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Die Gebeine von Avalon

Die Gebeine von Avalon

Titel: Die Gebeine von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Männer möglicherweise nicht die treibende Kraft dahinter. Es tut mir leid, John, für Maria hat die ganze Angelegenheit keine große Rolle gespielt. Das Gesuch wurde kurz diskutiert und verschwand dann wieder in der Versenkung, ohne je wieder Erwähnung zu finden. Bedauerlich, mein Freund, aber deine Reise hierher war für dich wohl reine Zeitverschwendung. Mir war es dennoch eine große Freude, dich zu sehen. Gott, bin ich froh, dass ich dich nicht auf den Scheiterhaufen geschickt habe!»
    «Du wolltest nur mehr über die Alchemie erfahren, alter Mistkerl. Dachtest wohl, ich wäre mit all ihren Geheimnissen vertraut.»
     
    †
     
    An jenem denkwürdigen Tag, als Bonner zu mir in die Zelle kam, war meine Situation noch immer äußerst prekär gewesen.
    Im Nachhinein betrachtet, war es kein besonders guter Einfall gewesen, für Maria und ihren Gemahl, den künftigen König Spaniens, Horoskope zu erstellen, aber damals hatte sie den Thron gerade erst bestiegen, und niemand von uns hatte wissen können, wie schlimm es kommen würde – und wie bald.
    Fast fünf Jahre ist es jetzt her, dass ich verhaftet und der
sündhaften Ausübung von Wahrsagerei und Magie
beschuldigt wurde. Es war ein schöner Morgen im Mai gewesen. Meine Räume waren durchsucht und versiegelt worden, und meine Bücher hatte man fortgeschafft, als Beweise für mein gefährliches Interesse an Zauberei und Hexenkunst.
    Keine Ahnung, warum ich geglaubt hatte, mir könnte das niemals passieren. Viele meiner Kollegen waren bereits aus England geflohen. Zu jener Zeit konnte ein jeder unerwartet zur Bedrohung für Marias Gegenreformation werden. Als bekannter Alchemist war ich alsbald Zielscheibe für all jene am Hof, die sich in Marias Gunst zu schleichen suchten.
    Und so hatte man mich festgenommen und ins Gefängnis geworfen. Es war der reine Wahnsinn gewesen. Zwar hatte es unter den Horoskopen auch eines für Elisabeth gegeben, deren Existenz allein schon eine Bedrohung für Marias Herrschaft darstellte, aber meine Vorhersage für Maria und Philipp von Spanien war durchweg vorteilhaft ausgefallen. Der Tag der Hochzeit hatte im Zeichen der Waage gestanden, was nur Gutes für diese Verbindung verhieß. Und bevor Ihr fragt, nein, ich weiß einfach nicht, was ich falsch gemacht habe.
    Selbst damals galt die Kunst der Astrologie nicht als starkes Indiz für einen Teufelspakt. Die Anklage reichte, um mich eine Weile im Kerker festzuhalten, allerdings nicht, um mich auf den Scheiterhaufen zu bringen.
    Also folgten vage Anschuldigungen, ich hätte versucht, die Königin mittels Zauberei umzubringen. Es fehlten jedoch stichhaltige Beweise, dass ich mich je der Magie bedient hatte, ganz gleich, ob nun weißer oder schwarzer.
    Schließlich trat ein schäbiger kleiner Anwalt namens George Ferres auf den Plan, dessen vornehmste Position bisher das Amt des Lord of Misrule gewesen war. In dieser Funktion oblag ihm die Planung der öffentlichen Weihnachtsfeierlichkeiten in London, und seine Narren und Gaukler unterhielten die Leute mit illusionsreichem Budenzauber. Irgendwie hatte diese fröhliche Tradition sogar bis in die Tage der düsteren und freudlosen Regentschaft Marias überlebt.
    Dieser Ferres jedenfalls bezichtige mich plötzlich aus heiterem Himmel, eines seiner Kinder mit Blindheit geschlagen zu haben, und unterstellte mir auch einen Mordversuch an einem anderen – als sei ich ein gedungener Mörder, der mit Hilfe der Magie meuchelte. Vielleicht war dies seinem Neid geschuldet. Er hatte wahrscheinlich von meinem fliegenden Käfer und meiner Eule gehört. Möglicherweise hatte man ihn aber auch schlicht dafür bezahlt, mich ans Messer zu liefern.
    Meine Verteidigung baute darauf auf, dass ich weder den Mann noch seine Kinder überhaupt kannte.
    «Ihr habt Eure Verteidigung einigermaßen souverän vorgetragen», erinnerte sich Bonner, «dennoch wollten die Richter sich auf keinen Fall nachsagen lassen, dass sie milde mit einem Mann umsprangen, der womöglich mit dem Teufel im Bunde ist.»
    «Danke.»
    Obwohl die Anklage gegen mich lächerlich war und auf tönernen Füßen stand, war es nicht eben leicht gewesen, sie in ihrer Bosheit vor aller Öffentlichkeit angemessen auseinanderzunehmen. So war ich am Ende ziemlich ins Schwitzen geraten, während ich auf das Urteil wartete.
    Als es dann gegen Ende August im Jahre 1555 gesprochen wurde, fiel es nicht gut aus. Ich sollte bis zum Weihnachtsfest des folgenden Jahres weiter eingesperrt bleiben, wurde

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