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Die Gebeine von Avalon

Die Gebeine von Avalon

Titel: Die Gebeine von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Calvin –, die auf dem Gelände sehr erfolgreiche Werkstätten errichteten. Auch während der Regentschaft des jungen Edward war dies weiterhin der Grundstein zum Wohlstand der Stadt gewesen. Doch als Maria an die Macht kam und der Bischof von Rom durch Feuer und Blut wieder als unser geistliches Oberhaupt eingesetzt wurde, flohen die Weber zurück in die niederen Lande.
    Als wir den letzten Hügel hinunterritten, schien der Mond durch die Wolkendecke. In seinem kalten Licht wirkte die Abtei wie ein graues Gespenst, das die Arme erhoben hatte, um uns zu packen und an seine gebrochenen Rippen zu pressen.
     
    †
     
    Das George Inn lag im Zentrum der Stadt. Aus massivem Stein errichtet, musste es früher hochgestellte Pilger mit dem Schein unzähliger funkelnder Kerzen begrüßt haben. Heute jedoch … nun ja, irgendwo gab es dort drinnen sicherlich brennende Kerzen, aber hinter den Fenstern im Erdgeschoss war es so finster wie auf dem Abtritt der Hölle.
    Carew hatte seine Männer vorausgeschickt, und im Hinterhof des Gasthauses erwarteten uns zwei Burschen, die sich um die Pferde kümmerten, auf denen wir aus Bristol hierher geritten waren.
    «Cowdray!», brüllte Carew. «Wo zur Hölle steckt Cowdray?»
    «Hier bin ich, Sir Peter. Ich komme schon.» Ein Mann stolperte einige Treppenstufen hinunter. «In Euren Zimmern wird gerade eingeheizt, der große Ofen ebenfalls.»
    «Warum hat man die verfluchten Feuer nicht schon früher entfacht?»
    «Wir hatten mindestens seit zwei Wochen keine Gäste mehr, Sir Peter. Es ist schließlich Februar.»
    «Habe ich es nicht gesagt?» Carew wandte sich an Dudley und lachte bellend. «Diese Stadt ist der Arsch des englischen Westens.»
    Stadt? Obwohl die Hauptstraße direkt nach Exeter führte, sah ich nicht mehr als ein Dutzend anständiger Häuser, eine Kirche mit ihrem hohen Turm eingerechnet. Und die Abtei in all ihrer zerstörten Pracht.
    «Schaff reichlich Feuerholz herbei, Cowdray», befahl Carew. «Ich werde morgen bei Tagesanbruch nach Exeter aufbrechen, aber diese Gentlemen werden einige Tage bleiben. Das sind Master Roberts und Dr. John von der Königlichen Kommission für Altertümer.»
    Cecil hatte darauf bestanden, dass wir unsere wahre Identität nicht enthüllten. Mir machte das nichts aus, aber ich konnte mir vorstellen, dass Dudley es bereits bereute, auf die Vielzahl seiner gewohnten Privilegien verzichten zu müssen. Im Gasthof in Bristol, wo wir die letzte Nacht verbracht hatten, hatte er von unserem Zimmermädchen einen hässlichen Korb bekommen. Ein einfacher Beamter … nicht der Rede wert.
    Carew hingegen … sogar in Bristol hatte man ihn oftmals erkannt. Offensichtlich war er im ganzen Westen berühmt. Es gab eine allseits bekannte Geschichte über ihn aus seiner Jugend, als er wieder einmal aus seiner Schule in Exeter weggelaufen war. Er hatte damals einen Turm der Stadtmauer erklommen und gedroht, sich hinabzustürzen, falls man ihn weiter verfolgte … sein Vater hatte ihn schließlich nach Hause gebracht. An einer Hundeleine, wie man sich erzählte.
    Nach einem annehmbaren Mahl aus Brühe und Hammelfleisch, das wir in einem kleinen, mit Eiche getäfelten Raum zu uns genommen hatten, schickte Carew nach dem Gastwirt.
    «Tür zu, Cowdray. Und setzt dich zur Hölle noch mal hin. Du kennst die Gegend hier, und wir haben ein paar Fragen an dich.»
    Der Gastwirt war ein fülliger Mann mit schütterem rotblondem Haar, er hatte seinen stoppeligen Bart seit bestimmt einer Woche nicht mehr rasiert und machte ansonsten ganz den Eindruck, dass er Kummer gewohnt war. Er wischte sich die Hände an seiner Schürze ab und setzte sich dann an das äußere Ende einer Bank neben der Tür. Vier Kerzen tauchten die Eichenbohlen in sanftes Licht, und in der Feuerstelle brannte wohlriechendes Holz – Scheite aus Apfelbäumen nahm ich an. Daran herrschte im ehemaligen Avalon kein Mangel.
    Carew stand mit seinem Hintern zum Feuer, unter den buschigen schwarzen Brauen funkelten seine Augen im Kerzenlicht.
    «Diese Herren wurden von der Königin bestellt, um das Verschwinden bestimmter Dokumente und Artefakte aus der Abtei zu untersuchen, Cowdray.»
    «Dafür ist es ein bisschen spät, Sir», entgegnete Cowdray. «Wenn mir die Bemerkung gestattet ist.»
    «Bemerken kannst du, was du willst. Aber wenn darüber auch nur Wort nach draußen dringt, lasse ich diesen armseligen Schuppen noch innerhalb der nächsten Tage dichtmachen. Haben wir uns verstanden?»
    «Haben

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