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Die Gebeine von Avalon

Die Gebeine von Avalon

Titel: Die Gebeine von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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ich wohl seinen Brustkorb hiermit aufgebrochen habe –»
    «Nicht.»
Ich wich zurück, griff nach dem Dolch in meinem Wams, als er seine Hand aus der Werkzeugtasche zog …
    … aber sie kam leer zum Vorschein.
    «Ich
könnte
es tun», sagte er sanft. «Das Werkzeug dazu habe ich hier drin. Und ich bin stärker, als es den Anschein erweckt.»
    «Aber auch ein Mönch.»
    «Früher war ich ein Mönch.»
    Ich nickte.
    «Ganz genauso, wie unser geschätzter Friedensrichter einmal einer war», bemerkte Monger. «Das hat
ihn
trotzdem nicht davon abgehalten, Männer hängen zu lassen.»
    «Und Frauen.»
    «Oh ja, selbstverständlich.» Er schloss die Ledertasche wieder und stellte sie zwischen seine Füße auf den Boden. «Sie werden in jedem Fall jemanden dafür dingfest machen. Ein schweres Verbrechen, in das Männer aus London verwickelt sind, wird man so schnell wie möglich aufklären wollen. Ganz gleich, wie.»
    «Was meint Ihr damit? Selbst wenn man dafür einem wahrscheinlich Unschuldigen ein Geständnis abpressen müsste?»
    Monger zuckte mit den Schultern.
    «Ich habe nur überlegt, ob Ihr unseren Mann vielleicht noch zu jemand anderem geschickt habt, versteht Ihr?», erklärte ich. «Zu jemandem, von dem Ihr annehmt, dass er etwas über bestimmte Gegenstände weiß, die aus der Abtei geschafft wurden. Jemand, der –»
    «Ihn aus Angst vor Entdeckung umgebracht hat? Wir kehren immer wieder zu diesem Motiv zurück. Verzeiht, aber ist Sir Edmund Fyche nicht wegen der Verstümmelungen davon überzeugt, dass es sich bei dem Mord um ein
satanisches Ritual
handelt?»
    «Schon richtig. Dennoch …»
    Das war ein riskantes Spiel – Fyche und Monger waren beide Mönche aus der Abtei, und der Friedensrichter war möglicherweise eine lohnende Einnahmequelle für den Hufschmied. Trotzdem, ich wurde des Taktierens langsam müde.
    «Ist es nicht vorstellbar, dass Fyche übertreibt, wenn er von Hexen und Zauberern in der Stadt spricht?», warf ich ein.
    Der Hufschmied lächelte auf eine Art und Weise, die genau wie die dunkle Farbe seines Gewandes darauf hindeutete, dass der schwermütige Saturn in der Sternenkonstellation seiner Geburtsstunde dominierte.
    «Fyche übertreibt es lediglich damit, was für ihn schon alles Zauberei ausmacht.»
    «Ah.»
    «Wollt Ihr mehr darüber erfahren?»
    «Worüber?»
    «Wo sein Problem liegt?»
    Ich suchte seinen Blick, aber er wandte sich ab und schulterte seine Werkzeugtasche.
    «Heute ist Markt. Wenn Ihr mich dorthin begleitet, wird Euch vielleicht einiges klarer werden.»
    Er machte sich auf den Weg, und mir blieb nichts weiter übrig, als ihm zu folgen. Ein schwacher Wind fuhr mir durchs Haar. Seit meiner Ankunft hatte mich schon oft das Gefühl beschlichen, dass ich eigentlich keinen großen Einfluss auf das Geschehen hier hatte. Als wäre ich eine Schachfigur, die sich nur nach bestimmten Regeln über das Brett bewegen durfte.
    Das größte Problem daran war, dass ich weder wusste, welche Figur man mir zugedacht hatte, noch wer – oder was – seine Züge mit mir machte.
     
    †
     
    Der Markt in Glastonbury hatte sicher schon bessere Tage gesehen – ganz sicher bessere als den heutigen –, aber er war immer noch ein Ereignis. An den Ständen hingen Hasen, Schafspelze und frischer Fisch. Es gab Fässer voller Ale und Cider und einen Kuchenverkäufer. Ein Schmied bot Spaten und Hacken feil. In diesen harten Zeiten waren das alles wichtige Güter für das gebeutelte Glastonbury.
    Es gab Eingemachtes aus der Gegend und sogar einen Tisch, auf dem leuchtend bunte, exotische Süßigkeiten auf jene warteten, die sie sich leisten konnten. Und vor der Johanniskirche spielte ein Musiker auf einer abgenutzten Laute zum Schlag einer Trommel mit ländlichen Weisen zum Tanz auf.
    Aber niemand tanzte. Die Menschen standen schweigend in kleinen Gruppen zusammen und wirkten misstrauisch und angespannt. Der Himmel war so trübe wie ihre Stimmung. Aus der Ferne waren Rufe und erregter Tumult zu hören, wo sich eine Menschentraube um die Stadtschreier und Konstabler gebildet hatte.
    Monger deutete mit dem Kinn auf eine kleine, dünne Frau, die in einem Türeingang stand. Sie trug eine Augenklappe und hatte Gläser mit Marmelade im Angebot, die vor ihr auf einem Tablett standen.
    «Joan Tyrre», erklärte er. «Sie ist vor drei Jahren aus Taunton hierher gezogen. Früher hatte sie dort auf dem Markt ihren Stand. Bis man sie zum Verhör abholte, um sie wegen ihres Umgangs mit dem Feenvolk zu

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