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Die Gebeine von Avalon

Die Gebeine von Avalon

Titel: Die Gebeine von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Landes als jeder andere Mensch seiner Zeit. Er war ständig auf Reisen und sprach mit vielen Leuten – Adligen, Freisassen und Bauern. Außerdem hatte er Zugang zu jedem Buch in der Abtei.»
    Ehrfürchtiger Taumel,
erinnerte ich mich. Oh ja, ganz offensichtlich.
    «Sowohl Nel als auch Monger, der Hufschmied, haben mir bestätigt, dass Leland mit verschiedenen Mönchen aus der Abtei geredet hat. Laut Monger sind jene, die es möglicherweise wussten, vor langer Zeit fortgegangen … aber Leland
könnte
es trotzdem herausgefunden haben. Er kam viel herum.»
    Und er hatte immer wieder mit Cate Borrow gesprochen, die eng mit Abt Whiting befreundet gewesen war. Da Whiting gewusst hatte, dass er das Geheimnis des Tierkreises mit ins Grab nehmen würde, hatte er wohl zumindest einen Teil davon Cate anvertraut.
    Das war nicht unwahrscheinlich.
    Aber hätte Cate es Leland verraten? Nach allem, was ich über sie wusste, war ich überzeugt, dass sie das Vertrauen des Abtes niemals missbraucht hätte.
    «John …»
    «Hm?»
    «Da kommt jemand.»
    Wir hörten Stimmen. Gelächter.
    «Wenn das Fyche ist, werde ich –» Dudley trug kein Schwert, aber ich sah, wie seine Hand dorthin fuhr, wo es normalerweise hing. «Obwohl ich den Mann noch gar nicht kennengelernt habe.»
    «Und das solltest du auch nicht. Jedenfalls nicht jetzt.» Ich sah mich um und suchte nach dem besten Weg, um zu verschwinden. «Er würde dich nur fragen, was wir hier machen. Wir geben ihm besser keinen Hinweis darauf, was wir bereits wissen, bevor wir bereit für ihn sind.»
    Es war klar, dass die Stimmen von der Seite des Hügels kamen, wo es nach Meadwell ging. Also schob ich Dudley den Pfad hinunter. Wenn wir ihn bis zum Ende hinabgegangen wären, hätte man uns gesehen, also mussten wir eine Abzweigung nehmen. Wir brauchten ein Versteck, in dem man uns vom Gipfel aus nicht erspähen konnte, um dort eine Weile auszuharren. In der zunehmenden Dämmerung hockten wir uns hinter einen Grashügel, der einst Teil der labyrinthartigen Schutzwälle des Tor gewesen war, und lauschten, ob wir Fyches Stimme vernehmen konnten.
    Wir hörten Ächzen und Stöhnen. Männer kämpften sich mit großer Anstrengung den Tor hinauf und zogen dabei etwas hinter sich her. Wieder stieg die Erinnerung an Abt Whiting in mir hoch, wie er, an den Holzrost gebunden, zum Gipfel geschleift worden war. Kein Wunder, dass sein Geist die Stadt angeblich immer noch heimsuchte. Er sollte sie bis in alle Ewigkeit in Angst und Schrecken versetzen für das, was man ihm angetan hatte.
    Während die Männer arbeiteten, schallten ihre Rufe zu uns herüber. Ich konnte ein paar Fetzen davon verstehen.
    «… da oben, oder?»
    «Ein wenig … raus aus dem … Schatten … Turm.»
    «… es keinen Schatten.»
    «… ja sehen.»
    Wir hörten Schritte auf uns zukommen. Ich drückte meinen Kopf in das Gras. Dudley tat es mir gleich, wenn auch nur widerwillig. Lord Dudley beugte das Knie vor keinem Mann und nur vor einer Frau. Ich sah nach oben und konnte ein Paar glänzender Lederstiefel ausmachen, die nicht mehr als fünf Schritt entfernt waren. Ich versuchte, nicht einmal zu atmen.
    «Warte», sagte eine Stimme über mir. «Warte da.»
    Als die Stiefel fortgingen, riskierte ich es, den Kopf zu heben und durchs Gras zu spähen. Ich erkannte Bruder Stephen, Fyches Sohn.
    «Weiter nach links», brüllte er. «Ich habe
links
gesagt, du verdammter Idiot!»
    Auf der Ebene vor dem verfallenen Turm von St. Michael begannen zwei Männer, einen hölzernen Galgen zu errichten.

XLVII Der Kleine Bär
    S chließlich überkam mich dann doch der Schlaf. Ich war noch vollständig bekleidet, saß am Tisch in meiner Kammer und hatte müde den Kopf auf einen Arm gebettet. Irgendwann begann der Traum von Neuem. Wieder ging ich über die Hügel und folgte dem Glockenläuten eines fernen Kirchturms. Aber diesmal beschrieben meine Schritte auf dem Boden ein magisches Symbol, mit dem man die Türen zur Seele öffnen konnte. Als ich den Gipfel des Tor erreichte, läuteten noch immer die Glocken im leeren Turm.
    Es war ein schrecklicher Missklang und so laut, dass ich mich auf den Boden warf, meine Ohren bedeckte und mich vor Schmerz wand. Ich rollte im Gras hin und her, bis ich im schwarzen, T-förmigen Schatten eines Galgens liegen blieb. Schlagartig erwachte ich am unheilvollsten Morgen meines Lebens und nahm den Gestank einer Talgkerze wahr, mit der Robert Dudley gerade in mein Zimmer kam.
    «Herr im Himmel, John, du

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