Die Gebeine von Avalon
kräftig zu verprügeln.
Es gelang mir, gelassen zu tun.
«Sir Peter, bevor die Abtei aufgelöst wurde, sprach der Abt hier Recht. Wie viele Hexen hat
er
verhaften lassen?»
Dudley runzelte die Stirn.
«Das ist keine Lösung», sagte ich. «Fyche glaubt, von Gott persönlich dazu berufen zu sein, über die religiösen Praktiken in dieser Stadt zu wachen, und das ist eine gefährliche –»
«Ihr meint wohl eher die Ausbreitung der
Zauberei
zu verhindern?», fiel mir Carew ins Wort.
Ein weiteres Streitgespräch darüber, wo die Grenze zur Zauberei genau verlief, ertrug ich jetzt einfach nicht.
«Hören Sie mal,
Doktor,
meiner Erfahrung nach ist noch niemand vollkommen grundlos der Hexerei angeklagt worden», blaffte Carew.
«Das ist –»
«Lasst mich ausreden. Die haben selbst schuld. Müssen sich ja unbedingt in Gottes Plan einmischen.» Er lehnte sich zurück und stemmte die Hände in die Hüften. «So wie ich das sehe,
Doktor
, sind das Leben und die Religion ganz einfach und auch gut miteinander vereinbar geworden, seitdem wir den Papst zum Teufel gejagt haben. Am Sonntag geht man in die Kirche, verbringt eine Stunde auf den Knien, während man an fleischliche Freuden denkt, und wenn man nicht gerade Pastor oder Bischof ist, war es das dann auch schon. Ich begreife Menschen nicht, denen diese Welt nicht genug ist, solange sie noch darin weilen. Und was diese Schlampe angeht …»
Voller Abscheu wandte er sich ab. Dudleys Augen waren halb geschlossen. Sein Gesichtsausdruck sagte: Reg dich jetzt
nicht
auf, John. Als von der Straße Geschrei und Getöse erklang, blickte er zum Fenster, erhob sich aber nicht.
«Alles was
ich
dazu sage, ist: Wenn sich diese Frau der Hilfe von Dämonen bedient hat, um mir das Fieber auszutreiben, dann war sie damit erfolgreicher als andere Ärzte mit ihren Blutegeln.»
Dudley meinte es gut, aber die Erwähnung von Dämonen war nicht gerade klug. Auf der Straße war immer noch Geschrei zu hören, und ich erhob mich, um aus dem Fenster zu spähen. Aber die Scheibe war von zu billiger Machart, um gut hindurchsehen zu können. Die beiden rührten sich nicht von ihren Plätzen.
«Mir ging es nicht so sehr um Euch, sondern um diesen Burschen hier», sagte Carew. «Es dürfte kaum vorteilhaft für einen Mann sein, der im Ruf steht, ein Zauberer zu sein, wenn er sich für eine erwiesene Totenbeschwörerin einsetzt.»
Ich ließ mich auf meinen Stuhl fallen.
«Niemand hier weiß, wer John wirklich ist», sagte Dudley drohend. «Und wenn sein Name öffentlich bekannt würde, wüsste ich ja, wem wir das zu verdanken haben –»
«Wieso Totenbeschwörung?», fragte ich fassungslos.
«Ihr wisst nichts davon,
Doktor
?»
«Keiner von uns beiden hat darüber etwas gehört», entgegnete Dudley schnell.
«Obwohl es im Zusammenhang mit der Ermordung Eures Dieners steht? Ach ja … Ihr wart nicht wohlauf, nicht wahr, Mylord?»
«Jetzt geht es mir wieder gut, Carew.»
«Totenbeschwörung»,
murmelte ich.
Carew setzte sich auf und verschränkte die Arme.
«Ich bin auf dem Gebiet selbstverständlich nicht so ein Fachmann wie Ihr,
Doktor
, aber wenn man den Körper eines gerade Ermordeten benutzt, um Geister herbeizurufen –»
«Welchen Beweis gibt es denn, dass diese Frau in irgendeiner Weise etwas mit dem Mord zu tun hatte?»
«Man hat die verdammte Mordwaffe gefunden, Kerl! Das
Blut
klebt immer noch daran!»
«Ja, aber
wessen
Blut? Es waren die Werkzeuge ihres Vaters, nicht wahr? Und er hat in dieser Nacht damit gearbeitet.»
Carew sah mich verblüfft an.
«Sagt mir, Doktor, warum ist Euch die Sache so wichtig?»
Das Gespräch nahm eine gefährliche Wendung, aber das war mir egal.
«Ich will Euch sagen, wieso –», setzte ich an, aber Dudley unterbrach mich.
«Nein,
ich
werde Euch sagen, wieso, Carew. Weil wir in einem
neuen Zeitalter
leben. Weil die Königin und Cecil ein Auge auf religiöse Verfolgung haben.»
«Die Königin ist noch ein halbes Kind», entgegnete Carew. «Und eines Tages wird sie lernen, dass das, was
Ihr
Verfolgung nennt, notwendig ist, um Aufstände zu ersticken, die sie den Thron kosten können. Ihr nennt es Verfolgung, ich nenne es die Zügel straff halten. Außerdem geht es hier um die Untersuchung eines Mordfalls.»
«Hier geht es um einen Mord, der dazu benutzt wird, eine Hexenjagd anzuzetteln. Wie wir alle wissen, ist der Vorwurf der Hexerei eine Anklage, mit der in der Vergangenheit nur allzu oft Missbrauch getrieben wurde. Aber wir leben
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