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Die Gebeine von Avalon

Die Gebeine von Avalon

Titel: Die Gebeine von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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nicht einmal sicher, ob wir mit Carew darüber sprechen sollten.»
    Dudley sah mich misstrauisch an.
    «Vertrau mir», sagte ich.
    «In Ordnung, dann schaff Cowdray her.»
    «Nein. Ich weiß jemanden, der dafür besser ausgebildet ist.»
    Ich wischte die Spinnweben beiseite, die dicht wie die Takelage eines Schiffes herabhingen, und stolperte nach draußen an die frische Luft.

XXXIII Eines Mannes Weg
    I ch handelte nicht ohne Eigennutz. Das gebe ich zu. Als Mediziner und Chirurg war Matthew Borrow zwar die beste Wahl, um zu bezeugen, was Martin Lythgoe angetan wurde. Aber außerdem wusste er vielleicht, wo seine Tochter zu finden war.
    Ich rannte.
    Nel
 – mein Körper zitterte in wohliger Erinnerung an sie.
    Und vor Angst.
    Der Himmel klarte auf und war nahezu wolkenlos, als ich die Abtei im Laufschritt hinter mir ließ und durch die Straßen eilte, die nach dem Sturm in roten Schlamm verwandelt und voller Pfützen waren. Ein Teil von mir wollte immer weiterlaufen, zwischen den beiden Kirchen am Ausgang der Stadt hindurch und hinaus auf die nassen Felder, der Sonne entgegen.
    Bis ich spürte, dass etwas nicht stimmte, und langsamer wurde.
    Nach dem Sturm war die Morgenluft kühl und klar. Aber obwohl es schon nach acht war, schien außer mir niemand draußen zu sein. Keine Menschenseele war zu sehen.
    Ich blieb stehen und sah mich um. Häuser aus Stein, Häuser aus Lehm und Stroh. Der Rauch von frisch entfachten Feuern stieg darüber auf. Mir kam es vor, als sähe ich die Stadt zum allerersten Mal. Wie ärmlich Glastonbury doch wirkte, nun, da die Abtei nur noch eine Ruine war. Ein toter Planet ohne seine Sonne, jegliche Energie hatte sich zum Tor zurückgezogen.
    Zurück
zum Tor. Und obwohl der Tor auch selbst so etwas wie ein heiliger Ort war, kannte seine Heiligkeit … seine
Magie
keine festen Strukturen und Formen wie die der Abtei. Es war die Magie des Chaos.
    Plötzlich überkam mich eine Vision. Für einen Moment sah ich Glastonbury mit den Augen von Sir Edmund Fyche. Empfand, was
er
fühlte. Ein Gefühl des Verlustes. Eine Leere, aus der nun Wut wurde.
    Plötzlich hatte ich das Gefühl, beobachtet zu werden, und fuhr herum. Ich bemerkte Gesichter in Hauseingängen und hinter den Fenstern.
    Stumme Angst.
    Neuigkeiten verbreiten sich in einer kleinen Stadt ebenso schnell wie der Schall. Ich floh in die Seitenstraßen und kleinen Gassen. Als ich die Straße an der neuerrichteten Benignus-Kirche erreichte, vernahm ich ein anschwellendes Stimmengewirr. Und dann –
    «Haltet sie auf!»
    Der Schrei der Frau ließ mich erstarren. Ich presste mich gegen eine dünne Wand aus unverputztem Stroh und Lehm. Vorsichtig spähte ich um die Ecke des Gebäudes. Die Luft hier war schwer vom Rauch der morgendlichen Feuer in den Herdstellen. Vor dem neuen Kirchturm machte ich undeutliche Schemen aus, die aufgeregt umhersprangen.
    «Zurück mit euch!», befahl eine Stimme, scharf wie ein Peitschenschlag. «Wer sich rührt, wird ebenfalls abgeführt.»
    Ich schlich mich an der Wand entlang und unterdrückte ein Husten. Vor mir erkannte ich eine Menschenmenge: Frauen, Kinder und alte Männer standen am Straßenrand aufgereiht wie bei einer Parade.
    Auf der Straße sah ich zwei Männer, die einen dritten festhielten. Es war ein älterer Mann, der vergeblich gegen die beiden anderen ankämpfte. Noch während ich die Szene aufnahm, erhob sich ein Mann in einem Lederwams von den Stufen eines Hauses und schlug den Gefangenen ein paarmal mit einem kurzen Stock, bis dieser auf dem Pflaster zusammenbrach, als wäre er eine Marionette, deren Fäden man gekappt hatte.
    «Großer Gott – aufhören!»
    Der Mann auf dem Boden versuchte sich wegzurollen. Es war Dr. Borrow. Ein Fuß zielte auf seinen ungeschützten Kopf. Ich schrie und stürzte vorwärts.
    «Aufhören! Im Namen der Königin, hört sofort auf, ihr Dreckskerle!»
    Überraschte Stille trat ein. Der Stiefel hielt inne.
    «Halt dich da raus.» Ein Mund voll ausgeschlagener Zähne, umrahmt von einem ergrauenden Bart. «Wer zur Hölle auch immer du bist.»
    Ein Dolch blitzte auf, als er aus dem Lederwams gezogen wurde. Aller Aufmerksamkeit war nun auf mich gerichtet. Die Kerle waren zu fünft, und ich begriff, dass ich bis zum Hals in der Scheiße steckte, denn die Leute kannten mich nicht und würden keinen Finger rühren, um mir zu helfen.
    «Wir sind das Gesetz, Freundchen», tönte der Mann in Leder. «
Denk
nicht mal daran, dich mit uns anzulegen.»
    Alle anderen waren

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