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Die Gebeine von Avalon

Die Gebeine von Avalon

Titel: Die Gebeine von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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mich doch, hält mich für einen arroganten Gockel.» Er drehte mir sein von Schmutz und Schweiß verschmiertes Gesicht zu. «Die sollten mich jetzt mal sehen, was, John?»
    «Du bist krank», antwortete ich. «Schlaf jetzt.»
    «Es ist helllichter
Tag

    Er rieb sich mit der Hand gereizt die Stirn, als wollte er den Staub einer Schlacht wegwischen, die er nicht hatte schlagen dürfen. Ich erhob mich.
    «Selbst du kannst gegen ein solches Fieber nicht ankämpfen und es besiegen. Das braucht seine Zeit. Ich ziehe die Vorhänge zu.»
    «Nein, lass das.»
    Ich war bereits an der Tür, als er mich zurückrief.
    «John.» Er drehte sich auf die Seite, damit er mich sehen konnte. «Martins Leiche …»
    «Ja, ich … Soll ich einen Schreiner beauftragen, einen Sarg für ihn zu zimmern? Werden wir ihn mit zurück nach London nehmen?»
    Dudley hatte die Augen geschlossen.
    «Sein Herz», sagte er. «Wir werden sein Herz mit nach Hause nehmen.»
     
    †
     
    Am Fuße der Treppe traf ich Cowdray mit einem jungen Burschen von etwa achtzehn Jahren, der, wie er sagte, aus Bristol geritten kam, um einen Brief zu überbringen.
    «Aus London, Sir», sagte der junge Mann.
    Ich erkannte das Siegel sofort. Sogleich trug ich Cowdray auf, dem Jungen ein kräftiges Frühstück und Ale vorzusetzen, und zwar auf Master Roberts Rechnung.
    «Ich habe Joe Monger für Euch ausfindig gemacht», informierte mich Cowdray.
    «Entschuldigt, bitte … wen?»
    «Den Hufschmied. Vorletzte Nacht habt Ihr Euch nach ihm erkundigt.»
    Vorletzte Nacht schien eine Ewigkeit her zu sein. Wie ein anderes Leben.
    «Er ist hinten, Dr. John. Hab ihn herbestellt, damit er sich um die Hufe meines Esels kümmert.»
    «Habt Dank. Selbstverständlich werden wir auch dafür die Kosten übernehmen. Setzt es bitte … auf unsere Rechnung.» Ich nickte dem Boten zu. «Auch dir meinen Dank.»
    «Kein Antwortschreiben, Herr?»
    «Möglicherweise. Geh und iss jetzt in Ruhe.»
    Mein Kopf schmerzte. Ich ging durch den nach Ale riechenden Flur zur Hintertür des Gasthofes, über der sich ein kleines, mit Spinnweben verhangenes Fenster befand. Dort lehnte ich mich mit dem Rücken gegen die Tür und brach das Siegel des Briefes.
    Er stammte von Blanche Perry. Sie musste ihn kurz nach unserer Abreise aus London geschrieben haben, sonst hätte er nicht so schnell hier eintreffen können. Ich faltete das Papier auseinander.
    Seltsam. Der Brief war nicht in dem für sie typischen Stil distanzierter Zurückhaltung geschrieben. Es sprach äußerste Dringlichkeit aus ihm, und sie wandte sich in einem so vertraulichen Ton an mich, wie ich ihn von dieser strengen und stets beherrschten Frau nicht kannte.
    Cousin,
    es steht nicht zum Besten um unsere liebe Schwester.
    Ihr Nächte sind voller Qual, die Tage eine Last. Folgendes konnte ich in Erfahrung bringen: Unsere Schwester wurde über schlimme Prophezeiungen unterrichtet, und man sagte ihr, dass Morgan le Fay ihr keinen Frieden lassen wird, bis zur Stunde, da ihr heldenhafter Vorfahre in Ehren bestattet sei. Deswegen bitte ich Euch inständig um schnellstmögliche Erledigung der Angelegenheit, und lasst mir baldigst Nachricht zukommen, wie es in der Sache steht.
    Aus verständlichen Gründen war der Brief nicht unterzeichnet. Aber die Anspielungen waren deutlich.
    … ihr keinen Frieden lassen wird …
    Mistress Blanche. Geboren in einer von den Glyndwr-Kriegen gezeichneten Gegend, nicht weit entfernt von meiner Familie, Wales gegen England, brennende Burgen. Und der große Krieg der Häuser Lancaster und York, während dessen sich die heimischen Familien mal mit der einen, mal mit der anderen Partei verbündeten und Nachbar gegen Nachbar gekämpft hatte.
    Misstrauisch wie kein anderes Volk waren diese Leute von der Grenze, sie ließen sich nur in höchster Bedrängnis in die Karten schauen. Aber Blanches Hingabe an die Königin sprengte alle Hemmnisse.
    Deswegen bitte ich Euch inständig um schnellstmögliche Erledigung …
    Ich las den Brief noch zwei Mal. Die Erwähnung einer Prophezeiung erinnerte mich sogleich an den Mann mit den Pfauenfedern an seinem Hut, wie er das Ende der Welt ausgerufen hatte.
    Prophezeiungen. Die meisten sind nichts als heiße Luft. Sie spielen mit den dunkelsten Ängsten der Gläubigen und sind Ausgeburten der Wunschvorstellung jener Propheten selbst. Verwechselt sie niemals mit der uralten Kunst der Astrologie, die den Lauf der Himmelsgestirne aufzeichnet, um

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