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Die Gebeine von Avalon

Die Gebeine von Avalon

Titel: Die Gebeine von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Fleisch. Der aufragende Turm, in den nun alle Energie floss, als ich hinüberrollte und den Ursprung der Quelle im Gebüsch ertastete. Der Turm senkte sich tief hinein. Und, oh Gott, eine Zunge zwischen leicht schrägstehenden Schneidezähnen und grün leuchtende Augen in klarem Wasser, ein schwimmendes weißes Licht, das Licht von tausend Kerzen, ein Fluss aus weißem Licht durchströmte mich.
    Und dann, später, der Sonnenaufgang in meinem Herzen.
     
    Und ich werde nach Avalon reisen, zur anmutigsten Maid … und sie wird meine Wunden stillen, auf dass ich wieder unversehrt sei durch ihre heilende Medizin.

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Vierter Teil
    Aberglaube braucht Gläubigkeit, so wie echte Religiosität wahren Glauben erfordert. Gläubigkeit kann eine solche Macht besitzen, dass sie, auch wenn sie sich den falschen Gott sucht, wahre Wunder wirken soll. Wenn also jemand der festen Überzeugung ist, dass seine Religion die einzig wahre sei, ganz gleich, wie irrig diese Annahme ist, dann erhebt ebendiese Überzeugung seinen Geist in einem Maße, dass er denen gleicht, welche die Führer und Fürsten seiner gewählten Religion sind, wodurch er imstande ist, Dinge zu wirken, die von jenen, die sich in einer normalen und vernünftigen Verfassung befinden, nicht erreicht werden können.
    Cornelius Agrippa (1486–1535),
    De Occulta Philosophia

XXXII Das Wort
    I ch erwachte noch vor dem Morgengrauen, und es kam mir vor, als hätte ich tagelang durchgeschlafen. Oder besser gesagt, als wäre ich tagelang
fort
gewesen. Und ich fühlte mich …
    … mein Körper fühlte sich fremd an. Als ich mich im Bett streckte, spürte ich ihn seltsam intensiv, von der Sohle seiner Füße bis zum Gewicht seines Schädels, und dazwischen das ruhige Schlagen eines befreiten Herzens. Ich fühlte mich …
    Vollständig.
Ich fühlte mich vollständig. Ganz. Komplett. Und ich drehte mich und streckte den Arm nach ihr aus.
    Nichts. Leere.
    Als mein Arm nur kalte Luft spürte, erschrak ich zutiefst, und meine Augen öffneten sich schlagartig wie die Falltür über bodenloser Dunkelheit. Ich setzte mich auf und sah den leeren Sessel. Den leeren Tisch. Das leere Bett. Ich war allein im Zwielicht.
    Sie war fort. Die Verwandlung durch ihre Alchemie hatte sich vollzogen, und sie war verschwunden. Ich verfiel in Panik: War es nur ein Traum gewesen, ein nächtlicher Ausflug der Seele? Enttäuscht ließ ich mich zurück aufs Bett fallen.
    Ich drückte mein Gesicht in die Decke und nahm ihren Geruch wahr, den wilden Moschusduft ihres Körpers. Mir stockte der Atem.
    Gott.
Gott, Gott, Gott …
    Ich schwang mich aus dem Bett und stellte fest, dass ich nackt war. Die frühmorgendliche Kälte umfing mein Fleisch. Doch zum ersten Male begrüßte ich sie. Ich stand und empfand ein Kribbeln und Pulsieren, als ob alle Sterne des Himmels in meinem Körper erstrahlten. Ob andere Männer sich auch je so gefühlt hatten? Empfanden vielleicht
alle Männer
so, nachdem sie …?
    Ja, nachdem sie
was
getan haben? Der Zustand des Bettes ließ keinen Zweifel daran. Dankbar, den Tränen nahe, ging ich zurück und legte mich aufs Bett. Ich barg mein Gesicht in ihrem Duft. Als ich die Augen schloss, nahm das Pulver der Visionen wieder von mir Besitz und enthüllte mir einen Reigen von Bildern des Mondes, von Wasser und Erde und …
    … Feuer. Sogar das Feuer war gut.
    Lieber Herr Jesus!
    Ich stand wieder auf, ging langsam zum Fenster und berührte die Scheibe. Wie seltsam Glas doch war. Es schenkte uns das Wunder, von innen nach außen sehen zu können.
    Natürlich steckte hinter meiner Erfahrung von letzter Nacht mehr, als es den Anschein hatte. Mehr als nur der Trank, obwohl dieser offenkundig die Pforten zwischen meinem inneren Selbst und etwas
außerhalb
davon geöffnet hatte. Aber auf gewisse Weise war
sie
die Ursache dafür, wie sich die Dinge entwickelt hatten. Und wie es geschehen war, konnte nur mit einem Wort beschrieben werden.
    In die untere Scheibe des Fensters waren rote, blaue und orangefarbene Glasstücke eingelassen. Auf der Fensterbank war eine kleine Wasserlache, in der sich die Farben des Buntglases spiegelten, und mehr als nur das. Ich konnte den Blick nicht abwenden, verlor mich darin und …
    Oh, richtig,
das Wort.
    Sie hat uns schon immer begleitet, wurde immer missverstanden und von den Männern der Kirche verteufelt – von denselben Männern, die uns gleichzeitig predigen, dass wir allezeit offen für das Höhere sein sollen.
    Ich sah, wie

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