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Die Gebeine von Avalon

Die Gebeine von Avalon

Titel: Die Gebeine von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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froh – in ihnen blitzte der alte Dudley auf, wie ich ihn kannte. Seit wir London verlassen hatten, war er ungewöhnlich still, ja, fast schon abweisend gewesen. Als ob ihm etwas auf der Seele läge.
    Wir waren zu sechst, Martin Lythgoe, den Hünen aus dem Norden, mit eingerechnet. Lythgoe war Dudleys Oberster Stallknecht. Er kannte ihn schon sein ganzes Leben lang und hatte ihn mit an den Hof genommen.
    «Und so was schimpft sich Magier», spottete Dudley.
    «Das tue ich mitnichten, das solltest du doch wissen.» Ich hielt das Gesicht in den Sturm. «Können wir nicht in einem Gasthof einkehren?»
    «Es gibt nirgendwo einen Gasthof. Oder siehst
du
etwa einen?»
    «Ich kann so gut wie gar nichts sehen.»
    «Gibt es hier in der Nähe einen Gasthof, Carew?», rief Dudley.
    «Ja, gibt es.» Sir Peter Carew schloss zu Dudley auf. «Aber wenn Ihr dort die Nacht verbringt, habt Ihr Euch noch vor dem Morgengrauen die Eier weggekratzt. Was diesen traurigen Burschen angeht …»
    Carew drehte sich um und schaute zu mir herüber, als wäre er sich nicht sicher, ob ich überhaupt Eier besäße. Er war kräftig gebaut, gut zwanzig Jahre älter als Dudley, aber sein langer Bart war noch immer schwarz und von dichtem Wuchs.
    «Nun, vielleicht können wir dort rasten, bis sich das Wetter gnädiger zeigt», schlug Dudley vor. «Ist das Essen denn genießbar?»
    «Reitet besser weiter, wenn Ihr Glastonbury heute Nacht noch erreichen wollt. Ihr und ich, wir haben schon weit tiefer in der Scheiße gesteckt – und am nächsten Morgen wartete dann auch noch eine Schlacht auf uns.» Erneut warf Carew mir einen kurzen Blick zu, die Augen wegen des Eisregens zusammengekniffen. «Soviel ich weiß, habt Ihr Eurem Land niemals im Kampf gedient, nicht wahr, Doktor?»
    Ich vermutete, dass Carews Männer sich in meinem Rücken lustig machten, und schwieg lieber. Vor lauter Kälte konnte ich ohnehin kaum noch sprechen. Carew ritt weiter voran. Martin Lythgoe lenkte sein Pferd zu mir.
    «Wenn Ihr mich fragt, Doktor John, haben diese Mistkerle für zu viele verschiedene Länder gekämpft», sagte er leise.
    Er grinste und ließ sich auf der schneebedeckten Straße wieder zurückfallen.
     
    †
     
    Mein Vater hatte mir von Carew erzählt, der, kaum dem Knabenalter entwachsen, zu einem Günstling am Hofe Heinrichs aufgestiegen war. Ein weitgereister Knabe allerdings, der bereits bei einigen Schlachten in ganz Europa mitgekämpft hatte.
    Wegen allerlei Schwänzerei und Aufsässigkeit während seiner Schulzeit in Exeter war er von seinem Vater Sir William als Page nach Frankreich geschickt worden und landete schließlich in der französischen Armee. Nachdem sein Herr gefallen war, wechselte er die Seiten und musterte beim Fürsten von Oranje an. Als er dann nach England zurückkehrte, ein Empfehlungsschreiben der Oranjer an den König in der Tasche, war er gerade erst sechzehn. Er beeindruckte den Brodelnden Vulkan durch seine Reitkünste, wurde geadelt und erhielt zwei Jahre später einen Sitz im Geheimen Rat des Königs.
Eine starke Persönlichkeit,
hatte mein Vater gesagt.
Sir Peter geht seinen eigenen Weg.
    Den richtigen Weg durch Englands Westen nach Glastonbury kannte er jedenfalls. Schließlich war er zum Parlamentsabgeordneten und Sheriff seiner Heimat Devon ernannt worden. Als Senior Knight dieses Countys erstreckten sich seine Machtbefugnisse auch auf Somerset.
    Weiterhin war er – und dies war der eigentliche Grund, aus dem er uns begleitete – der gegenwärtige Besitzer der Abtei von Glastonbury.
Bei ihm ist sie in sicheren Händen,
hatte Dudley mir versichert. Er wusste nicht genau, wie es dazu gekommen war, dass die Königin die heilige Ruine in Carews Obhut gegeben hatte, und ebenso wenig, ob sie selbst überhaupt den Grund kannte. Aber es gab niemand Geeigneteren als ihn, um die Katholiken von dort fernzuhalten.
    Es war schon fast dunkel, als wir endlich die Hügel über Glastonbury erreichten. Der Hagelschauer hatte sich erst in Regen verwandelt, dann ganz aufgehört, und jetzt war die Sichel des Mondes am Himmel zu erkennen. Alsbald sahen wir, warum die Bitte um den Wiederaufbau der Abtei auf taube Ohren getroffen war.
    Carew hatte uns erzählt, dass man aufgrund der Geschichte des Ortes eine starke protestantische Präsenz für unerlässlich hielt. Während der Zeit, als Seymour der Duke von Somerset gewesen war, hatte man dort flämische Weber angesiedelt – Anhänger des vollkommen wahnsinnigen Protestanten Johannes

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