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Die Gebeine von Avalon

Die Gebeine von Avalon

Titel: Die Gebeine von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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wollten. Aber ich weiß ja auch, wie Stephen Fyche ist. Was er Tieren auf dem Feld angetan hat. Und Pferden. Nur zum Vergnügen.»
    Benlow berichtete, dass die Männer nicht bereit waren aufzuhören, bis sie Lythgoe zum Reden gebracht hatten. Und dass sie dabei zu weit gingen. Sehr schnell schon.
    «Stephen war ganz außer sich …
los, macht das mit ihm, probieren wir das mal aus … weg da, ich erledige das.
Als er ihnen endlich Euren Namen verriet, war er schon halb aufgeschlitzt. Ich konnte es nicht ertragen, mir das weiter anzusehen. Und Master Stephen sagte noch, es wäre wohl das Beste, ihm den Rest zu geben. Das habe ich mir schon nicht mehr angetan. Aber seine Schreie, bevor man ihm den Mund zuhielt, waren schrecklich.»
    «Wie weit entfernt wart Ihr?»
    «Ich hatte mich in einem Gebüsch versteckt, was für mich schon Folter genug war. Obwohl ich lange reglos bleiben kann. Als wäre ich tot.» Er lächelte. «Ich bin ganz ordentlich, Mylord. Ich öffne ein Grab und schaufle es wieder zu, ohne dass irgendjemand was merkt. Außer wenn man es merken soll – wie Big Jamey Hawkes.»
    Ich erinnerte mich an Big Jamey Hawkes.
    «Auf dem Friedhof bei St. Benignus? Benlow … wie kann ich Euch nur dazu bringen, das alles Sir Peter Carew zu erzählen? Was sie Lythgoe angetan haben. Was mit den Gebeinen von Big Jamey Hawkes passiert ist.»
    Er versuchte zu lachen, was nicht ging, und fasste sich an den Hals.
    «Ihr seid krank», sagte ich.
    «Ging schnell. Noch vor einer Woche war ich vollkommen gesund. Himmel, hilf …»
    «Begleitet mich.»
    «Der Mann ist ein Schwein.»
    «Wollt Ihr etwa mit ansehen, wie Nel Borrow gehängt wird?»
    «Ich werde es ja gar nicht sehen.»
    Er beugte sich vor und bekam etwas mehr Luft, wenn auch weiter pfeifend.
    Dann legte er mir die Hand aufs Knie, und ich versuchte nicht zusammenzuzucken.
    «Hab nicht geglaubt, dass ich mal eine solche Berühmtheit wie Euch kennenlernen würde. Ich wollte Euch fragen, ob Ihr mich mit nach London nehmt. Das hatte ich vor. Einen Handel. Wenn Ihr mich mit nach London genommen hättet, hätte ich Euch alles erzählt.»
    «Ihr hättet jederzeit nach London gehen können.»
    «Aber nicht mit Euch und … einem Empfehlungsschreiben. Man
geht
nicht einfach nach London. Da muss man jemand
sein
. Oder sich von jemand begleiten lassen. Jetzt ist es zu spät.» Er spähte zu mir herüber, als könnte ich mich vor seinen Augen in Luft auflösen. «Ob ich König Edgar treffe, wenn ich tot bin? Wenn ich ihn in der Hand halte beim Sterben, wartet er dann auf mich?»
    Er schien vergessen zu haben, dass der Schädel in Wahrheit gar nicht König Edgar gehörte und dass auch die anderen Knochen wohl allesamt nicht von bemerkenswerten Persönlichkeiten stammten.
    «In der himmlischen Sphäre», sagte ich, «ist alles möglich.»
    «Glaubt Ihr das wirklich? Habt Ihr das alles durch Eure Wissenschaft und Magie herausgefunden?»
    «Manche Leute sagen, dass es hilft, wenn man hier in Glastonbury lebt. Ich habe zwar bisher nicht feststellen können, wie das möglich sein soll … doch heute habe ich einen Beweis dafür erhalten, dass dieser Ort gesegneter ist als alle anderen. Ihr hingegen wusstet das immer. Als ich letztes Mal hier war, sagtet Ihr, hier falle das Sterben leichter.»
    Wo die Sphären nur durch einen hauchdünnen Vorhang getrennt sind.
Das Bemerkenswerteste, was er zu mir gesagt hatte.
    «Und wisst Ihr, weshalb das so ist?», fragte ich ihn. «Ich kann es Euch verraten.»
    Und dann erzählte ich ihm – warum auch nicht, mir lief die Zeit davon – von dem Geheimnis, das die Mönche bewahrt hatten und das John Leland kartographieren wollte. Ich zog das Notizbuch aus meinem Wams. Zeigte ihm die Zeichnung des Tierkreises. Den Spiegel des Himmels.
    «Ah.» Benlow lächelte mich an. «Das war es also. Wo habt Ihr das gefunden, Mylord?»
    «Das kann ich Euch nicht sagen.»
    «Wo habt Ihr es
ausgegraben

    Seine Fingernägel krallten sich in meine Hose, als ich aufsprang und dabei mit dem Kopf hart gegen die Decke stieß. Jetzt erkannte ich auch die Beulen auf Benlows Nacken. Sie waren in der Mitte ganz schwarz.
    «Jemand musste es doch vergraben», sagte Benlow. «Nur schade, dass sie mir die Knochen nicht gelassen haben. Ich hätte schon was Hübsches aus ihr gemacht. Sie wär wieder schön gewesen.»
    Minuten später hatte ich diesen Tempel des Todes verlassen und rannte zurück ins George Inn, als wären mir die Dämonen der Hölle auf den Fersen.

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