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Die Gebeine von Avalon

Die Gebeine von Avalon

Titel: Die Gebeine von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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offensichtlich, dass man die Pute nicht in gesegneter Erde beisetzen konnte», spottete Carew.
    «Vielleicht ist dieser Ort auf seine Art gesegneter als alle Kirchhöfe», parierte ich.
    Carew starrte mich finster an.
Das
war tatsächlich Ketzerei. Aber scheiß auf Carew. Unglaublich, dass die Königin die Abtei in die schwieligen Hände dieses Mannes gelegt hatte.
    Und ebenjene schwieligen Hände versteckte er nun nicht mehr hinter seinem Rücken. Sein bärtiges Gesicht verzog sich zu einem merkwürdigen Grinsen, eine boshafte Imitation dessen, was er in den Händen hielt.
    Es waren zwei erdverschmierte Totenschädel, von denen die Unterkiefer fehlten.
    «Das hat sie hier angepflanzt,
Doktor
», sagte Carew. «Sie hat den Tod kultiviert.»

XXXVIII Alte Knochen, neue Knochen
    E s sieht nicht gut aus, John», sagte Dudley.
    Als wenn man das noch extra betonen musste. Wir sahen zu, wie Carew mit einer Leichtigkeit davonstapfte, die sein Gewicht Lügen strafte. Frühling lag in der Luft und beflügelte seine Schritte. Aber dieser Frühling war nun von der gleichen kalten Bösartigkeit vergiftet wie Carews Lächeln.
    Ich stieg den Pfad zum Hügel hinauf, um wegzukommen von Carew … und dem Kräutergarten, der nun besudelt war. Ich wollte nicht mehr dorthin zurückkehren.
    Unverdrossen hatte Carew die Schädel wieder dort eingegraben, wo er sie gefunden hatte. Als er sich auf den Weg machte, versprach er, Nachricht nach Wells zu schicken, um mein Treffen mit der Gefangenen vorzubereiten – und schlug dann vor, ich solle sie fragen, welche anderen Körperteile noch in ihrem Garten zu finden seien.
    «Ich weiß, wonach das hier aussieht und wie sich das vor Gericht anhören mag», wandte ich mich an Dudley. «Aber es ist trotzdem nicht mehr als eine geschickte Fälschung von Beweisen. Nel Borrow hat diese Knochen hier
nicht
vergraben.»
    Doch Dudleys Gesicht war nun von Zweifeln überschattet. Und das machte mich krank.
    «Woher willst du das wissen, John? Du weißt es nicht. Und du kannst es auch gar nicht wissen. Hast du mir nicht selbst erzählt, dass man beim Prozess gegen Cate Borrow Beweise gegen sie vorlegte, wonach sie ihren Garten mit Erde vom Totenacker fruchtbar machte?»
    «Das ist genauso wenig wahr wie der ganze Rest.»
    Er hob die Hände. «Trotzdem kannst du es nicht
wissen
, oder? Und was ist anderes bei dieser angeblichen Totenbeschwörung herausgekommen als ein Trank, der das Antoniusfeuer auslöst? Ein Trank, der Menschen den Verstand raubt und sie qualvoll in den Wahnsinn treibt?»
    «Das stimmt nicht.» Ich schüttelte den Kopf. «Das Pulver der Visionen wird aus einem Schimmel hergestellt, der Getreide befällt. Es stammt also nicht aus diesem Garten.»
    «Aber es wurde von dieser Frau hergestellt. Ich weiß, ich weiß, wenn es von jemandem wie dir eingenommen wird, dient es der Erlösung und der seelischen Reinigung. Aber am Ende läuft es doch darauf hinaus, dass ihre Mutter als Hexe gehängt wurde und dass … deine erste Liebe, statt alldem abzuschwören, lieber in ihre Fußstapfen getreten ist. Genau
so
wird man es sehen – so wird es der Richter sehen. Und das kannst nicht einmal du abstreiten.»
    «Der Heilberuf ist eine ehrenwerte Aufgabe.»
    Wir hatten schon einen großen Teil des Weges zurückgelegt und fast den Gipfel des Hügels erreicht, der über der Stadt und der Abtei lag. An einem einsam stehenden Baum hielten wir an, und ich sank ins Gras.
    «Glaubst du, dass Carew da mit drinsteckt?»
    Dudley machte es sich zwischen den Wurzeln des Baumes bequem und überlegte.
    «Carew ist auf seine ungehobelte Art ein redlicher Mensch. Er hält zu Fyche, weil Fyche hier das Gesetz vertritt. Wenn Fyche den Abt mit falschen Beweisen hereingelegt hat … tja, das waren schwere Zeiten damals, und der Abt
war
ein sehr vermögender Katholik.»
    «Aber glaubst du, dass er darin verstrickt ist?»
    «Den Abt hereinzulegen?»
    «Ich dachte mehr an die Sache mit Cate Borrow.»
    «Er ist kein Ränkeschmied, sondern war immer ein Mann der Tat. Auf der anderen Seite kann ich mir vorstellen, dass er sich das durchaus überlegen würde, wenn es erforderlich sein sollte. Er ist Soldat. Für ihn zählt nur das, was zum Sieg führt. Egal auf welchem Wege.»
    «Ich weiß sogar, woher die Knochen stammen», eröffnete ich ihm.
    «Wahrscheinlich aus den entweihten Gräbern, von denen Carew sprach.»
    «Eher vom Knochenhändler Benlow. Das finde ich noch heraus.»
    «Willst du es etwa aus ihm

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