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Die Gebeine von Avalon

Die Gebeine von Avalon

Titel: Die Gebeine von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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robust und gesund wie immer.
    «Also …» Er strahlte. «In deiner Nachricht stand, dass du mit mir über Königin Maria und König Artus sprechen möchtest.»
    «Ganz recht.»
    Ich erzählte ihm von meiner angeordneten Reise nach Glastonbury. Dabei verschwieg ich ihm nur wenig, was meinen Auftrag anging, ja, er erfuhr von mir mehr darüber als meine eigene Mutter.
    Ihr fragt, wie ich ein solches Vertrauen zu ihm haben konnte? Zu diesem Mann, der als katholischer Bischof von London die Stadt geknechtet und in Angst und Schrecken versetzt hatte? Der selbst zum Beispiel dafür geworden war, zu welchen Grausamkeiten falsch verstandene religiöse Dogmen führen konnten? Er war verantwortlich dafür, dass von vielen Menschen nicht mehr übrig geblieben war als ein Haufen zuckender, verkohlter Gliedmaßen. Wie konnte ich diesem Ungeheuer überhaupt vertrauen? Ich schwöre bei Gott, ich
weiß
es nicht. Und doch vertraute ich ihm.
    Nachdem ich geendet hatte, saß Bonner da und nickte bedächtig, die Hände hatte er vor seinem beachtlichen Bauch gefaltet.
    «Sag einmal», fragte er schließlich, «stimmt es ei-gentlich, dass der junge Dudley es mit der Königin treibt?»
    «Ich habe ihn nie danach gefragt.»
    «Nein», Bonner lächelte wohlwollend. «Du bist bestimmt der einzige Mann im gesamten Königreich, der ihn nie danach fragen würde, obwohl du so eng mit ihm befreundet bist.»
    Er musterte mich ein paar Augenblicke und rang dann die Hände.
    «Also gut, ganz recht, ein solches Gesuch ist Maria unterbreitet worden. Allerdings sollte sie Glastonbury Abbey nicht wiederaufbauen, sondern das Gelände und die verbliebenen Gebäude einer Gruppe von Mönchen überlassen. So wäre es also
fast
zum Wiederaufbau gekommen, ohne dass es die Krone einen Penny gekostet hätte … und ich glaube, mehrere Bischöfe waren angetan von der Idee – wie auch einige Adlige aus Somerset. Wenn es auch lediglich ein Symbol für das Wiedererstarken der Gegend und der Kirche dort gewesen wäre.»
    «Und weshalb hat Maria dann nicht …?»
    «Schwer zu sagen, John. Möglicherweise war der Geheime Rat dagegen. Oder die Sache ist an Marias frühem Tod gescheitert. Immerhin war die Abtei eine wahre Schatztruhe voller Reliquien, von denen Cromwell lange nicht alle aufgespürt hat, und die hätte die fromme Maria bestimmt gern gerettet.»
    «Wurde Artus bei dem Vorschlag erwähnt?»
    Bonners Augen weiteten sich.
    «Falls ja, dann hat jemand nicht mitgedacht.»
    «Ich verstehe nicht, was du damit meinst.»
    «Die Gebeine eines keltischen Heiligen würden noch als Reliquien durchgehen. Aber war Artus etwa ein Heiliger?»
    «Etwas weitaus Bedeutenderes sogar», antwortete ich, «wenn man manche Leute fragt.»
    «Nein, nein, nein.» Er schüttelte den Kopf. «Artus steht vor allem für … Magie … Zauberei. Ein König, der nicht stirbt und in irgendeinem Feenreich auf seine Rückkehr wartet? Der in einer Barke von schönen schwarz gekleideten Weibsbildern nach Avalon geschifft wurde? Das passte zwar Heinrich Tudor in den Kram, als er die Waliser auf seine Seite ziehen wollte, aber der kleinen katholischen Maria schauderte schon allein bei dem Gedanken.» Bonner beugte sich vor und zischte: «Zauberei, John.»
    Natürlich. Ich dachte an Maria – eine eigentlich liebenswürdige Frau, so sagte man, die aber unter unnachgiebigem katholischem Einfluss gestanden hatte, unter anderem von Bonner. Tatsächlich hatte ich mich im Laufe unserer Bekanntschaft davon überzeugen können, dass Bonner, der angeblich jede Form von Zauberei verabscheute, einen Magier weit weniger hassenswert fand als einen Lutheraner. Gründete der katholische Glaube denn etwa nicht auf magischen Vorstellungen?
    «Aber was ist denn damit, dass die Abtei eine bedeutende Rolle für das frühe Christentum auf unseren Inseln gespielt hat? Ich sage nur Josef von Arimathäa, der Besuch des jungen Jesus … der Heilige Gral.»
    «Aber lieber Himmel, John! Diese Märchen interessieren doch keine Kirche im ganzen Land, vollkommen egal, ob protestantisch oder katholisch. Und insbesondere die Lutheraner werden sich bei den Geschichten fragen, wo das alles denn bitte schön in der Bibel erwähnt wird.»
    «Kannst du dich noch an die Namen der Mönche erinnern, die das Gesuch an Maria unterzeichneten?»
    «Ich habe es selbst nie zu Gesicht bekommen.»
    «Fällt dir in Somerset niemand ein, der dabei gewesen sein könnte?»
    «Der eine oder andere käme in Frage, allerdings waren diese

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