Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gebeine von Avalon

Die Gebeine von Avalon

Titel: Die Gebeine von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
sagen. Es sieht auf jeden Fall danach aus, daran besteht kein Zweifel.»
    «Natürlich ist es nicht die Pest.»
    «Dann liegt es an mir, nicht wahr?»
    «Leg dich wieder hin.»
    «John, der Ort ist … bösartig und …»
    «Welchen Ort meinst du?»
    «… kälter als die Nacht. Kälter als alle Nächte.»
    Es schüttelte ihn wieder, als hätte ihn ein gleißender Blitz getroffen, seine Zähne klapperten, während er unter der Decke die Arme um sich schlang, seine geröteten Wangen glänzten nass.
    Cowdray, der Gastwirt, kam mit einem Holztablett herein. Ein Krug und ein Becher befanden sich darauf.
    «Cider. Gibt fast nichts, das ein paar Becher guter Cider nicht kurieren könnten.»
    Ich nickte ihm dankend zu, und er stellte das Tablett auf den Tisch neben den Wasserkrug. Dann zog er sich schnell zur Tür zurück, was ihm nicht zu verdenken war: Wer wusste schon, was für ansteckende Seuchen jemand aus dem dreckigen und von Menschen wimmelnden London mitbringen mochte?
    «Schreckliche Träume, John.» Dudley ließ die Decke los und hielt sich den Kopf. «
Schreckliche
Blutträume.»
    «Träume haben keine Bedeutung», sagte ich.
    Natürlich weiß ich, dass das nicht stimmt, dennoch ist die Bedeutung von Träumen oft verschlüsselt und unklar.
    «Wenn es denn Träume waren», entgegnete Dudley.
    «Das kommt vom Fieber.» Ich drehte mich zu Cowdray um. «Gibt es hier einen Arzt?»
    «Früher mal», antwortete er, «aber der ist gestorben.»
    Dudley lachte bitter in seine Hände.
    «In Wells gibt es ein paar, wegen der Kathedrale», fügte Cowdray hinzu. «Richtige Ärzte. Einer hat in London studiert. Hat einen langen Umhang, so eine spitze Maske und alles, was dazugehört. Ich könnte einen meiner Jungs hinreiten lassen. Kostet aber ein bisschen was.»
    «Geld spielt keine Rolle.» Ich schaute ihn fest an. «Zeit hingegen eine große. Zu wem geht denn Ihr gewöhnlich?»
    «Ich versuche, nicht krank zu werden, Sir.»
    «Ihr wisst schon, was ich meine.»
    Er presste die Lippen aufeinander.
Londoner,
dachte er wohl. Wem von denen konnte man schon erzählen, dass man sich durch Hexenkunst heilen ließ, ohne dass er einen dafür in den Kerker brachte?
    «Sir Peter Carew …?», erkundigte ich mich. «Ist er …?»
    «Fort. Mit seinen Leuten vor einer Stunde aufgebrochen. Bevor wir erfahren haben, dass Master Roberts krank ist.»
    «Gut. Ihr müsst mir helfen. Wenn in Eurer Familie jemand krank wäre, würdet Ihr doch auch nicht erst ganz nach Wells reiten.»
    Er antwortete nicht. Ich goss etwas Cider in den Becher und roch daran.
    «Vielleicht könntet Ihr das noch etwas verdünnen. Er liegt auch so schon fast im Delirium. Jedenfalls, so Euer Wasser denn trinkbar ist.»
    Cowdray nahm den Krug entgegen, blieb noch einen Moment stehen und schaute in den trüben Apfelwein.
    «Es gibt da einen Mann, zu dem wir gehen. Ein Kräuterkundiger und Wundarzt.»
    «Versteht er sein Handwerk?»
    «Finden wir hier schon.»
    «Wohnt er weit entfernt?»
    «Oben bei St. Benignus. Zwei Minuten zu Fuß.»
    «Worauf warten wir dann noch?»
     
    †
     
    Natürlich, der örtliche Heiler, damit war ja zu rechnen gewesen.
    Diese Männer hüteten ein uraltes Wissen über Wildpflanzen und Kräuter. Jack Simm hatte befürchtet, dass man ihn für genauso einen halten könnte, als er noch seine Apotheke in London betrieb. Aus Furcht vor der Verfolgung, die solchen Heilern durch die Pisseschnüffler vom Royal College of Physicians drohte, den studierten und beglaubigten Medizinern mit ihren Schnabelmasken.
    Hier hingegen, weit entfernt von der Hauptstadt, führten Heiler ein weniger gefährliches Leben, weil es nicht so viele registrierte Ärzte gab. Und außerdem auch weniger Kriminelle und Fremde, die die Heilkunst mit ihren sogenannten Wundermitteln aus zermahlenen Steinen und Tierknochen in Verruf brachten.
    Ich hatte Martin Lythgoe gebeten, Cowdray zu diesem Heiler zu begleiten, dem Mann die Symptome zu beschreiben und ihm so viel Geld zu geben, wie er verlangte, damit er sofort kam. Durch meine eigenen Studien, meine Astrologie und meine Arbeit mit Jack wusste ich immerhin genug, um einschätzen zu können, ob der Mann wirklich etwas von Heilkunst verstand.
    «Carew?»
    Dudley wand sich im Bett, schaute mich aus erschreckt aufgerissenen Augen an und versuchte sich zu erheben.
    «Weg.» Ich drückte ihn sanft zurück in die Kissen. «Auf dem Weg nach Exeter.»
    «Dem Herrn sei Dank dafür! Der hätte noch gedacht, ich sei schwach wie ein

Weitere Kostenlose Bücher