, würde Becca unter den Folgen leiden müssen. Sie hatte Hannah gefragt, wie sie das aushalten könne. Sie konnte alles ertragen, eine Rote zu sein, Aidan verloren zu haben, keinen Glauben mehr zu haben,

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